Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum) 1964

  • Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum), 1964 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

    Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum), 1964 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

  • Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum), 1964 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

    Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum), 1964 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

  • Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum), 1964 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (1989)

    Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum), 1964 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR (1989)

  • Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum), 1964 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR

    Bernhard Heiliger: Mensch und Fortschritt (Figurenbaum), 1964 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BBR

Der „Figurenbaum“ von Bernhard Heiliger (1915–1995) wurde ursprünglich für den deutschen Pavillon der Weltausstellung in Brüssel 1958 geschaffen. Heiliger war neben Fritz Koenig und Fritz Kühn als Künstler ausgewählt worden, um auf der Weltausstellung das neue Gesicht Deutschlands zu epräsentieren. Für den Bau des deutschen Pavillons waren die Architekten Egon Eiermann und Sep Ruf verantwortlich, die mit ihrer transparenten Glasarchitektur einen klaren Gegenentwurf zur monumentalen Steinschwere des von Albert Speer für die Weltausstellung 1937 in Paris errichteten Pavillons schufen. Wie die Architektur sollten auch die künstlerischen Arbeiten an die Vorkriegsmoderne anknüpfen. Die Arbeit des Bildhauers Bernhard Heiliger war dafür besonders geeignet, da sie in ihrer organisch anmutenden Gestaltungssprache eine Brücke zum Expressionismus der Weimarer Republik schlagen konnte. Der „Figurenbaum“ deutet drei Figuren an, die aus einem Stamm herauszuwachsen scheinen. Diese assoziative Verbindung von Mensch und Natur öffnet sich vielen Interpretationen. Die Arbeit funktioniert aber auch als rein ästhetische Figuration, die einen deutlichen Kontrapunkt zur nationalsozialistischen Kunstästhetik bildet, die sich in den antikisierenden männlichen Heldenfiguren in heroischer Nacktheit von Josef Thorak („Kameradschaft“) vor dem Speer’schen Pavillon 1937 manifestierte.
Zusammen mit der ebenso in Brüssel gezeigten „Maternitas“ von Fritz Koenig wurde Heiligers „Figurenbaum“ 1967 in den Park des Kanzlerbungalows in Bonn versetzt. Der 1963/1964 von Sep Ruf gebaute Bungalow entstand im Auftrag von Ludwig Erhard als Wohn- und Empfangsgebäude des Bundeskanzlers. Wie schon der Brüsseler Pavillon überzeugte der Bungalow durch seine moderne Formensprache. Noch deutlicher aber knüpfte er an die Architektur der Weimarer Zeit an, im Besonderen an die des deutschen Pavillons von Mies van der Rohe für die Weltausstellung 1929 in Barcelona. Während die Fassade des Kanzlerbungalows zur Straßenseite eher geschlossen gehalten ist, ist die zur Gartenseite komplett verglast. Natur und Kunst wird damit gleichermaßen in das Gebäude eingebunden.
Seit dem Umzug des Bundeskanzleramtes nach Berlin wird der Kanzlerbungalow nicht mehr als Kanzlerwohnung genutzt. Er steht wegen seiner zentralen Bedeutung für die politische Geschichte Deutschlands und seiner herausragenden Position in der Architekturgeschichte seit 2001 unter Denkmalschutz. Nach umfangreicher Sanierung unter Bewahrung des Charakters von Gebäude, Parkanlage und bildhauerischen Arbeiten ist er heute eine Außenstelle des Bonner Hauses der Geschichte und kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden. AS/CvM

Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.
Claudia Büttner (Autorin), BMVBS (Hrsg.): Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland, BMVBS-Online-Publikation, Berlin 2011.

Weiterführende Literatur:
Marc Wellmann (Hg.): Bernhard Heiliger, 1915–1995, Monographie und Werkverzeichnis, Köln 2005.
A.-Kat. Bernhard Heiliger Retrospektive 1945–1995, Kunst-und Ausstellungshalle Bonn, Ostfildern 1995.


Freiplastik / Skulptur
Aluminiumguß
260 x 330 x 110 cm
Direktvergabe

Kanzlerbungalow
Gartenanlage, vor großer Zugangsbrücke
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Bernhard Heiliger

Bernhard Heiliger (1915 Stettin - 1995 Berlin) war ein deutscher Bildhauer. Nach einer Steinbildhauerlehre in Stettin und einer Ausbildung an der Stettiner Werkschule für Gestaltende Arbeit studierte er an der Vereinigten Staatsschule für Freie und Angewandte Kunst in Berlin bei Arno Breker. Mit Hans Uhlmann und Karl Hartung begründete er nach 1945 den Ruf der deutschen Bildhauerei. Heiliger nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen, u.a. an der ersten documenta in Kassel und an der Biennale di Venezia, teil und erhielt namhafte Preise. Zudem hatte er Lehraufträge an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee sowie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg inne. Heiliger schuf unter anderem Werke für den Ernst-Reuter-Platz in Berlin, die Deutsche Botschaft in Paris, die Villa Hammerschmidt in Bonn und das Reichstagsgebäude in Berlin.

Kanzlerbungalow

Architektur: Sep Ruf
Bauzeit: 1963-64

Kanzlerbungalow
Adenauerallee 139
53113 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Der Kanzlerbungalow wurde 1963-64 errichtet und bis 1999 vom jeweiligen Bundeskanzler als Wohn- und Empfangsgebäude genutzt. Nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin 1999 stand das Gebäude zunächst leer, 2001 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. 2007-2009 wurde der Kanzlerbungalow mit Hilfe der Wüstenrotstiftung grundlegend saniert. Heute ist er Außenstelle des Hauses der Geschichte und kann als Station des Geschichtsrundwegs "Weg der Demokratie" im Rahmen der Öffnungszeiten besichtigt werden.

Weitere Kunstwerke: Kanzlerbungalow, Bonn

Weitere Kunstwerke: Heiliger, Bernhard