Denise Winter: Atrium - Wo das Schaf und der Wolf aus dem Pelz kamen 2013

  • Denise Winter: Atrium - Wo das Schaf und der Wolf aus dem Pelz kamen, 2013 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Denise Winter: Atrium - Wo das Schaf und der Wolf aus dem Pelz kamen, 2013 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Denise Winter: Atrium - Wo das Schaf und der Wolf aus dem Pelz kamen, 2013 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Denise Winter: Atrium - Wo das Schaf und der Wolf aus dem Pelz kamen, 2013 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Denise Winter: Atrium - Wo das Schaf und der Wolf aus dem Pelz kamen, 2013 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Denise Winter: Atrium - Wo das Schaf und der Wolf aus dem Pelz kamen, 2013 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

Die Keile, Trapeze und die gedämpfte rötlich-beige-braune Tonigkeit des Holzplattenreliefs von Denise Winter erinnern an eine aus der Vogelperspektive gesehene Ackerlandschaft – eine beabsichtigte Lesart, die zum Standort des Ministeriums mit seinen Aufgabenbereichen Ernährung und Landwirtschaft passt. Dabei ist das im „Lotteriesaal“ des Altbauflügels befindliche Bild Ergebnis der visuellen Aneignung eines Fotos, das das langgestreckte Atrium im Neubau des BMEL zeigt. Dieser Architekturbezug ist auf der Holzarbeit in dem mittigen Querstück sichtbar gegeben, erlangt allerdings keine thematische Bedeutung.
Für das Erleben und Verstehen des Werkes wichtiger sind dessen Material- und Entstehungsbedingungen. Die vierteilige Arbeit besteht aus acht Spanholznormplatten, die vorder- und rückseitig eine Buchenholzplatte furnieren – wobei es also zu einer paradoxen Verkehrung des Furnierprinzips kommt, bei dem üblicherweise ja eine dünne Schicht wertvolleren Holzes ein einfacheres Holz veredelt. Bei der eigentlichen Bildgebung bedient sich Denise Winter der in den Hölzern angelegten Eigenschaften und Strukturen und arbeitet die Formen und Farben der stilisierten Ackerlandschaft durch Fräsen unmittelbar aus dem Material heraus. Das Aufbrechen und Durchdringen der Spanplatte und das Freilegen des keilförmigen Buchenholzstückes wird zu einem Akt des Aufdeckens und Sichtbarmachens, der einer Wahrheitssuche und -findung gleichkommt.
In Analogie zum Aufgabenbereich Verbraucherschutz des BMEL wirft die sichtbar gemachte Gegenüberstellung des verleimten Billigholzes und des darunter verborgenen massiven Buchenholzes Fragen der Qualität und Echtheit sowie auf allgemeine Weise auch Fragen eines bewussten Umgangs mit Werkstoffen auf. Die Verwendung und künstlerische Aufwertung der im Baumarkt erhältlichen Pressspanplatten erhebt darüber hinaus den ästhetischen Anspruch der Authentizität, Ehrlichkeit und Materialgerechtigkeit. Dieser Anspruch spiegelt sich auch im Titel der Arbeit, der das Thema des Verbergens und Täuschens in der Metapher des sprichwörtlichen Wolfes im Schafspelz anspricht. MS

Weiterführende Literatur:
Martin Seidel (Autor), Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (Hrsg.): Kunst am Bau im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Berlin o. J. (2016).


Tafelbild / Gemälde
Vollholzbuche mit Rohspanfurnier
250 x 375 x 2,1 cm
17.819 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 15 Teilnehmern

Altbau (ehem. General-Lotterie-Direktion)
Lotteriesaal
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlerin : Denise Winter

Denise Winter, geboren 1983 in Berlin, ist eine deutsche Künstlerin. Sie studierte von 2003 bis 2012 an der Hochschule für Bildende Künste Dresden, zuletzt als Meisterschülerin bei Prof. Monika Brandmeier, an der Kunsthøgskolen in Oslo und an der Kunstakademie Düsseldorf. 2010 erhielt sie den Caspar-David-Friedrich-Preis. Ihre Werke wurden u.a. im Museum für Konkrete Kunst Ingolstadt, im Pommerschen Landesmuseum Greifswald und im Goethe-Institut in Damaskus/Syrien ausgestellt. Kunst am Bau realisierte sie für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Berlin.

Altbau (ehem. General-Lotterie-Direktion)

Architektur: Paul Kieschke
Bauzeit: um 1900

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Wilhelmstraße 54
10117 Berlin

Auf dem hinteren Grundstücksabschnitt des einstigen Preußischen Staatsministeriums in der Wilhelmstraße 52 (ehem. Nr. 53 bzw. 63) entstand um 1900 der Neubau der General-Lotterie-Direktion, der ab 1910 vom Preußischen Justizministerium genutzt wurde; 1949-2005 diente er mit dem Hofgebäude des einstigen Zivilkabinetts der Deutschen Hochschule für Musik "Hanns Eisler" als Sitz. 2006-2010 wurde der Bau durch Anderhalten Architekten für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft saniert.