Klaus Schneider: Ein Würfelwurf (Un Coup De Dés) 1994

  • Klaus Schneider: Ein Würfelwurf (Un Coup De Dés), 1994 / © Klaus Schneider; Fotonachweis: BBR / Johannes Stahl (2016)

    Klaus Schneider: Ein Würfelwurf (Un Coup De Dés), 1994 / © Klaus Schneider; Fotonachweis: BBR / Johannes Stahl (2016)

  • Klaus Schneider: Ein Würfelwurf (Un Coup De Dés), 1994 / © Klaus Schneider; Fotonachweis: BBR / Johannes Stahl (2016)

    Klaus Schneider: Ein Würfelwurf (Un Coup De Dés), 1994 / © Klaus Schneider; Fotonachweis: BBR / Johannes Stahl (2016)

  • Klaus Schneider: Ein Würfelwurf (Un Coup De Dés), 1994 / © Klaus Schneider; Fotonachweis: BND / Stephan Jockel (2017)

    Klaus Schneider: Ein Würfelwurf (Un Coup De Dés), 1994 / © Klaus Schneider; Fotonachweis: BND / Stephan Jockel (2017)

Der Frankfurter Teil der Deutsche Nationalbibliothek verfügt über einen in zwei Geschossen und drei Ebenen sowie mehreren kleineren räumlichen Kompartimenten aufgeteilten Lesesaal. Er nimmt einen weiten Bereich des Gebäudes ein und wird wie die Büroräume, der Vortragssaal und die Cafeteria von der zentral gelegenen Kuppelhalle aus erschlossen. Eine Besonderheit der Architektur des Lesesaals ist im Gegensatz zu den anderen Gebäudeteilen, dass er über „Oberlichtprismen“ belichtet wird. Diese in Dreiecksformen angelegte Scheddächer fallen auch von außen als Besonderheit auf. Das derartig dosierte gleichmäßige Tageslicht ist innen ein prägender atmosphärischer Faktor der Bibliothek. Die durch mehrfache Glaswände ermöglichte Schalldämmung zu den umgebenden Straßen hin, begünstigt ruhiges und konzentriertes Arbeiten. Optisch prägende Faktoren dieses Lesesaals sind zudem die Öffnung über eine Fensterfront zur Gartenseite der Bibliothek hin, die lang gezogene Ausgabetheke der mittleren Ebene sowie eine hoch aufragende Regalwand. Letztere formuliert einen traditionellen Faktor klassischer Bibliotheksgebäude neu: die Füllung der Wand mit Büchern.
Auf der roh belassenen Betonwand daneben sorgen Arbeiten des Frankfurter Künstlers Klaus Schneider für einen visuellen Impuls. Vier von tiefblauer Farbgebung geprägte Tafelbilder sind zu einem Block arrangiert, der etwa in der Mitte der hoch aufragenden Wandfläche aus Beton mit seinen charakteristischen Bindlöchern einen Akzent setzt. Jeweils in der Mitte sind diese vier Bilder durch eine vertikale Linie geteilt. In der blauen Farbfläche ergeben sich unterschiedliche Farbnebel aus schwarzen und hellgrauen Verläufen, die gemeinsam eine weitgehend horizontale Orientierung aufweisen.
Klaus Schneider ist in den unterschiedlichen von ihm betretenen Arbeitsfeldern der Malerei, des Künstlerbuchs und der baubezogenen Kunst durch seine Beschäftigung mit den Transfers zwischen Texten und Bildern sowie deren erkenntnistheoretischen Grundlagen in Erscheinung getreten. Die Zeichen der Braille-Schrift hat er dabei vor allem in den öffentlichen Arbeiten wiederholt verwendet. „Ein Würfelwurf“ greift den bereits lange verfolgten Strang in seiner Arbeit auf, in welcher der Künstler dem Motiv des Würfelfalls und deren zufälligen Bewegungen nachgeht. Die Aufteilung der hier postierten vier Bilder lässt an Buchseiten und darauf locker verteilte Textzeilen denken und spielt so mit den üblichen Erwartungen der hier Lesenden, für die sich aus dem visuell Wahrgenommenen in der Regel Klartext entwickeln soll. J.S.

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 300 Kunst-am-Bau-Werken des Bundes von 1950 bis 2013, BBSR-Online-Publikation Nr. 03/2018, Februar 2018.

Weiterführende Literatur:
Lehmann, Klaus-Dieter / Kolasa, Ingo, 1997: Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main. Ein Dialog zwischen Architekten und Bibliothekaren, S. 116-117
Staatliche Neubauleitung Deutsche Bibliothek (Hg.), 1996: Die Deutsche Bibliothek Neubau, Frankfurt am Main, S. 30-31


Tafelbild / Gemälde
vierteiliges Tafelbild in Mischtechnik,
je 220 x 160 cm
22.497 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 14 Teilnehmern

Deutsche Nationalbibliothek
Hauptlesesaal, neben Bücherwand
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Klaus Schneider

Klaus Schneider (* 1951, lebt in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Künstler. Schneider studierte 1976-83 Germanistik, Philosophie, Geschichte und Kunstpädagogik sowie 1985-1987 Malerei, Zeichnung und Druckgrafik an der I. S. Akademie für Bildende Kunst in Salzburg. Er lehrte Kunst und Kunstpädagogik unter anderem an den Universitäten in Gießen und Frankfurt. Neben seinem bildnerischen Oeuvre hat Schneider zahlreiche Künstlerbücher geschaffen, die bildnerisch und theoretisch den Raum zwischen Text und Bild ausloten. Kunst am Bau hat er realisiert für das Schloss Johannisberg im Rheingau (2001), die Sparkasse Weserland in Hameln (2005), am Riedberg-Zentrum in Frankfurt am Main (2007).

Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main

Deutsche Nationalbibliothek

Architektur: Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser, Gisela Kaiser
Bauzeit: 1992-1996

Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main
Hessen

Den 1981 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewannen die Stuttgarter Architekten Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser und Gisela Kaiser 1983 und erhielten auch den Planungsauftrag. Die Realisierung erfolgte 1992-96, eröffnet wurde der Bibliotheksbau 1997.