Rémy Zaugg: o. T. 1999

  • Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2700)

    Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2700)

  • Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: 
BBR / Martin Seidel (2700)

    Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2700)

  • Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

    Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

  • Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BAG

    Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BAG

  • Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

    Rémy Zaugg: o. T., 1999 / © Rémy Zaugg; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

Im Unterschied zu den anderen Kunst-am-Bau-Künstler*innen des Bundesarbeitsgerichtes orientierte der Schweizer Konzeptkünstler Rémy Zaugg seinen Kunstbeitrag nicht an der Architektur und der Lage des Gebäudes, sondern an dessen Zweckbestimmung und Nutzung. Zaugg, der als „Philosophenkünstler“ auch mit theoretischen Schriften Anerkennung gefunden hat, hat vier Tafelbilder geschaffen, die an verschiedenen Standorten des öffentlichen Erdgeschosses den Weg zu den Verhandlungssälen im östlichen Gebäudeteil begleiten. Es sind für Zauggs Œuvre typische Bilder mit Texten, die als Siebdruck auf lackierte Aluminiumtafeln angebracht sind. Die Tafeln enthalten in fetten Majuskeln, weiß auf Farbe und einmal schwarz auf weiß folgende Sätze:

Und hätte sich, / sobald ich auf / dieser Welt war, / ein Missverständnis / eingestellt.
Ich, das Bild, / ich öffne / die Augen / und die Welt / sieht mich.
Ein, zwei, drei, vier Fenster / (Der Himmel, / Wolken, Sonne, Regen / die Stadt, das Land / Häuser, Bäume, / Wiesen, Dächer, / Fassaden, Fenster…) / Ein Selbstbildnis
Und gäbe es, / wenn ich / das Wort ergreife, / die Welt / nicht mehr.

Es sind Sätze in der gehobenen Form freier Rhythmen. Die rätselhafte Sprache, irreale Konjunktive, eine eigengesetzliche Interpunktion, seltsame Subjekt-Objekt-Inversionen und verwirrende bis verquere Inhalte bauen keine nach allgemeinen Verständnis ‚vernünftigen‘ Diskurse auf und erschließen sich nicht mit üblicher Logik. Die mit gespritztem Acryllack beschichteten Aluminiumtafeln interessieren sich weniger für malerische Sinnlichkeit und technische Finessen der Kunst als vielmehr für deren Wahrnehmung und Wirkung. Ihren Reiz beziehen sie aus einer konzeptkünstlerischen Sprachbildlichkeit, die übliche Ordnungen und scheinbare Gewissheiten in Frage stellt und die kognitive und sensitive Wachheit der Betrachtenden fordert. Die Werke thematisieren – so etwa auch die Erläuterungen Rémy Zauggs – das Wesen der Rechtsprechung als einen sprachgebundenen interpretativen Akt, dessen Gelingen von der individuellen Fähigkeit (beziehungsweise Unfähigkeit) der Sinnerschließung abhängt. An diesem Projekt der künstlerischen Irritation sind die vier unterschiedlich großen und farbigen Textbilder als Ensemble beteiligt. Die vier versprengten Standorte im Erdgeschoss geben aber keine Reihenfolge vor und konstituieren eher einen losen Zusammenhang, der jedes Bild auch einzeln und bei veränderter Hängung bestehen ließe. MS

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2000–2006, herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Bönen 2007, S. 48-180, S. 100-109.
Die Präsidentin des Bundesarbeitsgerichts (Hg.): B Art G. Kunst am Bundesarbeitsgericht, Zweite überarbeitete Auflage, Erfurt 2014.
Staatsbauamt Erfurt: Ankunft in Erfurt. Das neue Bundesarbeitsgericht, o.J. (Broschüre).
Bonitz Levie Schumann: Gesine Weinmiller. Bundesarbeitsgericht Erfurt, o.J.


Tafelbild / Gemälde
Aluminium, gespritzter Acryllack, Text in Siebdruck, Klarlack
zwischen 168 x 150 und 259 x 227 cm
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 11 Teilnehmern

Bundesarbeitsgericht
Bibliotheksfoyer, Rampe und Seitenwände Foyer Verhandlungsbereich im Erdgeschoss
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Rémy Zaugg

Rémy Zaugg (1943 Courgenay - 2005 Arlesheim), war ein an der Kunstgewerbeschule Basel ausgebildeter Maler und Konzeptkünstler. Darüber hinaus war er Kunsttheoretiker und Ausstellungskurator. Sein vielfältiges Œuvre umfasst Gemälde, Papierarbeiten, Skulpturen Kunst-am-Bau-Projekte und Projekte im öffentlichen Raum sowie architektonische Entwürfe und Beratertätigkeiten. Im Fokus seines Interesses standen Fragen der Wahrnehmung der Kunst. Im Buch „Das Kunstmuseum, das ich mir erträume oder Der Ort des Werkes und des Menschen“ (1987) plädierte er für architektonische Einfachheit und eine unmittelbare Präsenz des Kunstwerkes. Zaugg arbeitete langjährig mit dem Architekturbüro Herzog & de Meuron zusammen. Auch in Kooperation mit Weinmiller Architekten realisierte er Kunst am Bau. Rémy Zaugg verstarb 2005 in Arlesheim (CH).

Bundesarbeitsgericht

Architektur: Weinmiller Architekten BDA
Bauzeit: 1996-1999

Bundesarbeitsgericht
Hugo-Preuß-Platz 1
99084 Erfurt
Thüringen

Der neue Dienstsitz des Bundesarbeitsgerichtes entstand im Zuge der Wiedervereinigung Deutschlands, nachdem die Föderalismuskommission 1992 die Verlegung der Institution von Kassel nach Thüringen beschlossen und man sich auf Erfurt als neuen Standort geeinigt hatte.

Weitere Kunstwerke: Bundesarbeitsgericht, Erfurt