Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel 1972

  • Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Jürgen Hans Grümmer: Steinkreisel, 1972 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

Der städtebauliche Entwurf für den Campus Kreuzbauten nimmt in der Entwicklung der jungen Bundeshauptstadt Bonn eine Schlüsselstellung ein. Denn zum einen sollten die Hochhäuser neben dem Abgeordnetenhochhaus in der Bonner Gronau ein deutliches Zeichen für das Regierungsviertel setzen. Und zum anderen sollte mit dem Ensemble eine stadträumliche Verbindung zwischen der Bundesstraße 9 und dem Rhein entstehen, die als durchweg öffentlich zugängliche Landschaft geplant war, und in die die Neubauten für die beiden Ministerien der Justiz und für Bildung und Wissenschaft sowie Forschung und Technologie integriert werden sollten. Die Hauptebene wurde dafür – für die Zeit um 1970 durchaus innovativ – weitgehend autofrei gehalten, weshalb die Planer in der Ebene darunter umfangreiche Parkplätze vorsahen, während die Freiflächen auf den verschiedenen Ebenen großzügig landschaftsgärtnerisch und künstlerisch gestaltet wurden. Erst das vom Terrorismus hervorgerufene Sicherheitsdenken führte zu der bis heute beibehaltenen Umzäunung der Liegenschaft.
Die beiden 13- und 15-geschossigen Hochhäuser stehen leicht gegeneinander versetzt und flankieren von zwei Seiten einen zentralen Platz, für den eine künstlerische Gestaltung gesucht wurde. Der Kölner Bildhauer und Maler Jürgen Hans Grümmer hatte sich verschiedentlich bei Wettbewerben der Bundesbaudirektion beteiligt, ohne zum Zug zu kommen. Allerdings hatte er sich in seiner langjährigen Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Architekten Rolf Gutbrod (1910-1999) und dem Gartenarchitekten Ernst-Ludwig Sommerlad (1931-1999) in raumgestalterischen und architektonischen Fragen bewährt. Mit seiner integralen Gestaltung für den zentralen Platz der Kölner Universität hatte er stadträumliche Belange und skulpturale Vorstellungen exemplarisch verknüpfen können. Ihn mit der komplexen Aufgabe für die künstlerische Fassung des Platzes zwischen den Kreuzbauten direkt zu beauftragen lag damit nahe.
Seine Lösung besteht in einem Steinkreis, der weitere skulpturale Elemente einschließt, der Gestaltung des Pflasters innerhalb dieses Kreises sowie weiteren Steinreihen und –kreisen auf dem Gelände. In der Mitte des Steinkreisels finden sich drei Gruppen unterschiedlich hoher massiver Basaltblöcke, die jeweils auf einem eigenen Plattenbelag T-förmig zueinander angeordnet sind. Dieses zentrale Element ist von einem an mehreren Stellen geöffneten niedrigen Steinring eingefasst. In den einzelnen Partien spielt Grümmer sowohl mit der konstruktiven Verzahnung dieser Blöcke als auch mit dem Wechsel zwischen gesägten und naturbelassenen Oberflächen. An ausgesuchten Stellen kommen kleine, explizit bildhauerische Bearbeitungen hinzu, die dem Stein eingekerbte zeichnerische Spuren oder überraschend figurative Elemente einschreiben. So entsteht ein Gebilde, das als archaische Architektur einen materiellen und formalen Gegensatz zu den beiden Hochhäusern aufspannt. Wie häufig in Arbeiten Grümmers sind einige Elemente zum Sitzen angelegt. Der Steinkreis spielt in seinem Material mit dem Wechsel zwischen dem das gesamte Terrain durchziehenden Bodenbelag aus Backsteinen und den als Wege eingelassenen Bodenplatten für die Basaltsteine, die zudem als Mosaik gebrochen sind.
Um beide Kreuzbauten hat Grümmer zusätzliche niedrige und einfachere Steinkreise angelegt. Wie beim großen Steinkreis nutzt Grümmer auch hier sein formales Repertoire, jedoch stehen zusätzliche funktionale Belange Pate. Die dunklen Basaltblöcke riefen offensichtlich Ängste der vereinzelten Autofahrer hervor, die das Gelände für die Vorfahrt zu den Ministerien nutzten. Unter dem Stichwort „Autoblech“ vermerkte Grümmer in der Korrespondenz mit dem Auftraggeber die Lösung: blau-orange gefasste Metallstäbe, welche unfallträchtige Situationen markieren und federnd im Stein verankert waren. In den 2010er Jahren wurde die Anlage umfangreich restauriert. JS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 150 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950, BBSR-Online-Publikation 03/2019, März 2019.

Weiterführende Literatur:
Grümmer, 2008; Ausstellungskatalog, herausgegeben von Judith Grümmer und Jürgen Kehrer, Köln.


Freiplastik / Skulptur
Steinkreis aus Mendiger Basaltstein, Metall und Farbe, zusätzlich Warnbaken
Ø ca. 16 Meter
84.363 €
Direktvergabe

Bundesministerium für Bildung und Forschung und Eisenbahn-Bundesamt (Kreuzbauten A1 und A2)
Auffahrt bzw. Außenraum zwischen den Häusern A1 und A2
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Jürgen Hans Grümmer

Jürgen Hans Grümmer (* 1935 in Dellbrück; † 2008 in Köln) war ein figurativ-abstrakter Bildhauer. Neben einem umfangreichen malerischen und grafischen Werk hat er zahlreiche explizit baugebundenen Werke hinterlassen. Dabei gehen seine Arbeiten in der Regel vom Gelände aus und reizen die Möglichkeiten der hauptsächlich verwendeten Materialien Beton und Basalt aus. Neben zahlreichen Brunnen- und Platzgestaltungen deutschlandweit sind besonders der Opernbrunnen in Köln zu nennen (1965) sowie seine Gestaltung für den Albertus-Magnus-Platz der Universität Köln (1967), die 2015 zum Auswärtigen Amt in Bonn verlagerte Arbeit für das Goethe-Institut London (1975), sowie gleich mehrere Arbeiten im Zusammenhang der Bonner Kreuzbauten.

Bundesministerium für Bildung und Forschung und Eisenbahn-Bundesamt (Kreuzbauten A1 und A2)

Architektur: Planungsgruppe Stieldorf (M. Adams, R. Glatzer, G. Hornschuh, G. Pollich, P. Türler)
Bauzeit: 1969-75

Campus Kreuzbauten
Heinemannstraße 2-22
53175 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Die Hochhäuser A1 und A2 wurden 1969-75 für das Bundesministerium der Justiz und die Bundesministerien für Bildung und Wissenschaft sowie für Forschung und Technologie errichtet. Nach einer umfassenden Sanierung 2003-2010 werden die Hochhäuser heute etwa 1150 Mitarbeitern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, des Eisenbahnbundesamts und der Nationalen Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung genutzt.

Weitere Kunstwerke: Campus Kreuzbauten, Bonn