Haus-Rucker-Co: Pavillon der Elemente 1980
Für die künstlerische Ausstattung des Campus Kreuzbauten wurde 1974 ein zweistufiger Wettbewerb ausgelobt, aus dem Haus-Rucker-Co als Gewinner hervorgingen. Die österreichischen Architekten Manfred und Laurids Ortner sowie Günter Zamp Kelp hatte seit 1967 mit utopischen, ungewöhnlichen und künstlerisch herausragenden Installationen auf sich aufmerksam gemacht, die soziale und ökologische Themen aufgriffen. Auch der gewonnene erste Preis des Wettbewerbs für die „Kreuzbauten“ ist so zu verstehen: Für den großen Innenhof zwischen den beiden „Kreuzbauten“ schlugen sie eine schanzenartige begehbare Konstruktion vor, die mit einer Wiese in Wellenform überzogen ist. Ein zweiter Vorschlag, einen „alpenländischen Wasserfall“ nachzubilden, der sich auf einen Boden aus Polyester mit Erde ergießt, scheiterte gleich in der Vorprüfung. Aber auch die Wellenwiese wurde nicht realisiert. Stattdessen wurden Haus-Rucker-Co mit einem Direktauftrag für die Randfläche an der Godesberger Allee entschädigt. Dort schufen sie den „Pavillon der Elemente“, eine Konstruktion aus Stahlstreben und 105 Bodenplatten, die von Sitzstufen und einer Stahlrohrkonstruktion mit Neonröhren eingefasst wird, und dessen komplexes Bezugssystem die Urheber wie folgt erläuterten: "Wie ein freigelegtes Stück liegt inmitten der gepflasterten Platzfläche eine schräg geneigte Ebene aus 105 Corten-Stahlplatten, deren jede einzelne mit Zahl und Zeichen eines chemischen Elements versehen ist. Aus dieser schrägen Ebene entwickelt sich der Anfang eines Gebäudes aus 3 Pfeilern unterschiedlichen Querschnittes, entsprechenden unterschiedlichen Erscheinungsformen der Elemente. Für Fest, Flüssig und Gasförmig stehen die Querschnitte Quadrat, Viertelkreis und Kreis..."
Die ersten Entwürfe thematisierten das Verhältnis der Natur zum Menschen in Sichtbezug zum Arbeitsplatz der Ministeriumsmitarbeiter und hätten in ihrer monumentalen und aufwendigen Umsetzung für Aufsehen gesorgt. Der realisierte Pavillon hingegen muss mit weniger Präsenz auskommen, zumal er seine gedachte Torfunktion wegen des heute aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglichen öffentlichen Zugangs zum Gelände nicht mehr in vollem Umfang wahrnehmen kann. AS/CvM/UC
Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.
Claudia Büttner (Autorin), BMVBS (Hrsg.): Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland, BMVBS-Online-Publikation, Berlin 2011.
Weiterführende Literatur:
Zabel-Zottmann, Gabriele, 2012: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn, Aufgestellt von 1970 bis 1991, Mit Betrachtung einer Auswahl vorher sowie anschließend aufgestellter Werke. Phil. Diss. Bonn, Teil 1 Text: S. 67 ff.; Teil 2 Katalog: S. 123, Kat. Nr. 146
Wolfgang Leuschner: Bauten des Bundes 1965-1980, hrsg. v. Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Karlsruhe 1980, S. 298.
Pavillon
Cortenstahl, verzinkter Stahl, Leuchtstoffröhren, Klinker-Pflaster
142.748 €
Auftrag nach Teilnahme am Wettbewerb
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (Haus A6)
Außenbereich an der Godesberger Allee zwischen Haus A6 und Haus A11
öffentlich zugänglich/einsehbar
Künstlergruppe : Haus-Rucker-Co
Haus-Rucker-Co war eine österreichische Architekten- und Künstlergruppe. Ihr gehörten die Architekten Laurids Ortner, Manfred Ortner, Günter Zamp Kelp und der Maler Klaus Pinter an. In Wien 1967 gegründet, unterhielt Haus-Rucker-Co Studios in Düsseldorf und New York. Die mehrfach an der documenta beteiligte Gruppe agierte interdisziplinär an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Stadtgestaltung und wandte sich auch gesellschafts- und umweltpolitischen Fragestellungen zu. Zu den Werken im öffentlichen Raum gehören unter anderem "Schiefe Ebene" am Wiener Naschmarkt von 1976, "Rahmenbau" am Friedrichsplatz in Kassel von 1977 und "Turm Neuss" auf dem Theodor-Heuss-Platz in Neuss von 1985. Kunst am Bau im Auftrag des Bundes realisierten Haus-Rucker-Co u.a. für die Bundesministerien für Bildung und Wissenschaft 1980 sowie für Forschung und Technologie 1985 in Bonn. Nach der Auflösung des New Yorker Büros Haus-Rucker-Inc 1977 ging Klaus Pinter eigene künstlerische Wege. 1987 eröffneten Laurids und Manfred Ortner sowie Günter Zamp Kelp jeweils eigenständige Architekturbüros, um sich konkreten Bauaufgaben zu widmen. Im Jahr 1992 erfolgte die endgültige Auflösung von Haus-Rucker-Co.
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung (Haus A6)
Architektur: Planungsgruppe Stieldorf (M. Adams, R. Glatzer, G. Hornschuh, G. Pollich, P. Türler)
Bauzeit: 1969-1975
Campus Kreuzbauten
Heinemannstraße 2-22
53175 Bonn
Nordrhein-Westfalen
Haus A6 entstand 1969-75 im Zusammenhang mit den von der Planungsgruppe Stieldorf für das Bundesministerium der Justiz und die Bundesministerien für Bildung und Wissenschaft sowie für Forschung und Technologie errichteten Kreuzbauten. Es wird heute vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung genutzt.