Ortraud Lerch: Mosaikbrunnen 1964

  • Ortraud Lerch: Mosaikbrunnen, 1964 / © Ortraud Lerch; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Ortraud Lerch: Mosaikbrunnen, 1964 / © Ortraud Lerch; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Ortraud Lerch: Mosaikbrunnen, 1964 / © Ortraud Lerch; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Ortraud Lerch: Mosaikbrunnen, 1964 / © Ortraud Lerch; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Ortraud Lerch: Mosaikbrunnen, 1964 / © Ortraud Lerch; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Ortraud Lerch: Mosaikbrunnen, 1964 / © Ortraud Lerch; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

In die Planung des Staatsratsgebäudes der DDR auf der Spreeinsel war auch die Gestaltung des Außenbereichs einbezogen. Hubert Matthes (* 1929), einer der führenden Landschaftsarchitekten der DDR, entwarf den Vorplatz und den südlich zwischen Haupt- und Nebengebäude und Spreekanal gelegenen Garten. Der Zusammenhang mit der Architektur zeigt sich in einer klaren Disposition tendenziell rechtwinklig angelegter Grünflächen und Wege. Er zeigt sich auch in einem Springbrunnen, der sich exakt in der Achse des Eingangs mit dem quer eingestellten und zum Garten hin hervortretenden Treppenhaus befindet und sich auch in den Proportionen und der Ausrichtung darauf bezieht.
Der Springbrunnen besteht aus einem flachen und weiten rechteckigen Betonbecken mit gerundeten Ecken und zwei ohne weitere Vorrichtungen und Aufbauten direkt aufsteigenden Fontänen. Die eigentliche künstlerische Gestaltung ist das die ganze Wanne ausfüllende Glasmosaik von Ortraud Lerch, einer Künstlerin, deren Spuren sich abseits von ein paar wenigen bekannten baubezogenen Mosaikwerken mehr oder weniger verloren haben.
Das Mosaik für den Brunnen des Staatsratsgebäudes besteht aus einem sich aus der Mitte heraus regelmäßig entwickelnden Ornament. Gegenüber einem hellen unbunten Grund formieren sich türkisfarbene, kräftig blaue, orange und rote Mosaiksteine zu einem floralen Muster, das sich in einem weichen runden Blattdekor und spitzen Zungen auswächst.
Die Gestaltung wird unter anderem mit Werken von Joan Miró in Verbindung gebracht. Auch gibt es in der Kombination der Farben und stilisierten Formen bewusste oder unbewusste, gewollte oder zufällige Berührungen mit den Scherenschnitten von Henri Matisse oder den Flower-Power-Strömungen der Pop Art. Die geringe Tiefe des Brunnenbeckens und zwei weich und nicht sehr hoch sprudelnde Fontänen lassen jedenfalls den starken Bildcharakter des Bodenmosaiks in seiner lebensbejahenden Frische und positiven Stimmung zu voller Entfaltung kommen. Der Mosaikbrunnen setzt einen schönen Akzent, der sich innerhalb der Freiflächen mit Beeten und einigen frei gruppierten Pflanzungen sowie gegenüber der sachlichen Architektur bildkünstlerisch bis heute bewährt. Wie die Gartenanlage steht der Mosaikbrunnen unter Denkmalschutz.
Der Brunnen ist mittlerweile extrem beschädigt und außer Betrieb genommen und soll mit Spendenmitteln restauriert werden. MS


Künstlerin : Ortraud Lerch

Ortraud Lerch (geboren 1939 in Frankfurt am Main, gestorben 2013 in Berlin) war Mosaizistin und Keramikerin. Nach ihrem Studium an der Fachschule für angewandte Kunst in Heiligendamm war sie von den 1960er Jahren bis zur Wiedervereinigung für den VEB Stuck und Naturstein in Berlin tätig, für den sie eine Reihe von Mosaiken in großer Farben- und Formvielfalt entwarf. In dessen Auftrag realisierte sie u.a. 1964 den Mosaikbrunnen vor dem ehemaligen Staatsratsgebäude in Berlin, 1977 zwei große Wandmosaike für das Kulturhaus „Ernst Schneller“ des VEB Berliner Metallhütten- und Halbzeugwerke in Berlin-Niederschöneweide, 1979 die Keramikgestaltung für den nach Entwürfen des Architekten Günter Stahn und des Metallgestalters Hans-Joachim Kunsch geschaffenen Brunnen auf dem Vorplatz vom Freizeit- und Erholungszentrum in Berlin-Wulheide (FEZ) und 1989 ein großes Wandmosaik im Dickhäuterhaus des Tierparks Berlin-Friedrichsfelde.

European School of Management and Technology

Architektur: Architektenkollektiv Roland Korn und Hans-Erich Bogatzky
Bauzeit: 1962-64

European School of Management and Technology
Schlossplatz 1
10178 Berlin

Das Staatsratsgebäude wurde 1962-64 als erstes Repräsentationsgebäude der DDR nach dem Mauerbau errichtet. Nach der Wende diente es seit 1996 als Sitz des Umzugsbeauftragten der Bundesregierung, von 1999 bis 2001 als provisorischer Sitz der Bundesregierung. 2004 übernahm die ESMT das Gebäude. Nach einer umfassenden Modernisierung durch das Büro HG Merz wurde die ESMT im Januar 2006 eröffnet.