Günter Ferdinand Ris: 3 Wasser-Licht-Stelen 1970

  • Günter Ferdinand Ris: 3 Wasser-Licht-Stelen, 1970 / © Günter Ferdinand Ris; Fotonachweis: Archiv BBR

    Günter Ferdinand Ris: 3 Wasser-Licht-Stelen, 1970 / © Günter Ferdinand Ris; Fotonachweis: Archiv BBR

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    Günter Ferdinand Ris: 3 Wasser-Licht-Stelen, 1970 / © Günter Ferdinand Ris; Fotonachweis: Archiv BBR

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    Günter Ferdinand Ris: 3 Wasser-Licht-Stelen, 1970 / © Günter Ferdinand Ris; Fotonachweis: Archiv BBR

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    Günter Ferdinand Ris: 3 Wasser-Licht-Stelen, 1970 / © Günter Ferdinand Ris; Fotonachweis: BBR Archiv

  • Günter Ferdinand Ris: 3 Wasser-Licht-Stelen, 1970 / © Günter Ferdinand Ris; Fotonachweis: BBR Archiv

    Günter Ferdinand Ris: 3 Wasser-Licht-Stelen, 1970 / © Günter Ferdinand Ris; Fotonachweis: BBR Archiv

Mit der Deutschen Botschaft in der neuen Hauptstadt Brasilia realisierte Hans Scharoun 1968-1971 seinen einzigen Auslandsbau. Die von Nord nach Süd terrassierte, imposant in die Landschaft modellierte Gebäudefolge verbindet das viergeschossige Botschafts- und das zweigeschossige Residenzgebäude mit anschließendem Wohnteil über einen Brückenbau. Die unregelmäßigen Grundrisse setzen die Rationalität und Orthogonalität des Internationalen Stils komplett außer Kraft. Mit dem neuen Neben- und Ineinander von Repräsentieren, Arbeiten und Wohnen löste Scharoun überkommene Hierarchien auf und überwand alte Denkstrukturen. Wie das unprätentiöse Äußere ist auch das fließende Raumkonzept im Innern Ausdruck des gesellschaftspolitischen Umdenkens der Sechziger Jahre. Nicht zuletzt der Verzicht auf das obligatorische Residenzvordach deutet auf heruntergeschraubtes Pathos und veränderte Repräsentationsbedürfnisse.
Das neue Denken spiegelt sich auch in der Kunst am Bau. Günter Ferdinand Ris (1928–2005) entwarf für Brasilia drei aus dem Wasserbecken vor der Residenz ragende „Wasser-Licht-Stelen“. Die unterschiedlich hohen Edelstahlzylinder umgeben leuchtende Plexiglasringe, über die das Wasser kurvig herabfließt. Das Ensemble ist geprägt von der schnörkellosen und strengen, dabei spektakulären und sehr sinnlichen Schönheit klarer Formgebung und Funktionalität.
Die künstlerische Auffassung, mit der Ris sich 1970 im Wettbewerb gegen Fritz Koenig und Ursula Sax durchsetzte, war neu und avantgardistisch. Die Stelen sind auf keine Perspektive festgelegt, sondern allansichtig. Trotz unterschiedlicher Höhen sind sie unhierarchisch und seriell. Die Edelstahlzylinder mit leuchtenden Plexiglasringen und herabfließendem Wasser zu kombinieren, war schlichtweg revolutionär. Ris, der später auch für die Deutsche Botschaft Colombo tätig wurde, folgte mit der Mischung aus Funktionalität und Gestaltungsprinzipien, die auf industrieller Formgebung, auf Licht und Transparenz basieren, einem künstlerischen Konzept der Bescheidenheit, Offenheit und Transparenz. Genau dieses prägte auch die Architekturauffassung der sogenannten Bonner Republik und andere Ansätze der Kunst am Bau oder der Kunst im öffentlichen Raum. Als künstlerisches Bekenntnis hatte das Konzept von Ris seine lebensweltliche Entsprechung in der Aufbruchsstimmung, die sich besonders während der sozial‐liberalen Koalition 1969‐1974 unter Willy Brandt und Walter Scheel breitmachte. Noch fürs Bonner Bundeskanzleramt schuf Ris eine Lichtwand, die das Anliegen, Kunst als Zeichen des gesellschaftspolitischen Wandels begreifbar zu machen, erneut zum Ausdruck brachte.
Die als kultureller Exportartikel geschätzte, zum Beispiel auf der »Expo '70« in Osaka präsentierte Kunst von Ris geriet darüber nicht zum Dogma, dem künstlerische Qualitäten geopfert wurden. Die »Wasser‐Licht‐Stelen« tragen vielmehr elementar zur positiven Gesamtanmutung der Botschaft bei. Als Teil der Gartengestaltung forcieren sie den Dialog zwischen der gebauten und ungebauten Umwelt. Dabei begeben sie sich mit ihrer technoiden Erscheinung in einen scharfen Kontrast zur Natürlichkeit der umgebenden Palmen. Gleichzeitig schlägt ihre Edelstahlummantelung Brücken zu den Aluminiumblechen der Architektur. Für sich betrachtet bleiben die Stelen attraktive Gebilde, die funktionale und ästhetische Bedürfnisse spielerisch verbinden und dabei gestalterischen Höchstansprüchen genügen.
Die von Ris bis in die Neunziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts variierten Wasser‐Licht‐Stelen der Botschaft Brasilia waren übrigens die ersten künstlichen Lichtquellen im Werk des mehrfachen »documenta«‐ und »Biennale«‐Teilnehmers und zeigen, welchen Stellenwert Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum haben konnte und haben kann. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten. BMVBS-Online-Publikation 11/2011.

Weiterführende Literatur:
70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland, Ausstellungskatalog, hrsg. v. Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berlin 2020.


Brunnen / Installation mit Wasser
Edelstahl, innen beleuchtete Plexiglasringe
250 cm hoch
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 3 Teilnehmern

Deutsche Botschaft Brasilia - Kanzlei und Residenz
Residenzgarten
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Günter Ferdinand Ris

Günter Ferdinand Ris (1928 Leverkusen - 2005 Darmstadt) studierte Kunst an den Akademien in Karlsruhe, Düsseldorf und Freiburg im Breisgau. Seit den fünfziger Jahren war er als Maler aktiv und hatte ab Anfang der sechziger Jahre auch Erfolge als Bildhauer. Als Designer entwarf er Möbel und Inneneinrichtungen, zum Beispiel den "Sunball"-Kugelstuhl 1969 oder für die Firma Rosenthal Gläser sowie ein Kaffee-/Tee-Service. Ris war auf international renommierten Kunstausstellungen vertreten, darunter auf der documenta (1959 und 1964), auf der Biennale von Venedig 1966, der Weltausstellung in Montreal 1967 und der Expo '70 in Osaka. Für die Bundesrepublik führte er mehrere wichtige Aufträge im In- und Ausland aus, darunter eine Supraporte im Abgeordnetenhochhaus Bonn 1970, eine Brunnenanlage an der Deutschen Botschaft Brasilia 1970 und den „Lichtwald" im Bonner Bundeskanzleramt 1976.

Deutsche Botschaft Brasilia - Kanzlei und Residenz

Architektur: Hans Scharoun
Bauzeit: 1968-71

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
SES Avenida das Nações, Quadra 807, Lote 25
70415-900 Brasilia DF
Brasilien

1951 wurde in Rio de Janeiro die Deutsche Botschaft eröffnet und 1960 die Hauptstadt von Rio de Janeiro nach Brasilia verlegt. 1963 übernahm die Bundesrepublik das Grundstück und betraute 1974 Hans Scharoun mit der der Botschaft. Baubeginn war 1968, fertiggestellt war sie 1971, so dass die Botschaft von Rio de Janeiro nach Brasilia verlegt werden konnte.

Weitere Kunstwerke: Ris, Günter Ferdinand