Hans Dieter Bohnet: Farb-Form-Objekt (Wunderapfel/Zauberapfel) 1972
Im Jahr 1972 eröffnete das Verteidigungsministerium auf der Hardthöhe in Bonn-Duisdorf eine Kindertagesstätte in einer sachlichen Flachdacharchitektur mit einem polygonal verästelten L-förmigen Grundriss. Für die Kunst am Bau trat die Bundesbaudirektion an Hans Dieter Bohnet heran. Der Stuttgarter Bildhauer (1926–2006) hatte sich in seinem Schaffen gerade neu orientiert und der geometrischen Abstraktion zugewandt. Insbesondere beschäftigte ihn in dieser Zeit die Kugel als ein reiner geometrischer Körper. Auch für den Außenbereich der KiTa schlug Bohnet ein – aufgrund ihres schlechten Erhaltungszustandes inzwischen demontiertes – Kugel-Objekt vor: eine im Dreiklang der Farben Rot, Orange und Blau leuchtende, angeschnittene und bewegliche Polyester-Kugel, die Bohnet auf einer kleinen Anhügelung am Rand der Eingangszone platzierte.
Die spezifischen Qualitäten des Kugelgebildes als Kunst am Bau stechen selbst auf Fotoansichten ins Auge. Die runden Formen trafen auf die statischen Flächen und Kanten der Architektur und ihre intensiven Farben auf eine nüchterne grau-weiße Schattierung. Die Schnitte der Kugel legten nicht nur den blauen Kern frei, sie hinterließen an der Plastik auch klare Kanten, die in der Drehung für die Wahrnehmung der Architektur und des Raumes ständig neue Perspektiven schufen. Die Kugel ergänzte so die Architektur und stellte zwischen dem Tektonischen und Zweckmäßigen der Architektur und dem Atektonischen und Zweckfreien der Kunst eine kontrapunktische Verbindung her.
Selbstverständlich war die bewegliche Plastik von Hans Dieter Bohnet ein Angebot auch für Kinder, die eigentlichen Adressaten dieser Kunst am Bau. Das zeigt sich bereits im Titel „Wunderapfel“ und in der von Bohnet sonst in dieser Weise nicht verwendeten plakativen Farbigkeit. Die hingegen auch bei anderen Skulpturen gegebene Beweglichkeit erweist sich hier als eine geeignete Komponente, Neugierde zu wecken, die Beobachtungsgabe zu schärfen und über spielerisches „Begreifen“ ein ganzheitliches Erfahren von Farben, Formen und räumlichen und zeitlichen Zusammenhängen zu ermöglichen.
Sehr bald nach diesem Auftrag erregte Hans Dieter Bohnet mit einem anderen Kunst-am-Bau-Werk Aufmerksamkeit: mit der Edelstahl-Kugel-Skulptur „Integration“, die für das damalige Kanzleramt in Bonn bestimmt war, nach einer Intervention des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt schließlich aber in der Bonner Rheinaue aufgestellt wurde. MS
kinetische Arbeit
Polyester, farbig
Ø ca. 200 cm
8.692 €
Direktvergabe
Kindertagesstätte "Regenbogenhaus"
Außengelände
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar
verschollen
Künstler : Hans Dieter Bohnet
Hans Dieter Bohnet (1926 Trossingen - 2006 Stuttgart) war ein deutscher Bildhauer. Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft studierte er Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart und Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Ab 1950 war er als freischaffender Künstler in Stuttgart tätig und u.a. Stipendiat der Villa Massimo in Rom und der Cité Internationale des Arts in Paris. Bohnet realisierte vielfach Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum, u. a. die Skulpturen „Lyra“ (1955) für die Liederhalle Stuttgart, „Integration“ (1976) für das ehemalige Bundeskanzleramt (heute vor dem „Langen Eugen“ aufgestellt) in Bonn und ein „Kugelobjekt“ (1993) für den Höhenpark Killesberg in Stuttgart.
Kindertagesstätte "Regenbogenhaus"
Architektur: Bundesbaudirektion
Bauzeit: 1971
Bundesministerium der Verteidigung
Fontainengraben 150
53123 Bonn
Nordrhein-Westfalen
1971 Neubau der Kindertagesstätte, Eröffnung 1972.