Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure) 1979

  • Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2015)

    Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2015)

  • Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2015)

    Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2015)

  • Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

    Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

  • Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (1979)

    Bernhard Heiliger: Balance I (Panta Rhei, Departure), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (1979)

Die Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie für Arbeit und Soziales (BMAS) sind seit 1949 in der ehemaligen Troilo-Kaserne untergebracht, wofür die aus den 1930er-Jahren stammende Kaserne zwischen 1967 und 1979 mehrfach umgebaut und erweitert wurde. 1968 entstand im Ostteil des Areals nach Plänen des Münchener Architekten Sep Ruf ein Hochhaus für das Bundesministerium der Verteidigung (Haus 14), das bis 1998 ebenfalls seinen Dienstsitz auf dem Kasernengelände hatte. Als städtebauliche Ergänzung zum Hochhaus wurde 1974-76 ein vierteiliger Baukomplex (Häuser 10-13) errichtet, der mit dem Hochhaus eine weitläufige, künstlerisch gestaltete Platzanlage ausbildet. Erbaut wurden die Ergänzungsbauten zwar für das Verteidigungsministerium, genutzt wurden sie aber von Anfang an vom Landwirtschaftsministerium, das nach dem Auszug des Verteidigungsministeriums auch das Hochhaus übernahm. 2007 kam im Süden des Areals ein Neubau für das Bundesgesundheitsministerium hinzu.
Während Otto Herbert Hajek für die Häuser 10-13 in Zusammenarbeit mit der Bundesbaudirektion eine einzigartige Architektur-Kunst-Landschaft entwickelte, wurde für die Gestaltung der Außenbereiche der Liegenschaft ein eigener Wettbewerb ausgelobt, zu dem die Künstler Bernhard Heiliger, Ansgar Nierhoff, Günter Ohlwein, Heinz-Günther Prager, Alexander Sarda und Max Schmitz eingeladen worden waren. Bernhard Heiliger und Ansgar Nierhoff konnten jeweils mit einer ihrer Arbeiten reüssieren.
Bernhard Heiligers Arbeit Balance I sollte ursprünglich nördlich von Haus 10 zur Aufstellung kommen, wechselte aber im Lauf der Jahre mehrfach den Standort. Mit Abschluss der Bauarbeiten am Gesundheitsministeriums wurde sie auf die Grünfläche vor dem Hochhausbau versetzt, wo sie nun umso besser mit der Umgebung in Dialog treten kann. Die schmale, aufwärts strebende Form des Kunstwerks harmoniert mit den geputzten, gebänderten und gerasterten Strukturen der umliegenden BMEL- und BMG-Bauten gleichermaßen und setzt zudem am Kreuzungspunkt der Haupterschließungswege einen wichtigen Akzent.
Die Form des Objekts erinnert an einen Zirkel oder eine Stimmgabel. Die beiden Enden am Scheitelpunkt erscheinen wie ein Messinstrument für den Raum. Ein langgestrecktes Pendel in Form einer abgewinkelten Gabel trägt am unteren Ende als Gegengewicht eine polierte Bronzekugel. Die aufwärts strebenden Linien setzen den kontrapunktischen Gegenpol zur Sphärenform am Ende der verbindenden Diagonale. Vom Boden losgelöst schwebt die Figur auf ihrem schlanken Podest. Heiligers Balance I (Panta Rhei, Departure – WV 461) ist Umarbeitung seiner Plastik Großes Pendel aus dem Jahr 1977. Das ursprünglich V-förmig ausfächernde, eher gedrungene Postament ersetzte der Bildhauer durch eine Edelstahlsäule in zweifacher Höhe, wobei der Arbeitstitel „Departure“ (Engl. Abweichung, Abschied) auf die Umarbeitung des Werks hinweist. Im Kontext der zugehörigen Werkgruppe Panta Rhei eröffnet das Zitat des griechischen Philosophen Heraklit mit der Bedeutung „Alles fließt" den Sinn der ständigen Weiterentwicklung des Lebens. Den Auftakt des Zyklus bildete das 1963 ebenfalls im Auftrag des Bundes entstandene, großformatige Bronzerelief für die Deutsche Botschaft in Paris. Dem Gedanken der Antike folgend setzte Bernhard Heiliger sein Leben unter das Motto der ständigen Veränderung und Weiterentwicklung. Das OEuvre Heiligers, eines der wichtigsten Künstler der deutschen Nachkriegszeit, führte wie das vieler führender Künstler von der figurativen Kunst zur reinen Abstraktion. Bis zu den sechziger Jahren hatte er diesen Wandel komplett vollzogen. CL/UC

Weiterführende Literatur Online:
Claudia Büttner / Christina Lanzl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1950 bis 1979. BBSR-Online-Publikation 12/2014, Bonn, Dezember 2014.

Weiterführende Literatur:
Wellmann, Marc (Hg.) 2005: Bernhard Heiliger 1915 - 1995. Monographie und Werkverzeichnis, Köln. S. 336.
Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, (Hg.); Leuschner, Wolfgang (Bearb.), 1980: Bauten des Bundes 1965–1980. Karlsruhe.


Freiplastik / Skulptur
Edelstahl, Bronze poliert
650 x 300 x 150 cm
28.121 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 6 Teilnehmern

Häuser 10-13
Grünanlage vor Haus 14
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Bernhard Heiliger

Bernhard Heiliger (1915 Stettin - 1995 Berlin) war ein deutscher Bildhauer. Nach einer Steinbildhauerlehre in Stettin und einer Ausbildung an der Stettiner Werkschule für Gestaltende Arbeit studierte er an der Vereinigten Staatsschule für Freie und Angewandte Kunst in Berlin bei Arno Breker. Mit Hans Uhlmann und Karl Hartung begründete er nach 1945 den Ruf der deutschen Bildhauerei. Heiliger nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen, u.a. an der ersten documenta in Kassel und an der Biennale di Venezia, teil und erhielt namhafte Preise. Zudem hatte er Lehraufträge an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee sowie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg inne. Heiliger schuf unter anderem Werke für den Ernst-Reuter-Platz in Berlin, die Deutsche Botschaft in Paris, die Villa Hammerschmidt in Bonn und das Reichstagsgebäude in Berlin.

Häuser 10-13

Architektur: Bundesbaudirektion
Bauzeit: 1974-1976

Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft
Rochusstraße 1
53123 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Als städtebauliche Ergänzung zu dem 1968 im östlichen Teil der Liegenschaft von Sep Ruf für das Bundesministerium der Verteidigung geplanten Bürohochhaus (Haus 14) errichtete die Bundesbaudirektion 1974-76 einen niedrigeren vierteiligen Baukomplex, der mit dem Hochhaus eine gemeinsame Platzanlage ausbildet.

Weitere Kunstwerke: Heiliger, Bernhard