Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991 1996

  • Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

  • Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

  • Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

  • Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

  • Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

    Tobias Rehberger: Short time, Short Work 1966-1991, 1996 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: DNB / Stephan Jockel (2017)

Die Auswahlkommission für die Kunst im Neubau der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main bestimmte neben den älteren, zumeist renommierten und bereits ausgewählten Künstlern einen Teil der zur Verfügung stehenden Mittel bewusst für die Beauftragung jüngerer Künstler. Die Wahl fiel dabei auf Tobias Rehberger, der in Frankfurt studiert und sich vor allem mit eigenwilligen Raumkonzepten hervorgetan hatte. Dabei nutzten die Ausdrucksmittel des Künstlers ein weites Spektrum zwischen figurativen Darstellungen, abstrakten, fast designhaften Arbeiten und einer konzeptuellen Unterströmung, die nicht selten die eigene Person als Motiv mit ins Geschehen einbezogen.
Für das Foyer des Bürotraktes im Erdgeschoss entwickelte Rehberger eine Skulpturengruppe auf Sockeln, die mittlerweile in das Foyer der ersten Etage platziert wurde. Bereits im Werktitel spielt der inzwischen in Frankfurt lehrende Künstler mit seiner zur Entstehungszeit noch vergleichsweise kurzen Lebensspanne. „Short time, Short Work 1966-1991“ konstruiert eine Art Retrospektive, die unterstellt, dass der Künstler bereits im Jahr 1991, also etwa 25-jährig, gestorben wäre. Die Installation konstruiert einen Bezug zu seiner damals noch jungen Biografie. Sie spielt zudem mit der hauptsächlichen Aufgabe der Deutschen Nationalbibliothek, der Aufbewahrung und Erschließung des kulturellen Erbes einer Nation. Dass Rehberger als junger Künstler sich durchaus selbstbewusst in dieses Erbe einbezieht, ist ein wesentliches Element dieses Ansatzes. Zur Arbeit gehört auch die Aufnahme und Registrierung einer entsprechenden Buchpublikation, die allerdings nicht im Katalog der Bibliothek abrufbar ist.
Skulptural breitet die Installation eine Reihe recht unterschiedlicher Arbeiten aus, wie sie gerade für ein noch junges künstlerisches Oeuvre nicht selten ist: Selbstdarstellungen, Versuche im organoiden oder abstrakten Formenrepertoire, Anklänge an historische Genres wie den Torso, Erkundungen in der Farbigkeit der Plastiken. Rehberger konstruiert in diesen chamäleonartigen Wechseln zwischen den einzelnen Skulpturen einen eher typischen Werkverlauf – und gewinnt mit dieser Ironisierung der eigenen Rolle Distanz zu den Erwartungen an die Rolle des jungen Künstlers. Nicht zuletzt die enge Positionierung der Sockellandschaft trägt als formales Mittel dazu bei: das „Short Work“ beansprucht weder viel Raum noch die Möglichkeit, einzelne Skulpturen zu umschreiten und so unterschiedliche Perspektiven zu ihnen zu gewinnen. Wo die Plastiken als Porträtkopf oder Büste formuliert sind, nehmen sie eine Richtung quer zur Flurpassage ein. Lediglich die liegende und auf einem flachen bettartigen Sockel präsentierte nackte Figur bildet eine Ausnahme. Als Gesamtinstallation wirkt die in der Nähe des Geländers platzierte Gruppe ungewöhnlich dicht gruppiert. In der Form einer Skulpturengalerie flankiert sie den Durchgang für die in der Nationalbibliothek Arbeitenden und lässt die einzelnen Plastiken aus der Untersicht des Erdgeschosses jeweils nur als Rückenansicht sehen. J.S.

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 300 Kunst-am-Bau-Werken des Bundes von 1950 bis 2013, BBSR-Online-Publikation Nr. 03/2018, Februar 2018.

Weiterführende Literatur:
Langen-Wettengl, Ruth / Jockel, Stephan, 2017: Zugabe - Kunst in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, Frankfurt
Grosenick, Uta (Hg.), 2008: Tobias Rehberger 1993- 2008, Köln
Lehmann, Klaus-Dieter / Kolasa, Ingo, 1997: Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main. Ein Dialog zwischen Architekten und Bibliothekaren, S. 122-123
Staatliche Neubauleitung Deutsche Bibliothek (Hg.), 1996: Die Deutsche Bibliothek Neubau, Frankfurt am Main, S. 42-43


Installation
Skulpturen aus Holzguss
gesamt ca. 140 x 200 x 600 cm
271.533 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 14 Teilnehmern

Deutsche Nationalbibliothek
Foyer zum Bürotrakt 1. Obergeschoß
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Tobias Rehberger

Tobias Rehberger (*1966), deutscher Bildhauer. Studium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt a. M., dort auch Professor. Internationale Ausstellungen, u. a. Museum Fridericianum Kassel, Kunsthalle Basel, Moderna Museet Stockholm, Museum of Contemporary Art Chicago, Palais de Tokyo Paris, Whitechapel Art Gallery London, Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofia Madrid, Stedelijk Museum Amsterdam. Zahlreiche Ehrungen und Preise, darunter Goldener Löwe der Biennale di Venezia 2009. Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum u. a. Cafégestaltung Kunsthalle Baden-Baden 2009, Brückenskulptur „Slinky springs to fame“ in Oberhausen 2011, Staatsbibliothek Berlin 2012.

Deutsche Nationalbibliothek Frankfurt am Main

Deutsche Nationalbibliothek

Architektur: Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser, Gisela Kaiser
Bauzeit: 1992-1996

Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main
Hessen

Den 1981 ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewannen die Stuttgarter Architekten Mete Arat, Hans-Dieter Kaiser und Gisela Kaiser 1983 und erhielten auch den Planungsauftrag. Die Realisierung erfolgte 1992-96, eröffnet wurde der Bibliotheksbau 1997.