Bernhard Heiliger: Auftakt 1963

  • Bernhard Heiliger: Auftakt, 1963 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BMVBS (1963)

    Bernhard Heiliger: Auftakt, 1963 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BMVBS (1963)

Der Architekt Hans Scharoun entwickelte unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges angesichts der zerstörten Stadt einen Wiederaufbauplan für Berlin, der eine Bebauung entlang des sogenannten Urstromtals vorsah. Im Rahmen dessen sollte es ein Kulturband vom südöstlichen Bereich des Tiergartens bis zur Straße Unter den Linden geben. Die utopische Idee eines gänzlich neuen Aufbaus wurde nicht umgesetzt und die Teilung der Stadt verhinderte auch das Kulturband, das nun im Osten abgeschnitten war. Das heutige Kulturforum lässt aber seinen Ursprung in Scharouns Idee einer Stadtlandschaft noch erkennen, die Solitäre Neue Nationalgalerie, Staatsbibliothek und Philharmonie mit Kammermusiksaal bilden ihre beeindruckendsten architektonischen Zeugnisse. Vor allem die 1963 fertiggestellte Philharmonie von Hans Scharoun mit ihrer asymmetrischen, zeltartigen Form und der weithin leuchtenden goldgelben Aluminiumfassade ist einer der wichtigsten Bauten des 20. Jahrhunderts. Im Inneren setzt sich der komplexe, verschachtelte Aufbau fort, die Foyers und Besuchertreppen sind, ineinander gekreuzt, um den fünfeckigen Konzertsaal angeordnet. Dieses bewegte Bild aus Treppen, schrägen und geraden Stützen, einsehbaren Ebenen und hineinströmenden Menschen nimmt der berühmte Bildhauer Bernhard Heiliger kongenial in seiner Aluminiumplastik „Auftakt“ auf, die 1963 im Foyer aufgestellt wurde. Auch in ihr sind asymmetrische, eckige Formen und geknickte Streben derart ineinandergefügt, dass die Plastik sehr bewegt und doch in sich harmonisch wirkt. Scharoun hat mit der Philharmonie nicht nur ein Gebäude mit einer weltberühmten Akustik geschaffen, sondern gleichzeitig die Harmonie und Bewegung der Musik in der Architektur versinnbildlicht. Ebenso hat Bernhard Heiliger mit seiner Plastik nicht nur einen künstlerischen Kommentar zu der Architektur geschaffen, sondern auch eine Klangmetapher, die sich im Kopf des Betrachters – unterstützt durch die Formen, die an Saiten und Tasten von Musikinstrumenten erinnern – zu einem klingenden Mobile fortsetzt. Nach Scharouns Tod im Jahr 1972 führte dessen enger Büromitarbeiter Edgar Wisniewski sein Werk fort und erbaute den Kammermusiksaal 1984-1987 nach Ideenskizzen Scharouns. Dort wurden im Außenraum zwei weitere Arbeiten von Bernhard Heiliger aufgestellt, die Eisenplastiken „Echo I“ und „Echo II“ von 1987. SvM

Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.

Weiterführende Literatur:
Bernhard Heiliger, 1915–1995, Monografie und Werkverzeichnis, Hrsg. von Marc Wellmann, Köln 2005.
A.-Kat. Bernhard Heiliger Retrospektive 1945–1995, Kunst-und Ausstellungshalle Bonn, Ostfildern 1995.


Freiplastik / Skulptur
Aluminium
400 x 165 x 150 cm
Gutachterverfahren

Philharmonie
Foyer
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Bernhard Heiliger

Bernhard Heiliger (1915 Stettin - 1995 Berlin) war ein deutscher Bildhauer. Nach einer Steinbildhauerlehre in Stettin und einer Ausbildung an der Stettiner Werkschule für Gestaltende Arbeit studierte er an der Vereinigten Staatsschule für Freie und Angewandte Kunst in Berlin bei Arno Breker. Mit Hans Uhlmann und Karl Hartung begründete er nach 1945 den Ruf der deutschen Bildhauerei. Heiliger nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen, u.a. an der ersten documenta in Kassel und an der Biennale di Venezia, teil und erhielt namhafte Preise. Zudem hatte er Lehraufträge an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee sowie an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Berlin-Charlottenburg inne. Heiliger schuf unter anderem Werke für den Ernst-Reuter-Platz in Berlin, die Deutsche Botschaft in Paris, die Villa Hammerschmidt in Bonn und das Reichstagsgebäude in Berlin.

Philharmonie Berlin

Philharmonie

Architektur: Hans Scharoun
Bauzeit: 1960-1963

Philharmonie
Herbert-von-Karajan-Str. 1
10785 Berlin

1956 wurde ein Wettbewerb für den Neubau der Berliner Philharmonie durch das Land Berlin am Standort Bundesallee neben dem Joachimsthalschem Gymnasium ausgelobt, den Hans Scharoun gewann. 1959 wurde der Bauplatz ans Kulturforum verlegt, wo 1960-63 Scharoun den Neubau der Philharmonie errichtete; 1978-84 folgte das Staatliche Institut für Musikforschung und das Musikinstrumentenmuseum durch seinen Schüler Edgar Wisniewski, der 1984-87 auch den Kammermusiksaal nach einer Skizze Scharouns von 1968 anfügte.

Weitere Kunstwerke: Philharmonie, Berlin

Weitere Kunstwerke: Heiliger, Bernhard