Karl Josef Dierkes: Lichtwand 1974

  • Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

    Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

  • Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

    Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2015)

  • Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Karl Josef Dierkes: Lichtwand, 1974 / © Karl Josef Dierkes; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

1974 wurden für das Bundesministerium der Justiz und die Bundesministerien für Bildung und Wissenschaft sowie für Forschung und Technologie in Bonn-Bad Godesberg die beiden „Kreuzbauten“ errichtet. Gedacht waren sie als Teil einer komplexen Planung mit insgesamt sieben solcher Bauten, die allen Bundesministerien Platz bieten sollten. Aufgrund öffentlicher Proteste und auch kommunaler Überlegungen zur Gestaltung der Bonner Rheinaue blieb es bei den beiden Bauten, die heute vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Eisenbahn-Bundesamt genutzt werden. Das Ensemble aus den kreuzförmigen Hochhäusern, vier kleineren „Basisgebäuden“ mit quadratischen Grundrissen und drei Pavillons ist mit Plätzen, Wegen und untergeschossigen Innenhöfen lebhaft strukturiert. Darüber hinaus weist es eine Vielzahl an Kunst-am-Bau-Werken auf.
Das außerordentlich große Engagement für Kunst ist der Bedeutung der Baumaßnahme zu danken, mit der der Status Bonns als Hauptstadtprovisorium überwunden und der Regierungssitz systematisch ausgebaut werden sollte. Noch bevor ein zweistufiger Wettbewerb mit 25 Einladungen (und 18 Einreichungen) ausgelobt wurde, ergingen auf Wunsch und Vorschlag des Justizministeriums an die Künstler Jürgen Hans Grümmer, Joachim Spies und Karl Josef Dierkes Direktaufträge für die Gestaltung der Tiefhöfe am Justizministerium, dem Haus 1 der Liegenschaft, in dem heute das Eisenbahn-Bundesamt seinen Sitz hat.
Karl Josef Dierkes (1924-2008) war ein Künstler, den die Baudirektion als geeigneten Kandidaten für Kunst-am-Bau-Aufträge bereits länger im Blick gehabt hatte. Mit ihm einigte sie sich nach einem Ortstermin auf eine in Bronze gegossene „Lichtwand“ für den zentralen Innenhof.
Diese „Lichtwand“ hat entgegen ihrem Titel den ehemals „lichten“ Glanz der Bronze unter einer Patinaschicht gänzlich verloren. Die Wand verlagert ihr Gewicht auf eine doppelkehlige Mittelachse, welche auf eine Betonplinthe montiert ist. Die nach außen ansteigende Unterseite löst sich vom Boden und ruft den Eindruck von Leichtigkeit hervor. Die Oberfläche der Breitseiten ist gedellt und knautschig und erinnert – trotz der als Stilmittel sichtbaren Schweißnähte – an organisches Wachstum, während die geometrisch begrenzten Seitenränder die sich von Innen her entwickelnden Binnenformen jäh abschneiden. Trotz eines geschlossenen Volumens und trotz der klaren Kontur gibt die „Lichtwand“ so den Charakter einer Kernplastik auf und öffnet sich ihrer Umgebung als Raumplastik.
Karl Josef Dierkes hat das Thema „Lichtwand“ mehrfach variiert. Die Dimension der Version im Innenhof des ehemaligen Justizministeriums ist speziell auf den Ort zugeschnitten. Sie lässt zur Umgebung insofern klare formale Bezüge erkennen, als sie exakt an der Achse des südöstlichen Gebäudeflügels ausgerichtet ist. In diesem Verbund bildet die sich vom Boden lösende freie Flügelform einen markanten Kontrapunkt zur Rationalität und Zweckgebundenheit der Architektur. Wie die Bezeichnung „Lichtwand“ erkennen lässt, sollte das in den untergeschossigen Hof einfallende Licht die Form auch wahrnehmungspsychologisch entgrenzen und das Volumen noch leichter erscheinen lassen. Allerdings war bereits 1976, zwei Jahre nach Aufstellung, der Charakter einer „Lichtwand“ durch die Oxydation nicht mehr in vollem Umfang gegeben. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 150 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950, BBSR-Online-Publikation 03/2019, März 2019.

Weiterführende Literatur:
Zabel-Zottmann, Gabriele, 2012: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn, Aufgestellt von 1970 bis 1991, Mit Betrachtung einer Auswahl vorher sowie anschließend aufgestellter Werke. Phil. Diss. Bonn, Teil 1 Text: S. 67 ff.; Teil 2 Katalog: S. 114–115, Kat. Nr. 135.
Museum Höxter-Corvey (Hrsg.), 1986: Karl J. Dierkes: Bronzen, Ausst.-Kat. Red. Wilfried Schilling/Karl J. Dierkes. Borgentreich.


Freiplastik / Skulptur
Bronzeguss, ziseliert, geschliffen, teilpoliert, lackiert
245 x 360 x 65 cm
52.356 €
Direktvergabe

Eisenbahnbundesamt (Haus A1)
Innenhof Haus A1
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Karl Josef Dierkes

Karl Josef Dierkes (* 1924 in Dahlhausen/Beverungen; † 2008 ebenda) war Bildhauer. Nach Studien bei dem Tierbildhauer und Porträtisten Hans Martin Ruwoldt in Hamburg war Dierkes zujächst in der Künstlerkolonie Darmstadt und später bis zu seinem Tod in Dahlhausen bei Höxter tätig. Dierkes schuf Bronzen, Aquarelle und Zeichnungen und verfasste lyrische Sentenzen. Zwischen 1962 und 1968 lehrte er an der Staatlichen Ingenieurschule für das Bauwesen Höxter Bildhauerei. Im Jahr 2011 zeigte das Museum in der Burg Dringenberg eine Retrospektive seiner Werke.

Eisenbahnbundesamt (Haus A1)

Architektur: Planungsgruppe Stieldorf (M. Adams, R. Glatzer, G. Hornschuh, G. Pollich, P. Türler)
Bauzeit: 1969-75

Campus Kreuzbauten
Heinemannstraße 2-22
53175 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Das Hochhaus A1 wurde 1969-75 für das Bundesministerium der Justiz errichtet. Heute wird es vom Eisenbahnbundesamt, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und von der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung genutzt. Etwa 600 Mitarbeiter arbeiten in diesem Bau, der 2003-2010 grundlegend saniert wurde und in dessen Untergeschoss die Bibliothek, eine Cafeteria sowie Sitzungsräume, Schulungsräume und die Registratur untergebracht sind.

Weitere Kunstwerke: Campus Kreuzbauten, Bonn