Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung 1977

  • Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Michael Goergen (2005)

    Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Michael Goergen (2005)

  • Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (1980)

    Ansgar Nierhoff: Plastische Kreuzung, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (1980)

Die sogenannten Kreuzbauten in Bonn sollten den Auftakt zu einem neu geplanten Ministeriumsviertel zwischen Bonn und Bad Godesberg bilden. Von ursprünglich sieben avisierten Hochhäusern wurden schließlich nur zwei elf- bis 14-geschossige Bauten errichtet, die ihren Namen durch ihren kreuzförmigen Grundriss erhielten. Auch wenn damit nur ein Bruchteil der ursprünglichen Planungen umgesetzt wurde – knappe finanzielle Ressourcen und zunehmende Proteste der Bevölkerung durchkreuzten die Pläne – stehen die Gebäude doch bis heute symbolisch für das sich in den 1970er-Jahren ändernde Selbstverständnis der Hauptstadt Bonn. Aus der „provisorischen Hauptstadt“ war nun endgültig der Regierungssitz geworden, dessen Verwaltungseinheiten stetig wuchsen und so große Bauten notwendig werden ließen.
Städtebaulich bilden die Gebäude Orientierungs- und Identifikationspunkte an der Hauptverbindungsstraße des Regierungsviertels von Bonn nach Bad Godesberg. Geplant und ausgeführt wurde das Projekt 1969-75 von der in Königswinter angesiedelten Planungsgruppe Stieldorf, bestehend aus den Architekten Manfred Adams, Robert Glatzer, Günther Hornschuh, Georg Pollich und Peter Türler. Bei der Planung war Transparenz ein grundlegendes Designprinzip, das sich in der Architektur durch die auf vier Betonpfeilern ruhende Baumasse manifestiert, während die Freiraumplanung eine Trennung der Verkehre auf mehreren Ebenen bei starker Druchrünung zum Ziel hatte. Die Liegenschaft besteht heute aus den zwei Hochhäusern, vier kleineren Basisgebäuden, drei kleinen Pavillons und aus zwei Grünflächen zwischen den Gebäuden, die ebenerdig mit der zweigeschossigen Unterkellerung liegen. Der ursprünglich geplante offene Zugang zum Gelände ist inzwischen aus Sicherheitsgründen auf zwei gesicherte Zugänge reduziert, sodass der Skulpturengarten im Außenbereich mit zahlreichen Werken wichtiger Künstler der 1970er und 80er-Jahre heute nur eingeschränkt zugänglich ist.
Für die künstlerische Ausstattung des Außengeländes der „Kreuzbauten“, in denen die damaligen Ministerien der Justiz und für Forschung und Technologie untergebracht werden sollten, wurde ein zweistufiger Wettbewerb ausgelobt, aus dem Werke von Victor Bonato, Karl Dierkes, Haus-Rucker-Co, Jürgen Hans Grümmer, Erich Hauser, Matschinsky-Denninghoff, Günther Ferdinand Ris, Ursula Sax, Robert Schwarz, Joachim Spies und Rolf Szymanski hervorgingen. In ihrer Gesamtheit schaffen die Werke eine gelungene Wechselwirkung von bedeutenden Kunstwerken und qualitätvoller Architektur.
Für den Innenhof B, die zentrale eingetiefte Fläche zwischen Hochhaus A1 und A2, entschied man sich für den Ankauf von Ansgar Nierhoffs Arbeit „Plastische Kreuzung“, die 1977 auf der documenta 6 in Kassel international Beachtung gefunden hatte. Mit 20 Metern Länge und Breite beeindruckt die Plastische Kreuzung allein schon durch die Größe. Die weit ausgreifenden Arme laufen in perfekten Parallelen zur umlaufenden Betonmauer des Platzes und korrespondieren mit dem Treppenaufgang. Der silbern schimmernde Edelstahl greift die Fassadengestaltung der Kreuzbauten auf. Obwohl die Arbeit nach der documenta als Direktankauf erworben wurde, steht Form und Ästhetik in vollendeter Übereinstimmung mit dem baulichen Umfeld. Die landschaftliche Gestaltung der Plastischen Kreuzung ist ungewöhnlich für Nierhoff und zeugt von seinem Interesse an der populärer werdenden Land Art. Unter dem Mittelpunkt der zwei sich kreuzenden, zirka ein Meter hohen Stahlhohlkörper liegt eine kreisrunde Mulde von einem Meter Tiefe und fünf Metern Durchmesser. Die Tiefe im Zentrum der Rasenmulde entspricht der Gesamthöhe. Mit den verformten End- und Mittelsegmenten treibt Ansgar Nierhoff seine Serie von Skulpturen mit Quetschungen ins Extrem. Kleinere Werke dieses Typs, die vom Bund in Auftrag gegeben wurden, findet man an weiteren Standorten in Bonn, sowie Hamburg und Berlin. CL/AS/CvM/UC

Weiterführende Literatur Online:
Claudia Büttner / Christina Lanzl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1950 bis 1979. BBSR-Online-Publikation 12/2014, Bonn, Dezember 2014.
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.
Claudia Büttner (Autorin), BMVBS (Hrsg.): Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland, BMVBS-Online-Publikation, Berlin 2011, S. 80 ff.

Weiterführende Literatur:
Zabel-Zottmann, Gabriele, 2012: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn, Aufgestellt von 1970 bis 1991, Mit Betrachtung einer Auswahl vorher sowie anschließend aufgestellter Werke. Phil. Diss. Bonn, Teil 1 Text: S. 67 ff.; Teil 2 Katalog: S. 118-119, Kat. Nr. 141
Wolfgang Leuschner: Bauten des Bundes 1965-1980, hrsg. v. Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Karlsruhe 1980, S. 36-37, 228.


Freiplastik / Skulptur
Stahlhohlkörper aus rostfreiem Edelstahl über Rasenmulde
0,92 x 19,3 x 18,25 m, Stahlhohlkörper Querschnitt 75 x 75 cm; Rasenmulde: Tiefe 100 cm im Mittelpunkt, Ø 500 cm
46.528 €
Auftrag nach Teilnahme am Wettbewerb

Bundesministerium für Bildung und Forschung und Eisenbahn-Bundesamt (Kreuzbauten A1 und A2)
Zentraler Innenhof
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Ansgar Nierhoff

Ansgar Nierhoff (1941 Meschede – 2010 Köln) machte 1960 seinen Gesellenbrief für das Maurerhandwerk und anschließend Abitur. Er studierte 1964-69 an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler von Norbert Kricke. Er erhielt den Villa-Romana-Preis und nahm 1977 an der documenta 6 teil. 1983 arbeitete Nierhoff zeitweise als Assistent von George Rickey in dessen New Yorker Atelier. 2000 wurde er mit dem August-Macke-Preis ausgezeichnet. Nierhoff wirkte 1988-2008 als Professor an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Der Bildhauer schuf einige wichtige Werke im Bauzusammenhang: für die Universität der Bundeswehr Hamburg 1976, in Bonn für das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 1978, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 1980 und das Bundesministerium der Verteidigung 1988, in Berlin für das Robert Koch-Institut 1980 und die Staatsbibliothek 1982 sowie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig 1992. Nierhoffs letztes Werk war das 2010 posthum enthüllte Mal der KZ-Gedenkstätte Ladelund.

Bundesministerium für Bildung und Forschung und Eisenbahn-Bundesamt (Kreuzbauten A1 und A2)

Architektur: Planungsgruppe Stieldorf (M. Adams, R. Glatzer, G. Hornschuh, G. Pollich, P. Türler)
Bauzeit: 1969-75

Campus Kreuzbauten
Heinemannstraße 2-22
53175 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Die Hochhäuser A1 und A2 wurden 1969-75 für das Bundesministerium der Justiz und die Bundesministerien für Bildung und Wissenschaft sowie für Forschung und Technologie errichtet. Nach einer umfassenden Sanierung 2003-2010 werden die Hochhäuser heute etwa 1150 Mitarbeitern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Eisenbahnbundesamts und der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung genutzt.

Weitere Kunstwerke: Campus Kreuzbauten, Bonn

Weitere Kunstwerke: Nierhoff, Ansgar