Erich Hauser: Flächenwand 1977

  • Erich Hauser: Flächenwand, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR

    Erich Hauser: Flächenwand, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR

  • Erich Hauser: Flächenwand, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2019)

    Erich Hauser: Flächenwand, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2019)

  • Erich Hauser: Flächenwand, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andrae (2019)

    Erich Hauser: Flächenwand, 1977 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andrae (2019)

Erich Hauser (1930-2004) ist einer der bekanntesten deutschen Bildhauer der 1960er-und 1970er-Jahre. Seine abstrakten Stahlplastiken prägen als Kunst-am-Bau-Werke und Kunst im öffentlichen Raum viele Bauten und öffentlichen Plätze. An der Arbeit, die er für das Ostfoyer der Berliner Staatsbibliothek entwickelte, ist nicht unmittelbar seine künstlerische Handschrift zu erkennen, denn das über 13 Meter lange und über sechs Meter hohe Acrylgemälde zeigt schwarze, leicht geschwungene Linien auf weißem Grund. Ihre dynamische Form wird zusätzlich dadurch unterstützt, dass sie sich verbreitern und verjüngen, vielfach überkreuzen, überlagern, zueinander streben und wieder trennen. Insgesamt geben sie dem Gemälde eine Bewegungsrichtung, die die Raumrichtung des schmalen Ostfoyers unterstützt. Der besondere Charakter des Foyers ist bedingt durch die besondere Lage der Staatsbibliothek bei ihrer Entstehungszeit: Die Mauer zwischen Ost und West verlief direkt dahinter und eine geplante Schließung des Autobahnrings wäre zwischen Mauer und Staatsbibliothek verlaufen. Daher öffnet sich das Gebäude großzügig zum Kulturforum mit Philharmonie (Hans Scharoun, 1960-1963) und Neuer Nationalgalerie (Ludwig Mies van der Rohe, 1968) und ist Richtung Osten eher geschlossen gestaltet. Die Arbeit von Erich Hauser gibt dem schmalen, eher dunklen Raum des Ostfoyers jedoch eine Offenheit und Lebendigkeit, die mit dem Charakter der sich gen Westen öffnenden Lesesäle korrespondiert. Alle Kunst-am-Bau-Werke in der Staatsbibliothek zeichnen sich durch eine hohe Qualität und enge Verbindung mit der Architektur aus. Schon bei der 1963 fertiggestellten Philharmonie arbeitete Scharoun eng mit Künstlern zusammen, deren Werke integraler Bestandteil der Architektur wurden, wie die bunten Fenster von Alexander Camaro, die Bodengestaltung von Erich F. Reuter oder auch die Lampen von Günter Ssymmank belegen. Diese drei Künstler wurden von dem Architekten auch für die Staatsbibliothek herangezogen. Für die Wand im Ostfoyer hatte Scharoun von Anfang an eine künstlerische Gestaltung vorgesehen, wobei er zunächst an eine Arbeit von Oskar Schlemmer dachte, den er aus Breslau kannte. Der von der Bundesbaudirektion ausgelobte offene Wettbewerb brachte für das Ostfoyer mit Elisabeth Sinken und Erich Hauser zwei Preisträger hervor. Hauser wurde schließlich mit der Realisierung seines Entwurfs beauftragt, da er mit seiner Arbeit den besonderen Charakter des Scharoun’schen Baues im besten Sinne unterstützte. AS/CvM

Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.

Weiterführende Literatur:
70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland, Ausstellungskatalog, hrsg. v. Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berlin 2020.
Barbara Wilk, „Flächenwand“ von Erich Hauser, „Kunst am Bau“ der Staatsbibliothek, Folge 4, in: Mitteilungen SBPK 21,1989, S. 92-105.


Wandarbeit
Acryl auf kunststoffgebundenem Steinputz
6,35 x 13,20 m
43.460 €
offener Wettbewerb mit 93 Teilnehmern

Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
Ostfoyer
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Erich Hauser

Erich Hauser (1930 Rietheim - 2004 Rottweil) war ein deutscher Bildhauer. Nach einer Lehre als Stahlgraveur und einem Studium an der Freien Kunstschule in Stuttgart schuf Hauser zunächst Plastiken mit einer am Informell orientierten Behandlung der Oberfläche. Mit Beginn der sechziger Jahre wandte er sich konkreten Stahlplastiken aus geometrischen Grundformen und mit glatten Oberflächen zu. Erich Hauser nahm mehrfach an der documenta in Kassel teil und erlangte 1969 mit Gewinn des Großen Preises der Biennale von São Paulo/Brasilien internationale Anerkennung. Hauser war Gastdozent an den Kunsthochschulen Hamburg und Berlin. 1970 wurde er Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Hauser schuf zahlreiche Arbeiten für den öffentlichen Raum und Kunst am Bau, darunter eine Wandgestaltung für die Staatsbibliothek in Berlin (1977), die Plastik „Stahlengel" für die Skulpturenmeile in Hannover (1987) sowie Arbeiten für das ehem. Bundeskanzleramt Bonn, die Universität Bayreuth und das Neue Rathaus Rottweil.

Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße

Architektur: Hans Scharoun (1967-1972) mit Edgar Wisniewski
Bauzeit: 1967-78

Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Potsdamer Straße
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin

1963 Auslobung eines Einladungswettbewerbs für den Neubau einer Bibliothek in Berlin (West), aus dem Hans Scharoun als Sieger hervorging. Im Oktober 1967 erfolgte die Grundsteinlegung für den Neubau an der Potsdamer Straße, der nach dem Tod von Scharoun 1972 durch Edgar Wisniewski und die Bundesbaudirektion weitergeführt und 1978 fertiggestellt wurde.

Weitere Kunstwerke: Hauser, Erich