Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen 2000

  • Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

    Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

  • Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR Berlin / André Kirchner  (2004)

    Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR Berlin / André Kirchner (2004)

  • Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

    Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

  • Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Krichner (2001)

    Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Krichner (2001)

  • Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

    Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

  • Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

    Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

  • Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Antonia Weiße (2001)

    Marcel Odenbach: Etwas auf die Waagschale werfen, 2000 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Antonia Weiße (2001)

Der Dienstsitz des Bundesjustizministeriums liegt im historischen Modezentrum Berlins in unmittelbarer Nähe zum Hausvogteiplatz und zum Gendarmenmarkt. Das Architekturbüro Eller + Eller hat vier teilweise denkmalgeschützte Gebäude, einen DDR-Plattenbau und einen Erweiterungsbau aus Glas und Stahl zu einem homogenen Ensemble vereint. Die komplexe Baustruktur führte zur Auswahl von fünf verschiedenen Standorten für Kunst am Bau. Für den Repräsentationshof entwarf der Kölner Künstler Marcel Odenbach (*1953) die Videoinstallation „Etwas auf die Waagschale werfen“. Auf zwei rechtwinklig aneinanderstoßenden Wänden hängen zwei Flachbildschirme. In zwei je 15-minütigen Loops zeigt Odenbach Schlüsselszenen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Dokumentarische Bilder (wie die Rede von John F. Kennedy 1963 vor dem Berliner Rathaus Schöneberg) werden von inszenierten, symbolisch aufgeladenen Bildern (wie dem Bildpaar Teufel und Engel) ergänzt. Nicht nur in der Abfolge der Sequenzen auf einem Bildschirm, sondern auch in der Gegenüberstellung der Bilder beider Videos erzeugt der Künstler einen ambivalenten Blick auf die Geschichte Deutschlands, die Justiz, das Recht und seine Realität. Himmel und Hölle, Gut und Böse, Schwarz und Weiß, Nazirichter und Widerstandskämpfer, Kommunismus und Demokratie, Montagsdemonstrationen und Maueröffnung, Abriss der Mauer und Wiedervereinigung sind die Themen, die Odenbach verhandelt. Kombiniert mit Gesetzestexten zeigen die Videos, wie in der Vergangenheit oft zwei Realitäten und gesetzliche Maßstäbe für die Menschen in Deutschland galten. Marcel Odenbach gehört zu den international bekanntesten deutschen Videokünstlern, und sein Werk bildet eine kontinuierliche Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen insbesondere in Deutschland. Bereits in den meist literarischen und sprichwörtlich klingenden Titeln umreißt er den inhaltlichen Hintergrund. „Etwas auf die Waagschale werfen“ deutet, wie auch die zweigeteilte Präsentation der Flachbildschirme, in symbolischer Weise auf die beiden Waagschalen der Justitia hin. Die Darstellung der Justitia als Personifikation der Gerechtigkeit ist ein geläufiges Motiv in der Kunstgeschichte. Als Attribut hält sie stets eine Waage in der Hand, mit deren Hilfe jedem das Seine zugemessen werden kann und die für die sorgfältige Abwägung der Sachlage steht. Die Videoarbeit verbindet auf beeindruckende Weise die kunsthistorische Motivik mit zeitgenössischen Fragen nach dem Wesen der Justiz. SvM

Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.

Weiterführende Literatur:
BMVBW (Hg.), Kunst am Bau. Die Projekte des Bundes in Berlin, Tübingen/Berlin 2002, S. 120–123.
A.-Kat. Marcel Odenbach, Das im Entwischen Erwischte. Pläne 1975–1983, Video, Kunsthalle Bremen, hrsg. von Wulf Herzogenrath, Köln 2008.A.-Kat. Marcel Odenbach, Ach, wie gut, daß niemand weiß, hrsg. von Udo Kittelmann, Kölnischer Kunstverein, Köln 1999.


Videoarbeit
zwei Flachbildschirme
76.694 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb

Haus Nagel
Repräsentationshof
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Marcel Odenbach

Marcel Odenbach, geboren 1953 in Köln, ist ein deutscher Videokünstler, der gemeinsam mit Ulrike Rosenbach und Klaus vom Bruch in den 1970er Jahren in Köln als Produzentengruppe ATV (Alternativ Television) zusammenarbeitete, einem frühen Piratensender. Das Werk aller drei Künstler ist prägend für die Entwicklung der Videokunst. Von Odenbach, der von 1974 bis 1979 Architektur, Kunstgeschichte und Semiotik an der TH Aachen studierte und seit 2010 eine Professur für Film und Video an der Kunstakademie Düsseldorf innehat, entstand Kunst am Bau unter anderem auch für das Bundesministerium für Wirtschaft in Berlin.

Haus Nagel Berlin

Haus Nagel

Architektur: Carl Bauer
Bauzeit: 1896

Bundesministerium der Justiz
Mohrenstraße 37
10117 Berlin

Das Haus Nagel wurde 1896 von Architekt Carl Bauer als Geschäftshaus errichtet und beherbergte die Damenkonfektion Goldenbaum & Lichtenstein. Zusammen mit dem von Architekt Ludwig Otte 1912-1914 errichten Prausenhof wurde das Haus Nagel ab 1950 vom Amt für Erfindungs- und Patentwesen der DDR genutzt und um einen 1990 begonnen Neubau an der Jerusalemer Straße erweitert. 1996-2001 wurde das Ensemble von Eller+Eller Architekten hergerichtet und 2002 vom BMJ bezogen.

Weitere Kunstwerke: Odenbach, Marcel