Hans Dieter Bohnet: Integration, 76 1986

  • Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Hans Dieter Bohnet: Integration, 76, 1986 / © Hans Dieter Bohnet; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

Seit 1986 ist Hans Dieter Bohnets Kugelplastik „Integration“ vor dem Abgeordnetenhochhaus „Langer Eugen“ in der Bonner Rheinaue aufgestellt. Bei der Plastik handelt es sich um eine fast vier Meter hohe, silbrig glänzende Edelstahl-Skulptur, die eine ungemeine Energie ausstrahlt und wuchtig wirkt, gleichwohl sie sich im Wind drehen oder manuell bewegt werden kann. Sie besteht aus einer Schweißkonstruktion mit einem zylindrischen Führungsrohr, der – mit der Spitze nach oben – ein Würfel aufsitzt. In dreizehn gegeneinander versetzten Segmenten verformt dieser sich zu einer Kugel. Die bereits 1976 entstandene Arbeit ist typisch für Bohnet, der erst Architektur studiert hatte und sich als Bildhauer nach gegenständlichen Anfängen stereometrischen Formen zuwandte. Dabei richtete er seit den siebziger Jahren das Hauptaugenmerk auf Kugel und Kubus. „Integration“ ist ein Beispiel seiner Kunst mit reinen Formen und ihrer konstruktivistischen Analyse und Synthese.
Die Plastik ruht als richtungsloser Körper in sich selbst. Sie lenkt die Aufmerksamkeit auf sich, fordert die Wahrnehmung und gefällt in Form, Konstruktionslogik, Materialästhetik und der Art, wie sie in der Bewegung den Raum anschneidet. An ihrem Standort unmittelbar am Rhein und in der Umgebung von Grünflächen, Bäumen und den spektakulären Architekturen des „Langen Eugen“ und der später hinzugekommenen Gebäude der Deutschen Welle und des Post-Towers ist die Skulptur bestens aufgehoben. Als Bindeglied sorgt sie am Eingang der Rheinaue für eine einzigartige Ensemblewirkung von Kunst, Natur und Architektur.
Gleichwohl blickt Hans Dieter Bohnets Plastik auf eine besondere Vorgeschichte zurück. Der Stuttgarter Bildhauer hatte sie nämlich schon 1974 für den Kunst-am-Bau-Wettbewerb für das Bonner Kanzleramt entwickelt, wo sie als „Umfahrungspunkt bei der Vorfahrt“ das Herzstück eines von Bohnet mit dem Landschaftsarchitekten Hans Luz entwickelten Gesamtkonzepts bilden sollte, das aus geometrisch geprägten Plattenstreifen, Heckenkuben und Bodenreliefs bestand und auf die Choreographie der Begrüßungszeremonien abgestellt war. Das Gesamtkonzept von Bohnet/Luz war allerdings wegen seiner Geometrisierungstendenzen umstritten und scheiterte an fehlenden Haushaltsmitteln, wohl auch, weil Bohnets Skulptur beim damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt auf wenig Gegenliebe stieß, da er die Kugelform mit Hegemonialansprüchen in Verbindung brachte und mit der Aussage von sich wies: „Wir sind schließlich nicht der Nabel der Welt!“
Eine differenzierte Betrachtung und kunstgeschichtliche Analyse zeigt, dass das Werk an sich und auch an seinem aktuellen Standort in der Rheinaue in diesem unterstellten Sinn nicht ansatzweise verfänglich ist, sondern im Zusammenhang mit den Vereinten Nationen im „Langen Eugen“ eine neue Bedeutung erhält. Eine Aufstellung vor dem Kanzleramt als „Machtzentrale“ der Bundesrepublik Deutschland allerdings hätte die Betrachtung wohl einschlägig beeinflusst. Beraten von eigens hinzugezogenen Kunsthistorikern, setzte sich Kanzler Schmidt jedenfalls gegen die Aufstellung der „Integration“ und für den Erwerb einer neuen plastischen Arbeit ein, so dass es 1979 zur Aufstellung von Henry Moores unterdessen weltberühmten „Large Two Forms“ kam. Für Bohnets Kugelobjekt musste demnach ein neuer Aufstellungsort gesucht werden. Zur Diskussion standen schon damals die Rheinaue, aber auch Bundesliegenschaften wie die Kreuzbauten oder der damals noch in der Planung befindliche Bereich der Deutschen Welle. Tatsächlich wurde die Plastik 1977 erst auf der Bundesgartenschau in Stuttgart gezeigt, bevor sie nach Bonn zurückkam, um 1986 mit Zustimmung des Künstlers an ihrem heutigen Standort aufgestellt zu werden, wo sie für Bonn und die Rheinaue schnell zum Wahrzeichen wurde. MS


Freiplastik / Skulptur
Edelstahl
Kugel: Ø 380 cm, Seitenlänge des Würfels 146 cm, Sockelhöhe 16 cm
offener Wettbewerb mit 177 Teilnehmern

UN-Hochhaus (Langer Eugen)
Rheinaue zwischen UN-Hochhaus und Rhein; Charles-de-Gaulle-Straße/Heimkehrerweg
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Hans Dieter Bohnet

Hans Dieter Bohnet (1926 Trossingen - 2006 Stuttgart), deutscher Bildhauer. Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart und der Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Ab 1950 freischaffender Künstler in Stuttgart. Stipendien der Villa Massimo, Rom, und der Cité Internationale des Arts, Paris. Zahlreiche Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum, u. a. „Lyra“ (1955) in der Liederhalle Stuttgart, „Integration“ (1976) vor dem „Langen Eugen“ in Bonn, „Kugelobjekt“ (1993) im Höhenpark Killesberg, Stuttgart.

UN-Hochhaus (Langer Eugen)

Architektur: Egon Eiermann
Bauzeit: 1966-1969

UN-Campus
Platz der Vereinten Nationen 1
53113 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Das nach dem damaligen Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier benannte Abgeordnetenhochhaus wurde 1969-2000 vom Deutschen Bundestag genutzt und nach denkmalgereichter Sanierung durch HPP Hentrich-Petschnigg & Partner 2006 an die Vereinten Nationen übergeben.

Weitere Kunstwerke: UN-Campus, Bonn

Weitere Kunstwerke: Bohnet, Hans Dieter