Bernhard Heiliger: Echo I und Echo II 1987
Bernhard Heiliger (1915-1995) gehörte zu den bedeutendsten und meistbeschäftigten deutschen Bildhauern der Jahrzehnte nach 1945. In Berlin ist er mit seinen Werken reich vertreten. Alleine am Kulturforum finden sich zahlreiche Arbeiten: im Skulpturenhof der Neuen Nationalgalerie drei „Vertikale Motive“ (1966-67), auf der Terrasse von Hans Scharouns Staatsbibliothek die Skulptur „Constellation“ (1991) und in der Staatsbibliothek das Gipsoriginal des in der Deutschen Botschaft in Paris in Bronze ausgeführten Wandreliefs. Dazu kommen der Aluminiumguss „Der Auftakt“ (1962-63) im Foyer von Hans Scharouns Philharmonie und 1987 schließlich auch die teilweise farbig gefassten Eisenskulpturen „Echo I“ und „Echo II“ vor dem Eingangsbereich des Kammermusiksaals der Philharmonie. Den Kammermusiksaal hatten Hans Scharoun und Edgar Wisniewski gemeinsam mit der Philharmonie geplant. Doch wurde er aus finanziellen Gründen erst zwischen 1984 und 1988 errichtet.
Auf architektonisch integrierten Sockeln mit Abluftgittern stehend, entwickeln Heiligers Echo-Skulpturen eine gewisse Tendenz zu reliefartiger Zweidimensionalität. Ihre Solidität und Schwere wird kompositionell zergliedert, sphärisch aufgebrochen und psychologisch auch durch Farbe und das Thema relativiert. Die Konstruktionen aus Scheiben, Stäben, Kugeln und zugeschnittenen und verschweißten Platten bilden gleichzeitig Raum. Die Bezüge von „Echo I“ und „Echo II“ zu Klang und Musik sind schon durch die Titel und den Standort der Arbeiten gegeben und werden dank der sich unwillkürlich einstellenden Assoziationen von Taktmessern, Trommelschlegeln, Noten, Membranen, abstrakten Schallwellen und auch dank des klangkörperähnlichen, zweischaligen Aufbaus sinnfällig und anschaulich. In der Abstraktheit werden die Skulpturen selbst zur Musik beziehungsweise zum Symbol von Musik und Kunst. Nicht zufällig spricht man bezüglich der späten Arbeiten Heiligers von der „musikalisch gestimmte[n] Geometrie“.
Bernhard Heiliger verteidigte auch bei seinen Skulpturen, die er für den öffentlichen Raum oder als Kunst am Bau realisierte, den Anspruch auf künstlerische Autonomie. Hier allerdings hatte Hans Scharoun den Standort für Skulpturen festgelegt. Die „Echo“-Arbeiten entwickeln so ortsspezifische Qualitäten alleine schon dadurch, dass sie ähnlich Wächterfiguren den Eingang flankieren. Darüber hinaus bedienen sie sich der architektonisch vorgegebenen Brüstungen und Aufbauten als Sockel und korrespondieren formal etwa mit den Bullaugenfenstern und anderen Fenster- oder Balustradenelementen der Philharmonie-Fassade. So fügen sie sich als integraler Bestandteil in den Kontext einer aufgelockerten, mit dem Stadtraum im Dialog befindlichen Bebauung. JS
Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1980 bis 2010. BBSR-Online-Publikation 13/2014, Bonn, Dezember 2014.
Weiterführende Literatur:
Marc Wellmann (Hg.), Bernhard Heiliger, 1915-1995, Monographie und Werkverzeichnis, Köln 2005, S. 218 ff.
Freiplastik / Skulptur
Eisen, teilweise farbig gefasst
Echo I: 260 x 350 x 110 cm; Echo II: 300 x 120 x 250 cm
Gutachterverfahren
Kammermusiksaal
Außenbereich vor dem Kammermusiksaal
öffentlich zugänglich/einsehbar
Künstler : Bernhard Heiliger
Bernhard Heiliger (1915 Stettin - 1995 Berlin) war ein deutscher Bildhauer. Nach einer Steinbildhauerlehre in Stettin und einer Ausbildung an der Stettiner Werkschule für Gestaltende Arbeit studierte er an der Vereinigten Staatsschule für Freie und Angewandte Kunst in Berlin bei Arno Breker. Mit Hans Uhlmann und Karl Hartung begründete er nach 1945 den Ruf der deutschen Bildhauerei. Heiliger nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen, u.a. an der ersten documenta in Kassel und an der Biennale di Venezia, teil und erhielt namhafte Preise. Zudem hatte er Lehraufträge an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee sowie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg inne. Heiliger schuf unter anderem Werke für den Ernst-Reuter-Platz in Berlin, die Deutsche Botschaft in Paris, die Villa Hammerschmidt in Bonn und das Reichstagsgebäude in Berlin.
Kammermusiksaal Berlin
Architektur: Edgar Wisniewski
Bauzeit: 1984-87
Philharmonie
Herbert-von-Karajan-Str. 1
10785 Berlin
Die 1960-63 von Hans Scharoun erbaute Philharmonie wurde durch Edgar Wisniewski 1984-87 durch einen Kammermusiksaal erweitert, für den er eine Skizze Hans Scharouns von 1968 heranzog, die Dimension des Baus allerdings deutlich vergrößerte, so dass er fast gleichwertig der Philharmonie gegenübersteht.