Jürgen Partenheimer: Weltachse 1999

  • Jürgen Partenheimer: Weltachse, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

    Jürgen Partenheimer: Weltachse, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

  • Jürgen Partenheimer: Weltachse, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

    Jürgen Partenheimer: Weltachse, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

Als erstes Kunstwerk auf dem Weg zum Gericht begegnet im Eingangshof des Gebäudes eine drei Geschosse hohe Stele aus ultramarinblauen Bronzewürfeln von Jürgen Partenheimer. Das Werk besticht durch die gehobene Formensprache und reduzierte Farbigkeit und ist in der Variation der Kuben und des dreifach gestuften Blaus ein abwechslungsreiches künstlerisches Statement. Es stellt eine „Axis mundi“ dar, eine der „Weltachsen“, die den Künstler schon lange beschäftig hatten. Bereits 1983 experimentierte er mit diesem Motiv; 1993 stellte er erstmals eine Weltachse aus. Die erste Bronzevariante entstand 1997 für das Stedelijk Museum in Amsterdam, auf die in kurzem Abstand zahlreiche Stelen für temporäre oder permanente Aus- und Aufstellungen in Deutschland, Italien, Spanien, China, England und den Niederlanden folgten. Immer stapeln sie Bronzekuben übereinander und sind ultramarinblau pigmentiert. Die „Weltachse“ in Partenheimers künstlerischen Kosmos ist einem anthropologischen Anliegen verpflichtet und formuliert ein existentielles Befinden. So begreift der Künstler die Weltachse nach den Vorstellungen kosmogonischer Mythen der Weltentstehung als ein universelles Symbol der vertikalen Verbindung zwischen Himmel und Erde. Für diese Verbindung hat er mit seinen Stapelstelen, die in sich eine „imaginative, spirituelle Energie“ bündeln, einen konzisen Ausdruck gefunden, indem er sie der Vorstellung nach in unendliche Höhe wachsen lässt und das Ultramarinblau als gemeinsame Farbe von Meerestiefen und Nachthimmeln und auch als Farbe der Mystik verwendet. Auch als Kunst am Bau bleibt die Erfurter Stele den Prinzipien der „Weltachse“ treu. Sie unterscheidet sich innerhalb der Werkgruppen lediglich in der Höhe und in der Zahl der Kuben, die hier bei 14, ansonsten meist bei 13 und ausnahmsweise auch bei 15 liegt. Ihre Dimensionen sind nach Augenmaß und gefühlter, nicht berechneter Stimmigkeit auf die Hofarchitektur und auch die benachbarten Gerichtslinden abgestimmt. Im Kontext der gleichförmigen Rasterfassade und der Natur der Linden entwickelt Partenheimers „Weltachse“ in Erfurt – wie mittlerweile an vielen Orten dieser Welt – eine starke, bedeutungsvolle, aber auch leichthändige und einnehmende Präsenz. MS

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2000–2006, herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bönen 2007, S. 48-180, S. 100-109.
Die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts (Hg.): B Art G. Kunst am Bundesarbeitsgericht, Zweite überarbeitete Auflage, Erfurt 2014.
Staatsbauamt Erfurt: Ankunft in Erfurt. Das neue Bundesarbeitsgericht, o.J. (Broschüre).
Bonitz Levie Schumann: Gesine Weinmiller. Bundesarbeitsgericht Erfurt, o.J.


Freiplastik / Skulptur
bemalte Bronze
Höhe ca. 10,5 m, Grundfläche des Sockelquaders 90 x 90 cm
55.220 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 11 Teilnehmern

Bundesarbeitsgericht
Vorhof
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Jürgen Partenheimer

Jürgen Partenheimer (*1947 in München) ist Maler, Bildhauer und Objektkünstler. Partenheimer studierte Philosophie und Kunstgeschichte mit anschließender Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie Kunstgeschichte und Freie Kunst an der University of Arizona in Tucson. Partenheimer hatte mehrere Lehraufträge und Gastprofessuren, u.a. an der University of Arizona, Tuscon, der Staatlichen Akademie der bildenden Künste, Düsseldorf, der Rijksakademie van Beeldende Kunsten, Amsterdam, und dem Edinburgh College of Art. Er erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen, u.a. den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler. Er nahm an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil, u.a. an den Biennalen von São Paulo und Venedig. Weltweit bekannt sind seine hochaufragenden „Weltachsen“. Als Kunst am Bau im Auftrag des Bundes realisierte er eine Weltachsen-Stele für den Vorhof des Bundesarbeitsgerichtes in Erfurt (1999) sowie drei Bildtafeln für den Erweiterungsbau des Auswärtigen Amtes in Berlin (o.T., 2000). Jürgen Partenheimer lebt in München und Italien.

Bundesarbeitsgericht

Architektur: Weinmiller Architekten BDA
Bauzeit: 1996-1999

Bundesarbeitsgericht
Hugo-Preuß-Platz 1
99084 Erfurt
Thüringen

Der neue Dienstsitz des Bundesarbeitsgerichtes entstand im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands, nachdem die Föderalismuskommission 1992 die Verlegung der Institution von Kassel nach Thüringen beschlossen und man sich auf Erfurt als neuen Standort geeinigt hatte.

Weitere Kunstwerke: Bundesarbeitsgericht, Erfurt

Weitere Kunstwerke: Partenheimer, Jürgen