Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) 1996

  • Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) 
, 1996 / © Per Kirkeby; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2015)

    Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) , 1996 / © Per Kirkeby; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2015)

  • Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) 
, 1996 / © Per Kirkeby; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) , 1996 / © Per Kirkeby; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

  • Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) 
, 1996 / © Per Kirkeby; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) , 1996 / © Per Kirkeby; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

  • Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) 
, 1996 / © Per Kirkeby; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Per Kirkeby: Ohne Titel (Skulpturale Architektur) , 1996 / © Per Kirkeby; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

Der seit den 1980er Jahren geplante Neubau der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main nimmt einen halben Straßenblock im Nordend ein und entspricht in dieser Ausdehnung den funktionalen Notwendigkeiten und dem Platzbedarf. Die Höhenentwicklung und die Wirkung der horizontalen Ausdehnung dieses Gebäudekomplexes erscheinen gleichzeitig begrenzt, weil er in verschiedenen Kompartimenten gestaffelt ist. Offensichtlich sollte dieser staatlich repräsentative Bau die vorhandenen baulichen Strukturen besser aufgreifen als im Westend der Stadt, wo in den 1960er und 1970er Jahren Bankenhochhäuser die noch verbliebene Gründerzeitarchitektur stadtbildprägend überlagert hatten.
Gleichzeitig hatte es die Architektur des Büros von Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser und Gisela Kaiser mit einem keineswegs einfachen Grundstück zu tun. Sowohl die Adickesallee als Grenze des gründerzeitlichen Viertels, wie auch die Eckenheimer Landstraße als Ausfallstraße aus der Innenstadt sind ausgesprochen viel befahren. Für die Adickesallee als Bundesstraße 8 existierten zudem bereits Pläne zu einem Tunnelbau. Schon der erste Entwurf für den Gebäudekomplex schuf eine Distanz zwischen Eingangsbereich und Straßenverlauf der Adickesallee und enthielt einen Vorplatz. Dessen Gestaltung sah im Prozess zunächst eine Baumreihe vor, die sowohl dem Lärmschutz dienlich gewesen wäre als auch eine historische Alleegestaltung zitiert hätte.
Allerdings wollten sowohl die Architekten als auch die Findungsjury für die Kunst am Bau eine künstlerische Gestaltung des Vorplatzes. Mitglieder der Jury waren unter anderem Kasper König und Jean-Christophe Ammann, zwei weit über Frankfurt hinaus prägende Kunstkenner. Sie schlugen den an der Frankfurter Städelschule lehrenden dänischen Künstler Per Kirkeby vor, weil er mit seinen zwischen Architektur und Skulptur oszillierenden Arbeiten überzeugende Formen gefunden hatte, gerade für die repräsentativen Fragen eines demokratischen Gemeinwesens.
Kirkeby konzipierte eine rechtwinklig mäandrierende skulpturale Platzwand entlang beider Straßen der Ecke. Wie ein Paravent schließt seine Arbeit den Vorplatz zwischen Bürotrakt, Eingangs- und Vortragsbereich zum Straßenraum hin ab. Gleichzeitig bieten die Öffnungen zahlreiche unterschiedliche Zugänge zum Gebäude. So vermeidet die Arbeit auch eine Hierarchie, wie sie sich sonst durch einen die Mitte betonenden Zugang ergibt. Gleichzeitig spielt Kirkeby mit architektonischen Dimensionen und lässt in der Nutzung als Arkadengang das Betreten und Durchschreiten zu. Anlässlich dieser traditionellen körperlichen Dimension, die Zuschnitt und Proportionen eines Portals haben, bekommen die formalen Elemente eine zusätzliche Aufladung.
Mit dieser stadträumlich wirksamen Installation hat der dänische Künstler für die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt eine Signifikante geschaffen. Seine Gestaltung bezieht sich nicht nur als Kunst am Bau auf die Architektur, sondern entwickelt eine skulpturale Eigengesetzlichkeit. Dem Augenschein nach wird sie von Benutzern der Bibliothek mitunter auch tatsächlich als den Verkehr abgrenzendes Platzelement respektiert und genutzt. J.S.

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 300 Kunst-am-Bau-Werken des Bundes von 1950 bis 2013, BBSR-Online-Publikation Nr. 03/2018, Februar 2018.

Weiterführende Literatur:
Langen-Wettengl, Ruth / Jockel, Stephan, 2017: Zugabe - Kunst in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, Frankfurt
Lehmann, Klaus-Dieter / Kolasa, Ingo, 1997: Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main. Ein Dialog zwischen Architekten und Bibliothekaren, S. 112-113
Staatliche Neubauleitung Deutsche Bibliothek (Hg.), 1996: Die Deutsche Bibliothek Neubau, Frankfurt am Main, S. 22-23
Kirkeby, Per; 1991: Natural History and Evolution. Den Haag (Gemeentemuseum)


künstlerische Baumaßnahme
Backsteinwand
500 x 3750 x 1750 cm, Einzelelement je 500 x 250 x 250 cm
664.679 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 14 Teilnehmern

Deutsche Nationalbibliothek
Eingangsbereich zur Adickesallee hin
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Per Kirkeby

Per Kirkeby, geboren 1938 in Kopenhagen, war Künstler und promovierter Geologe. Er lebte in Frankfurt am Main, in Arnasco (Italien) und in Kopenhagen, auf Læsø, wo er 2008 verstarb. Als Künstler Autodidakt, wurde er 1978 Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe lehrte er von 1989-2000 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Neben Ölgemälden, Bronze-Plastiken und Filmen schuf er zahlreiche bedeutende Werke für den öffentlichen Raum, darunter seine bekannten Backsteinskulpturen. Im Weiteren entwarf er mehrere Gebäude für die Stiftung Insel Hombroich. Kirkeby erhielt zahlreiche Auszeichnungen und war an großen internationalen Ausstellungen beteiligt, so zum Beispiel an der Biennale in Venedig und an der documenta in Kassel. Kunst am Bau realisierte er u.a. für den Bundesrat in Berlin sowie für die Deutsche Nationalbibliothek in Frankfurt.

Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main

Deutsche Nationalbibliothek

Architektur: Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser, Gisela Kaiser
Bauzeit: 1992-1996

Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main
Hessen

Den 1981 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewannen die Stuttgarter Architekten Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser und Gisela Kaiser 1983 und erhielten auch den Planungsauftrag. Die Realisierung erfolgte 1992-96, eröffnet wurde der Bibliotheksbau 1997.

Weitere Kunstwerke: Kirkeby, Per