Adolf Luther: Prismenfries 1979

  • Adolf Luther: Prismenfries, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BMVBS (1984)

    Adolf Luther: Prismenfries, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BMVBS (1984)

  • Adolf Luther: Prismenfries, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BMVBS (1984)

    Adolf Luther: Prismenfries, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Archiv BMVBS (1984)

  • Adolf Luther: Prismenfries, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Nelson Kon (2007)

    Adolf Luther: Prismenfries, 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Nelson Kon (2007)

Die Deutsche Botschaft Brasília kultiviert auf hohem Niveau das Miteinander von avanciertem Kunstanspruch, Repräsentationsbedürfnis und Wohnzimmerbehaglichkeit. Zu den Ausstattungsstücken gehören etwa informelle Grafiken von Emil Schumacher und aus der Werkstatt von Ewald Kröner hervorgegangene abstrakte Wandteppiche nach Entwürfen von Hans Theo Baumann, Lothar Quinte und Herbert Oehm. Hinzu kommt die Kunst am Bau der „Wasser-Licht-Stelen“ im Bassin vor der Residenz von Günter F. Ris sowie die Kunst-am-Bau-Preziose der silbernen Bilderschriftkugel von Fritz Koenig im Eingangsbereich der Residenz. Dank des für die Laufzeit von 1976 bis 1979 eingerichteten „Ergänzungsfonds für zusätzliche Aufträge an bildende Künstler zur künstlerischen Ausgestaltung von Baumaßnahmen des Bundes“ erwarb die Botschaft für denselben Standort im Jahr 1979 mit dem „Prismenfries“ des Krefelder Lichtkünstlers Adolf Luther eine weitere Arbeit von ausgesuchter Eleganz. Das Werk reiht vier 120 x 120 cm große Tafeln mit jeweils neun runden Hohlspiegeln bündig aneinander. Der Prismenfries erzeugt eine ganz eigene, neue Raumwirkung. Er spiegelt auf fast fünf Metern Länge mit sechsunddreißig konkaven Hohlspiegeln die Umgebung und splittert sie in vielfältigen Perspektiven und Facetten auf.
Wie Günter F. Ris war der 1990 verstorbene Adolf Luther ein „progressiver“ Künstler. Er gestaltete seine Lichtkunst, so präsent sie auch ist, nicht intuitiv. Sie entstand in der Auseinandersetzung mit den Lichttheorien von Max Planck und Albert Einstein und war Ausdruck eines von den technischen Innovationen der Zeit getragenen neuen Wirklichkeitsverständnisses. Luthers darin gründende bahnbrechende Lichtkunst und avancierte Ästhetik waren sehr erfolgreich und sind als Kunst am Bau in den Gebäuden zahlreicher Regierungseinrichtungen und Behörden anzutreffen.
Der „Ergänzungsfonds für zusätzliche Aufträge an bildende Künstler zur künstlerischen Ausgestaltung von Baumaßnahmen des Bundes“, aus dem die Arbeit der Botschaft Brasília finanziert wurde, war „nicht für die Ausgestaltung von Diensträumen mit Gemälden oder anderen beweglichen Kunstwerken“ vorgesehen. Luthers als Fries gedachten Tafelmodule wurden allerdings zwischenzeitlich so behandelt und in neuem Arrangement und mit veränderter Bildwirkung als quadratisches Tableau im Herrenzimmer aufgehängt. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten. BMVBS-Online-Publikation 11/2011; URL: https://d-nb.info/1019716185/34 (PDF; abgerufen am 13.02.2023).

Weiterführende Literatur:
Horst Rave: Bau Kunst Verwaltung. Dokumentation Ergänzungsfonds des Bundes 1977 bis 1984, hrsg. v. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Karlsruhe 1984, S. 29, 117.
Bauten des Bundes: 1965–1980, hrsg. von Der Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, bearbeitet von Wolfgang Leuschner, Karlsruhe 1980, S. 107, 108, 243 S. 107-108, 243.
Die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in der Stadt der Zukunft ‚Brasilia‘, in: Die Bauverwaltung 9/1971, S. 520-527.


Wandarbeit
vier Hohlspiegelobjekte
480 x 120 cm
15.339 €
Direktvergabe

Deutsche Botschaft Brasilia - Kanzlei und Residenz
Eingangsbereich der Residenz
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Adolf Luther

Adolf Luther (1912 Uerdingen - 1990 Krefeld) war ein deutscher bildender Künstler und Jurist. Nach Studium der Rechtswissenschaften und langjähriger Tätigkeit als Richter arbeitete er ab 1957 als freier Künstler. 1942 Beschäftigung mit der Malerei, ab Anfang der 1950er-Jahre zunächst kubistische, dann informelle Malerei, ab den 1960er-Jahren Licht- und Linsenobjekte, Arbeiten mit Hohlspiegeln und Laserstrahlen. Zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum und Kunst-am-Bau-Werke. Im Auftrag des Bundes schuf er Werke für die Sporthalle des Olympiastadions in München (1972), die Agentur für Arbeit Nürnberg (1973), das ehem. Bundeskanzleramt Bonn (heute Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 1975/1976), die Deutsche Botschaft Brasilia/Brasilien (um 1979), die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin (1980), das Bundeswehrkrankenhaus Koblenz (1983/1984) und das Alte Wasserwerk Bonn (1990).

Deutsche Botschaft Brasilia - Kanzlei und Residenz

Architektur: Hans Scharoun
Bauzeit: 1968-71

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
SES Avenida das Nações, Quadra 807, Lote 25
70415-900 Brasilia DF
Brasilien

1951 wurde in Rio de Janeiro die Deutsche Botschaft eröffnet und 1960 die Hauptstadt von Rio de Janeiro nach Brasilia verlegt. 1963 übernahm die Bundesrepublik das Grundstück und betraute 1974 Hans Scharoun mit der der Botschaft. Baubeginn war 1968, fertiggestellt war sie 1971, so dass die Botschaft von Rio de Janeiro nach Brasilia verlegt werden konnte.

Weitere Kunstwerke: Luther, Adolf