Ricardo Saro: o. T. 1999

  • Ricardo Saro: o. T., 1999 / © Ricardo Saro; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

    Ricardo Saro: o. T., 1999 / © Ricardo Saro; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

  • Ricardo Saro: o. T., 1999 / © Ricardo Saro; Fotonachweis: BAG

    Ricardo Saro: o. T., 1999 / © Ricardo Saro; Fotonachweis: BAG

Das Kunst-am-Bau-Konzept fürs Bundesarbeitsgericht stand unter dem Motto „Mensch und Arbeit“, einem Thema, das bei der späteren Umsetzung der Projekte eine geringe oder überhaupt keine Rolle mehr spielte. Die meisten der acht künstlerischen Positionen sind völlig abstrakt und haben die Kunst selbst und ihr Verhältnis zur Architektur zum Thema. Auch für die beiden Ölgemälde, die der Maler Ricardo Saro für den kleinen nördlichen Verhandlungssaal angefertigt hat, bildete Gesine Weinmillers Architektur den Ausgangspunkt. Die Darbietung und künstlerische Haltung begegnen mehrfach in Ricardo Saros Œuvre. Die Arbeiten im Bundesarbeitsgericht suchen darüber hinaus den Dialog. Im Format, den Dimensionen und der Beschränkung auf primäre Farben und Formen reagieren sie auf die Beschaffenheit des Standorts und verleihen ihm gleichzeitig Prägnanz und Ausstrahlung. Offensichtlich ist vor allem die Korrespondenz des Quadratformats und seiner Größe mit der Kassettendecke. Die Grenzen der Farbfelder und die Beschränkung auf primäres Rot und Blau stellen zum Minimalismus der Architektur zumindest Analogien her. Schon aber die dezentrale Platzierung der Farbquadrate auf der Leinwand irritiert gegenüber der stoischen Rasterstrenge der Architektur. Und nur im ersten Augenblick wirken die Gemälde kantig und grafisch hart. Beim näheren Hinsehen werden die intuitiven und sinnlichen Ansätze erkennbar. Die Farbe ist nicht industriell gleichmäßig aufgebracht, sie strukturiert vielmehr lebendig die Oberflächen. Die Härten der Kanten verschwimmen schattig. Die Schmalseiten sind so in die Gestaltung einbezogen, dass die Gemälde als spielerische Zugabe einen Relief- und Objektcharakter erlangen. Auch als Ensemble fordern diese Flächenkompositionen Raum und werden zu einer zugleich in sich ruhenden wie auch energiegeladenen und bewegten Installation, die mit den drei abstrakten Bildtafeln von Katharina Grosse im südlichen der beiden Verhandlungssäle im Austausch steht. MS

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2000–2006, herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bönen 2007, S. 48-180, S. 100-109.
Die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts (Hg.): B Art G. Kunst am Bundesarbeitsgericht, Zweite überarbeitete Auflage, Erfurt 2014.
Staatsbauamt Erfurt: Ankunft in Erfurt. Das neue Bundesarbeitsgericht, o.J. (Broschüre).
Bonitz Levie Schumann: Gesine Weinmiller. Bundesarbeitsgericht Erfurt, o.J.


Tafelbild / Gemälde
Öl auf Leinwand
je 190 x 200 cm
13.805 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb

Bundesarbeitsgericht
kleiner nördlicher Verhandlungssaal im Erdgeschoss
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Ricardo Saro

Ricardo Saro (*1947 Santander, Spanien), ist Maler. Er studierte an der Werkkunstschule Hannover und anschließend an der Hochschule der Künste Berlin. Nach Anfängen als Maler des Fotorealismus wandte sich Saro in den 1980er Jahren einer nuancenreichen ungegenständlichen Farbmalerei zu. Er erhielt 1993 den Sprengelpreis für Bildende Kunst und im selben Jahr das Niedersächsische Künstlerstipendium. 1996-98 war Saro Artist in residence an der Universität Witten-Herdecke. Seine Werke sind in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. Ricardo Saro lebt in Benthe bei Hannover.

Bundesarbeitsgericht

Architektur: Weinmiller Architekten BDA
Bauzeit: 1996-1999

Bundesarbeitsgericht
Hugo-Preuß-Platz 1
99084 Erfurt
Thüringen

Der neue Dienstsitz des Bundesarbeitsgerichtes entstand im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands, nachdem die Föderalismuskommission 1992 die Verlegung der Institution von Kassel nach Thüringen beschlossen und man sich auf Erfurt als neuen Standort geeinigt hatte.

Weitere Kunstwerke: Bundesarbeitsgericht, Erfurt