Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren) 1986

  • Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

  • Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

    Ansgar Nierhoff: Streckungen (Nähe und Ferne, Raum erfahren), 1986 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2011)

Das als Ministerium für Post und Telekommunikation 1987 erbaute Gebäude wird heute vom Bundesumweltministerium und vom Bundesinstitut für Berufliche Bildung genutzt. Zusammen mit dem Verkehrsministerium und dem Bundesinstitut für Arzneimittel bildet der vierflügelige Bau an seiner Vorderseite den Robert-Schuman-Platz aus – eine der städtebaulich wirksamen Platzanlagen aus den 1980er Jahren in Bonn. Die Rückseite dieses Gebäudes schafft einen deutlichen Kontrast zur Eingangsseite mit ihrem über zwei Geschosse reichenden Entree. Hier schließt sich eine Grünanlage mit See und Baumgruppen an. Diese Landschaftsgestaltung im Rückraum des vielflügeligen Gebäudes ist fast zu einem Innenhof geschlossen und sucht nicht mehr explizit den Anschluss an den nahe gelegenen Rheinauenpark. Vielmehr bezieht sie sich in der Anlage von Bäumen, Wegen, kleinen Hügeln, Rasenflächen und einem See auf die Architektur und ihre weit ins Gelände ausgreifenden Flügel.
Der Kölner Bildhauer Ansgar Nierhoff hatte sich am Kunst-am-Bau-Wettbewerb für das Ministerium mit einem Vorschlag für den Innenraum beworben, kam dabei jedoch nicht zum Zuge. Seine realisierte Arbeit für die Landschaftsgestaltung auf der Gebäuderückseite entwickelte er später nach einem Direktauftrag. Neben der im Wettbewerb ausgewählten figurativen Arbeit „Filia Rheni“ von Martin Mayer, deren Titel und Gestalt auf die Nähe zum Rhein anspielen, bilden die blockhaften und raumbezogenen Skulpturengruppen Nierhoffs eine sowohl architekturräumliche wie landschaftsbezogene Intervention. „Geschmiedete Blöcke auf Grundplatten aus Walzstahl. In einem einzigen Punkt – dem Mittelpunkt zwischen den Seen – bist du Teil der Skulptur; nacheinander nimmst du die dicht und weit gestellten Streckungen wahr und stehst auf der Achse zwischen diesen Räumen.“ So fasste Nierhoff einen künstlerischen Grundimpuls seiner Arbeit knapp zusammen. Die massiven Stahlstelen, mit denen er in zwei Gruppen zu jeweils vier Skulpturen die Ecken eines Quadrats besetzt, stehen auf unterschiedlich großen Grundplatten und markieren dementsprechend einen weiten oder recht engen Zwischenraum in ihrer Mitte. Die Beziehung der massiven Blöcke untereinander lässt sich so auch unterschiedlich wahrnehmen. Ihren Betrachtern können sie wie ein Quartett von übermenschengroßen Wesen in der dem Gebäude zugewandten, eng stehenden Gruppe erscheinen oder wie eine Architektur ohne Dach in der Situation weitab des Gebäudes.
Auch das Verhältnis der Vierergruppen zu ihrem Umraum spricht eine deutliche Sprache. Wie ein aus einer archaischen Epoche stammender Maßstab für die sachliche Architektur des Gebäudes kann die nüchterne, stumme Anordnung der Stahlblöcke gesehen werden. Aber auch als Vergleichsgröße für die seit der Bauzeit beträchtlich gewachsene Natur wirken diese äußerst haltbaren erratischen Formen. Die ehemals deutlich ins Auge springende Wechselwirkung zwischen den Gruppen untereinander und die Wechselwirkung zwischen der Architektur und den Plastiken haben sich inzwischen stark verändert. Die ursprünglich freier stehende Gruppe in der Nähe des Gebäudes ordnet sich diesem durch den Bewuchs deutlich unter. Auch der ursprüngliche Blickbezug zwischen beiden Skulpturengruppen ist weniger offensichtlich als zur Bauzeit. Skulpturen und Umraum als ein dynamisches Wechselverhältnis begreifbar zu machen ist eine der besonderen Qualitäten von Ansgar Nierhoffs künstlerischem Ansatz, der gerade in dieser mit der Zeit veränderten Situation zutage tritt. JS

Weiterführende Literatur:
Gabriele Zabel-Zottmann (Autorin): Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn. Aufgestellt von 1970 bis 1991. Mit Betrachtung einer Auswahl vorher sowie anschließend aufgestellter Werke. Dissertation, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn, 2012


Freiplastik / Skulptur
2 Gruppen von je 4 geschmiedeten Blöcken auf Grundplatten aus Walzstahl
Streckungen: je 300 x 55 x 55 cm: große Standfläche: 300 x 300 cm, kleine Standfläche: 164 x 164 cm
Direktvergabe

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Innenhof
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Ansgar Nierhoff

Ansgar Nierhoff (1941 Meschede – 2010 Köln) machte 1960 seinen Gesellenbrief für das Maurerhandwerk und anschließend Abitur. Er studierte 1964-69 an der Kunstakademie Düsseldorf und war Meisterschüler von Norbert Kricke. Er erhielt den Villa-Romana-Preis und nahm 1977 an der documenta 6 teil. 1983 arbeitete Nierhoff zeitweise als Assistent von George Rickey in dessen New Yorker Atelier. 2000 wurde er mit dem August-Macke-Preis ausgezeichnet. Nierhoff wirkte 1988-2008 als Professor an der Akademie für Bildende Künste der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz. Der Bildhauer schuf einige wichtige Werke im Bauzusammenhang: für die Universität der Bundeswehr Hamburg 1976, in Bonn für das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz 1978, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit 1980 und das Bundesministerium der Verteidigung 1988, in Berlin für das Robert Koch-Institut 1980 und die Staatsbibliothek 1982 sowie die Physikalisch-Technische Bundesanstalt in Braunschweig 1992. Nierhoffs letztes Werk war das 2010 posthum enthüllte Mal der KZ-Gedenkstätte Ladelund.

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

Architektur: Heinle, Wischer und Partner Architekten
Bauzeit: 1983-1987

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz
Robert-Schuman-Platz 3
53175 Bonn
Nordrhein-Westfalen

1978 bundesweiter Ideenwettbewerb für den Neubau von Bundesverkehrsministerium und Bundespostministerium, 1980 Realisierungswettbewerb für das Bundespostministerium, 1987 Fertigstellung. Seit Auflösung des Bundespostministeriums 1997 wird das Gebäude vom Bundesumweltministerium genutzt.

Weitere Kunstwerke: Nierhoff, Ansgar