Ulrike Drasdo: o. T. (Wandbehänge) 1999

  • Ulrike Drasdo: o. T. (Wandbehänge), 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

    Ulrike Drasdo: o. T. (Wandbehänge), 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

  • Ulrike Drasdo: o. T. (Wandbehänge), 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BAG

    Ulrike Drasdo: o. T. (Wandbehänge), 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BAG

Das Kunst-am-Bau-Konzept fürs BAG reagiert auf die Architektur und ihre Ausstattung mit der Vielfalt an Erscheinungs- und Ausdrucksformen, Gattungen und Medien. Auch Textilkunst ist dabei. Sie wurde zwar nicht als Kunst am Bau finanziert, aber in diesem Zusammenhang angekauft und behauptet sich durchaus gut. Drei fast vom Boden bis zu Decke reichende Wandbehänge der Thüringischen Bildweberin Ulrike Drasdo bilden im Konferenzsaal (ursprünglich in einem der beiden Besprechungsräume im dritten Obergeschoss) ein Triptychon. Die offensichtlich Bauhaus-Ästhetiken verpflichteten Behänge zeigen Reihen von hochrechteckigen Farbfeldern, die in einem Raster aus stärkeren horizontalen und schmaleren vertikalen Bändern organisiert sind. Das Muster ist gekennzeichnet von Symmetrien und Inversionen. Alle drei Behänge weisen denselben Verlauf auf. Dabei ist der mittlere um 180 gedreht, so dass trotz größter Ähnlichkeit und Harmonie doch eine gewisse Bewegtheit und Spannung entsteht. Im Mittelteil stehen pro Zeile zwei beziehungsweise eines der kleinen schmalen Rechtecke schräg und bilden über die gesamte Fläche ein Andreaskreuz. Trotz dieser Betonung der Mittelachse verteilt das repetitive Gestaltungsmodul die Aufmerksamkeit der Betrachtenden gleichmäßig auf die drei Bilder und spricht mehr das intuitive ästhetische Erleben dieser Gestaltung an als eine analytische Betrachtung und systematisches Verstehen. Mit dem kleinteiligen Muster und der leuchtenden Farbigkeit, die warme und kältere Töne zum Ausgleich bringt, bilden die Behänge gegenüber der reduzierten Materialästhetik, die mit grauem Sichtbeton, Bodenplatten aus grünlichem Gneis und dem Eichenholz des Mobiliars und der Vertäfelung das ganze Gebäude prägt, eine angenehme und willkommene optische Abwechslung.
Bei der Ausstattung von Räumen hat Textilkunst generell den praktischen Vorteil und oft auch die Aufgabe einer Schalldämpfung. Andererseits vermitteln textile Werke im besonderen Maß ein Gefühl von Wohnlichkeit und Behaglichkeit – eine Qualität, deretwegen Wandteppiche als Kunst am Bau bis heute besonders auch im gehobenen Ambiente repräsentativer Bauten anzutreffen sind. MS

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2000-2006, hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin 2007, S. 48-180, S. 100-109.
Die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts (Hg.): B Art G. Kunst am Bundesarbeitsgericht, Zweite überarbeitete Auflage, Erfurt 2014.
Staatsbauamt Erfurt: Bundesarbeitsgericht Erfurt. Baudokumentation, o.J.
Staatsbauamt Erfurt: Ankunft in Erfurt. Das neue Bundesarbeitsgericht, o.J. (Broschüre).


Textilarbeit
Flachweberei, Wolle
jeweils 253 x 116,5 cm
9.459 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 11 Teilnehmern

Bundesarbeitsgericht
Konferenzraum 3. OG
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlerin : Ulrike Drasdo

Ulrike Drasdo (1951 - 2017) war eine Thüringische Bildweberin. Sie studierte von 1980 bis 1983 an der Fachschule für Angewandte Kunst Schneeberg und lehrte 1992-1994 an der Erfurter Malschule. Ihre für sakrale und profane Standorte geschaffenen Raum- und Wandarbeiten folgen der abstrakten Formensprache des Bauhauses. Kennzeichnend ist die formale Strenge der Bildelemente bei gleichzeitiger Intensität intuitiver Farbharmonien. Arbeiten von Drasdo befinden sich im Besitz von Museen, Unternehmen, Verbänden, Bildungseinrichtungen und Kirchen vor allem in Thüringen.

Bundesarbeitsgericht

Architektur: Weinmiller Architekten BDA
Bauzeit: 1996-1999

Bundesarbeitsgericht
Hugo-Preuß-Platz 1
99084 Erfurt
Thüringen

Der neue Dienstsitz des Bundesarbeitsgerichtes entstand im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands, nachdem die Föderalismuskommission 1992 die Verlegung der Institution von Kassel nach Thüringen beschlossen und man sich auf Erfurt als neuen Standort geeinigt hatte.

Weitere Kunstwerke: Bundesarbeitsgericht, Erfurt