Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch 2014

  • Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

    Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

  • Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

    Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

  • Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

    Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

  • Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

    Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

  • Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

    Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

  • Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

    Antje Schiffers und Thomas Sprenger: Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof stilll und schön / Der letzte Weizen stand noch, 2014 / Fotonachweis: BBR / Alexander Obst & Marion Schmieding (2016)

Drei aneinander anschließende Atrien bilden das architektonische Rückgrat des BND, von denen aus sich Büros und andere Bereiche erschließen. Die beiden äußeren Atrien sind riesige 27 Meter hohe überdachte Hallen mit acht Etagen, rasterartigen Galerien und einer Grundfläche von über tausend Quadratmetern. Für diese Räume war eine Kunst ausgelobt, die den gleichförmig durchrasterten Räumen Identität verleihen sollte. Realisiert wurde der mit einem 1. Preis bedachte Entwurf für eine Wandmalerei des Berliner Künstlerduos Antje Schiffers und Thomas Sprenger. Sie besteht jeweils aus einem Text und einer Malerei. Im nördlich gelegenen Atrium 3 findet sich der in großer Skalierung zweizeilig über vier Etagen geführte Satz „Der letzte Weizen stand noch“. Die Wand gegenüber gibt im selben hellbraunen Acryl eine alle Geschosse einschließende Zeichnung, die völlig abstrakt scheint, aber auf eine bis zur Unlesbarkeit vergrößerte Ansicht des Stadtplatzes von Zagreb zurückzuführen ist. In der südlichen Halle, dem Atrium 1, ist in schwarzen Buchstaben der ebenso irritierend für sich stehende Satz zu lesen: „Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof steht still und schön.“ Das schwarze Wandbild gegenüber zeichnet wieder ein völlig abstrakt anmutendes Muster. Auch hier handelt es sich nicht um informelle Malerei, sondern um die Darstellung eines durch zwanzigtausendfache Vergrößerung realiter nicht mehr erkennbaren Bungalows.
Mit Blick auf die Tätigkeiten eines Nachrichtendienstes lässt sich das Motiv beziehungsweise dessen forensische Adaption sehr gut verstehen, wobei Komik und Ironie im Spiel sind. Man wird der Arbeit auch politische Intentionen unterstellen wollen. Jedoch entstanden der magische Satz, „Es ist Nacht und der Budapester Bahnhof still und schön“, und die Idee, ihn als Kunst am Bau in den BND zu integrieren, lange bevor sich die Flüchtlingskrise von 2015 am Budapester Bahnhof dramatisch zuspitzte. Beide Sätze der Installation beruhen vielmehr auf Reiseaufzeichnungen der Künstlerin. Sie lesen sich so als konspirativ verschlüsselte Codes, deren Geheimnis und Botschaft aber nichts anderes als die Poesie der Worte selbst ist. Sie fügen der sich hinter Zäunen und dicken Wänden verschanzenden Bundesoberbehörde eine ungeahnte Perspektive hinzu. Bei aller Bedeutungssuche nicht zu verkennen ist die künstlerische Verve der gestischen Malerei, die den Rasterrationalismus der Architektur in Bewegung setzt und die ästhetische Qualität der Räume ganz erheblich steigert. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hg.): Dokumentation von 50 Kunst-am-Bau-Werken, BMVBS-Online-Publikation 05/2013

Weiterführende Literatur:
Leonie Baumann: Markant, bedeutend, geheimnisvoll. Kunst am Bau für die BND-Zentrale in Berlin, in: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Jahrbuch Bau und Raum, 2017.
Kleihues + Kleihues: BND Die Zentrale, Text(e) von Arno Lederer, Walter A. Noebel, Fotografien von Alexander Ludwig Obst & Marion Schmieding, Stefan Müller, Hatje Cantz, 2017.
Ulrich Müller: Kunst an Architektur: Kleihues + Kleihues, Stefan Sous, Anette Haas/Friederike Tebbe, Antje Schiffers/Thomas Sprenger, Ulrich Brüschke, Tübingen 2010.


Wandarbeit
schwarze und hellbraune Acrylfarbe
300.000 €
nicht-offener Wettbewerb nach Bewerbungsverfahren mit 8 Teilnehmern

Hauptgebäude
Atrien 1 und 3
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Antje Schiffers (*1967, Heiligendorf) und Thomas Sprenger (*1965, Braunschweig) leben in Berlin. Ihre aus projektbezogener Zusammenarbeit seit 2004 hervorgehenden Malereien, Zeichnungen, Konzepte und Aktionen entstehen oft in ortsbezogener Auseinandersetzung mit vorgefundenen gesellschaftlichen, politischen oder wirtschaftlichen Verhältnissen und zielen auf die wechselseitige Durchdringung von Kunst und Lebenswelt. Als Kunst am Bau realisierten sie u.a. Wandgemälde für die Deutsche Botschaft in Duschanbe (2008) und für das Maschinenhaus auf der Dachterrasse des Humboldts Forum im Berliner Schloss (2021).

Hauptgebäude Berlin

Hauptgebäude

Architektur: Kleihues + Kleihues
Bauzeit: 2006-2014

Zentrale des Bundesnachrichtendienstes
Chausseestraße 44-45
10115 Berlin

Der Deutsche Bundestag legte 2004 den Standort für die neue BND-Zentrale auf dem Gelände des ehemaligen Stadions der Weltjugend in der Chausseestraße fest. Im Mai 2008 wurde der Grundstein für das Hauptgebäude gelegt und 2016 die Gesamtliegenschaft übergeben.