Candida Höfer: Berühmte Bibliotheken 1996

  • Candida Höfer: Berühmte Bibliotheken, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Candida Höfer: Berühmte Bibliotheken, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

  • Candida Höfer: Berühmte Bibliotheken, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (20147)

    Candida Höfer: Berühmte Bibliotheken, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (20147)

  • Candida Höfer: Berühmte Bibliotheken, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Candida Höfer: Berühmte Bibliotheken, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

Dass Candida Höfer zur Ausstattung der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main mit Kunst am Bau von der Auswahljury benannt wurde, hat in erster Linie damit zu tun, dass die renommierte Fotokünstlerin ihren Zyklus von Aufnahmen berühmter Bibliotheken bereits in den 1980er Jahren begonnen hatte. Ihr weltweiter Ruf als Fotografin gründet allerdings im speziellen Architekturbezug, der ihre Fotos auszeichnet. Auf überlegte, geradezu abgeklärte Weise fotografiert sie Räume, die prägnant und repräsentativ in der Totalen zu sehen sind. Gleichzeitig werden sie selten in der alltäglichen Nutzung von Gebäuden so wahrgenommen. Ihr jeweils eigener Blickwinkel interscheidet ihre Aufnahmen dabei von einer vorrangig auf Objektivität zielenden Architekturfotografie.
Ihre Arbeit war damit in repräsentativer und typologischer Hinsicht interessant für den Neubau einer Nationalbibliothek, welcher sich spät in den Reigen der international bestehenden Bibliotheken einreihte. Die architektonische Seite in den Fotos ist dabei wesentlich: in ihnen spiegelt sich der Wandel von klösterlich abgeschlossenen Räumen bis hin zu den großen Lesesälen des 19. Jahrhunderts, von der Bücherwand als umgebendem Kontinuum der Bibliotheksräume bis zur Gestaltung offener, lichter Lesesäle für Menschen, deren Blick auch außerhalb der Lektüre Inspiration erfahren soll. Der Zyklus spiegelt den ständigen Funktionswandel der Bibliotheken, in welchem die Faktoren des Wissensspeichers, des kulturellen Horts und des beflügelnden Arbeitsorts jeweils unterschiedliche Ausprägungen gefunden haben. Damit liefert Höfers typologisch ansetzender Bilderzyklus eine Referenzfolie für die in Frankfurt durch die Architekten Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser und Gisela Kaiser geschaffene Form des Gebäudes: immerhin löst diese die funktionalen Anforderungen an eine zeitgemäße Nationalbibliothek unter anderem dadurch, dass der Lesesaal einen Blick in die Gartenlandschaft bietet und die traditionell umgebenden Bücherwände dem Blick entzogen sind.
Man kann in der Gruppierung und exakten Platzierung einzelner Teile von Candida Höfers Bildzyklen erkennen, dass solche funktionalen Überlegungen eine wichtige Rolle spielten. Die Künstlerin hat die Verteilung selbst vorgenommen. Sechs Fotos hat sie dem öffentlich zugänglichen Bereich der Cafeteria zugeordnet. Sie konzentrieren sich auf wichtige atmosphärische Details der abgebildeten Bibliotheken. Eine lange Reihe von 13 Fotos im ersten Obergeschoss des Bürotrakts zeigt eine funktionale Typologie. Hier herrschen Perspektiven vor, die Räume aus der Totalen aufnehmen und nicht selten dabei die Symmetrie der architektonischen Anlagen betonen. Zudem befinden sich zwei Fotos der Deutschen Nationalbibliothek im Büro der Direktion. JS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 300 Kunst-am-Bau-Werken des Bundes von 1950 bis 2013, BBSR-Online-Publikation Nr. 03/2018, Februar 2018.

Weiterführende Literatur:
Langen-Wettengl, Ruth / Jockel, Stephan, 2017: Zugabe - Kunst in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, Frankfurt
Lehmann, Klaus-Dieter / Kolasa, Ingo, 1997: Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main. Ein Dialog zwischen Architekten und Bibliothekaren, S. 118-119
Staatliche Neubauleitung Deutsche Bibliothek (Hg.), 1996: Die Deutsche Bibliothek Neubau, Frankfurt am Main, S. 34-35
Höfer, Candida, 2005: Bibliotheken. Mit einem Essay von Umberto Eco, München 2005


Fotoarbeit
Farbfotos
2 Fotos 38 x 57 cm, Rahmen 62 x 80 cm; 6 Fotos 38 x 30 cm, Rahmen 62 x 40 cm; 13 Fotos 38 x 57 cm, Rahmen 62 x 80 cm
85.000 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 14 Teilnehmern

Deutsche Nationalbibliothek
Foyer zum Bürotrakt 1. Obergeschoss und Foyer der Cafeteria sowie Büro der Direktion
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstlerin : Candida Höfer

Höfer, Candida (* 1944 in Eberswalde, lebt in Köln) ist eine deutsche Fotografin. Nach kurzer Lehre beim Fotostudio Schmölz-Huth in Köln studierte sie bis 1968 künstlerische Fotografie bei Arno Jansen an den Kölner Werkschulen, 1973 - 1982 an der Kunstakademie Düsseldorf, zuletzt bei Bernd und Hilla Becher. 1997-2000 nahm sie eine Professur für Fotografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe wahr. Candida Höfer hat zwar einen weltweiten Ruf als Fotografien von Architektur, Kunst am Bau realisierte sie hingegen kaum.

Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main

Deutsche Nationalbibliothek

Architektur: Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser, Gisela Kaiser
Bauzeit: 1992-1996

Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main
Hessen

Den 1981 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewannen die Stuttgarter Architekten Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser und Gisela Kaiser 1983 und erhielten auch den Planungsauftrag. Die Realisierung erfolgte 1992-96, eröffnet wurde der Bibliotheksbau 1997.