Dirk Klomann: Weltbilderbogen 2000

  • Dirk Klomann: Weltbilderbogen, 2000 / © Dirk Klomann; Fotonachweis: BBR / Antonia Weiße (2001)

    Dirk Klomann: Weltbilderbogen, 2000 / © Dirk Klomann; Fotonachweis: BBR / Antonia Weiße (2001)

  • Dirk Klomann: Weltbilderbogen, 2000 / © Dirk Klomann; Fotonachweis: BBR / Antonia Weiße (2001)

    Dirk Klomann: Weltbilderbogen, 2000 / © Dirk Klomann; Fotonachweis: BBR / Antonia Weiße (2001)

  • Dirk Klomann: Weltbilderbogen, 2000 / © Dirk Klomann; Fotonachweis: BBR / André Kirchner
 (2001)

    Dirk Klomann: Weltbilderbogen, 2000 / © Dirk Klomann; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

  • Dirk Klomann: Weltbilderbogen, 2000 / © Dirk Klomann; Fotonachweis: BBR / André Kirchner  (2001)

    Dirk Klomann: Weltbilderbogen, 2000 / © Dirk Klomann; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

Für das Foyer des Konferenzbereiches des Bundesministeriums der Justiz (BMJ) der Architekten Eller + Eller aus Düsseldorf/Berlin fand ein auf fünf Künstler beschränkter Realisierungswettbewerb statt.
Als Wettbewerbssieger ließ Dirk Klomann skizzenhafte Zeichnungen per Schablonen mit dunkelgrauer Acrylfarbe auf die Wände auftragen. Zu sehen sind emblematisch verkürzte Umrisszeichnungen, die sich als "Weltbilderbogen", so der Titel der Arbeit, mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigen. Eine Hinweistafel erfasst und erläutert die 19 Bilder auf einfache und unterhaltende Weise. Innerhalb des Ensembles versprengter Wandskizzen fällt besonders der Schriftzug "L'ART C'EST TOI" ('Die Kunst, das bist Du') auf. Er erscheint bedeutungsvoll in Drucklettern und verläuft wie eine Headline parallel zum architektonischen Unterzug.
So werden diese Worte zum sinngebenden Motto, dem die in den Zeichnungen anklingenden Themen untergeordnet sind. Denn natürlich handelt es sich bei "L'art c'est toi" um eine Abwandlung des "L'état, c'est moi" ('Der Staat, das bin ich'), mit der der Absolutismus seinen Anspruch auf uneingeschränkte Herrschaft des Monarchen zum Ausdruck brachte. Klomann fordert mit seinem abgewandelten Credo Macht für die Kunst, die sich hier in den jeweiligen Betrachtern personifiziert.
Dirk Klomanns Appell ist ohne Schärfe vorgetragen und eher humorvoll als satirisch. Dennoch entpuppt sich die scheinbar harmlose Gefälligkeit der Zeichnungen und ihrer Erläuterungen als trojanisches Pferd, mit dem der Künstler sich anschickt, in ansonsten verschlossene politische Bereiche einzudringen, um dort den Gegensatz von Kunst und Politik zu beschwören. Die einfach strukturierte Gestaltung lässt sich als künstlerischer Bescheidenheitsgestus, vor allem aber als Hinweis lesen, dass es in der Kunst heute Wichtigeres gibt als die Pracht und Perfektion von Formen und Farben und Wichtigeres als Fragen der Komposition und der Komposition und der Proportion. Dirk Klomann verringert die lebensentfremdene Kluft, die sich zwischen Kunst und Politik geschoben hat, und scheint mit seinem Werk für das BMJ gleich die ganze Kunst demokratisieren und dem Betrachter zurückgeben zu wollen. MS

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2000-2006, hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin 2007.
Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen (Hrsg.) (2002): Kunst am Bau. Die Projekte des Bundes in Berlin. Redaktion: Klaus Schindler. Tübingen, Berlin. S. 126f.


Wandarbeit
mehrere Wandzeichnungen
51.129 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 5 Teilnehmern

Haus Nagel
Foyer des Konferenzbereichs
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Dirk Klomann

Dirk Klomann, geboren 1961 in Dudweiler an der Saar, ist Maler und Zeichner. Er lebt und arbeitet in Heidelberg. Nach dem Abitur hat er ein BWL-Studium begonnen und unter anderem als Siebdrucker, Händler und Dachdecker gearbeitet, bevor er 1982 bis 1989 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe Malerei und Zeichnen studierte. Sein bevorzugtes Medium ist die Malere mit Ei-Tempera, eine Technik, die noch älter ist als die Ölmalerei. Werke von ihm wurden bislang u.a. in der Pfalzgalerie Kaiserslautern, in der städtischen Galerie Neunkirchen, im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen und im Kunstverein Mannheim gezeigt. 2008 nahm er an der 3. Kunst-Biennale in Beijing teil. Kunst am Bau für den Bund realisierte er im Jahr 2000 für das Bundesjustizministerium in Berlin.

Haus Nagel Berlin

Haus Nagel

Architektur: Carl Bauer
Bauzeit: 1896

Bundesministerium der Justiz
Mohrenstraße 37
10117 Berlin

Das Haus Nagel wurde 1896 von Architekt Carl Bauer als Geschäftshaus errichtet und beherbergte die Damenkonfektion Goldenbaum & Lichtenstein. Zusammen mit dem von Architekt Ludwig Otte 1912-1914 errichten Prausenhof wurde das Haus Nagel ab 1950 vom Amt für Erfindungs- und Patentwesen der DDR genutzt und um einen 1990 begonnen Neubau an der Jerusalemer Straße erweitert. 1996-2001 wurde das Ensemble von Eller+Eller Architekten hergerichtet und 2002 vom BMJ bezogen.