Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia 1970

  • Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia, 1970 / © Fritz Koenig; Fotonachweis: Auswärtiges Amt

    Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia, 1970 / © Fritz Koenig; Fotonachweis: Auswärtiges Amt

  • Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia, 1970 / © Fritz Koenig; Fotonachweis: Archiv BBR

    Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia, 1970 / © Fritz Koenig; Fotonachweis: Archiv BBR

  • Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia, 1970 / © Fritz Koenig; Fotonachweis: BBR

    Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia, 1970 / © Fritz Koenig; Fotonachweis: BBR

  • Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia, 1970 / © Fritz Koenig; Fotonachweis: BBR

    Fritz Koenig: Große Bilderschriftkugel Brasilia, 1970 / © Fritz Koenig; Fotonachweis: BBR

Hans Scharoun, einer der renommiertesten Vertreter der modernen deutschen Architektur, schuf mit der Botschaft Brasília ein einzigartiges Bauwerk, das einer neuen Idee von organischem Bauen folgte und mit einem ausdrucksstarken, dabei unprätentiösen Äußeren, mit bewegten polygonalen Grundrissen und fließenden Raumkonzepten den Typus Botschaftsbau revolutionierte. Die Gartengestaltung des weltberühmten brasilianischen Landschaftsarchitekten Roberto Burle-Marx trägt mit der Setzung von vier Königspalmen im Hof zwischen Residenz und Kanzlei, mit Pflanzenarrangements und geschwungenen Wegen in den Grünbereichen zum Gesamteindruck der Liegenschaft ebenso bei wie die Kunst. Die Botschaft verzeichnet eine Reihe hervorragender zeitgenössischer Werke. Neben den als Kunst am Bau angefertigten oder angekauften Arbeiten von Günter Ferdinand Ris, Fritz Koenig und Adolf Luther besitzt sie unter anderem Grafiken von Emil Schumacher sowie bedeutende moderne Wandteppiche von Hans Theo Baumann, Lothar Quinte und Herbert Oehm. Was die Innenausstattung der einzigartigen Empfangsräume der Residenz anbelangt, kultiviert die Botschaft Brasilia durchaus Wohnzimmerbehaglichkeit auf Sammlungsniveau und ein an museale Ambitionen grenzendes Repräsentationsbedürfnis.
Wie Günter Ferdinand Ris und Adolf Luther zählt der 1924 geborene und 2017 verstorbene Fritz Koenig zu den Künstlern, die mehrfach für Bundesbauten im In- und Ausland tätig waren. Für die Deutschen Botschaften in Madrid, Dakar und London schuf Koenig hochaufragende freistehende Plastiken. Im Empfangsbereich der Botschaft Brasília ist er mit einer im Durchmesser lediglich 35 Zentimeter großen „Bilderschriftkugel“ vertreten. Es ist eine rotierend gelagerte Silberkugel mit eingeschlagenen hieroglyphenartig abstrakten Schriftzeichen. Die Kugel, von der ein zweiter Guss in Bronze mit goldbrauner Patina in Privatbesitz existiert, steht in einer Reihe von skriptural-typographischen „Bilderschriften“, die als „Kleiner Liebesbrief“ oder als „Stuterei“ aber gegenständlich-figürlich sind und deutlich Menschen und Pferde erkennen lassen. Koenig abstrahierte den Typus der zeilenmäßig angeordneten Bilderschriften zunehmend, bis sich das Gegenständliche auflöste und in nicht mehr entzifferbaren Chiffren verlor. Koenigs diverse Bilderschriften gibt es auf Tafeln, Halbkugeln oder wie in Brasília in Kugelform. Das übergeschichtliche und supranationale Idiom der abstrakten Bildsprache und die auf den Planeten Erde und die Welt verweisende Kugelform erheben einen thematischen Anspruch, der zu einer Botschaft passt und sich perfekt mit der Anmutung einer Preziose verbindet.
Wenige Jahre später griff Fritz Koenig die Bildidee wieder auf und realisierte, diesmal für den Außenraum, eine drehbare „Große Bilderschriftkugel“ mit einem Durchmesser von 130 cm in drei Güssen, von denen sich einer vorm Rathaus in Unterföhring und ein anderer vorm Schulzentrum-Ost in Wuppertal befindet. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten. BMVBS-Online-Publikation 11/2011.

Weiterführende Literatur:
Dietrich Clarenbach: Fritz Koenig. Skulpturen. Werkverzeichnis, Einführung Peter Anselm Riedl, München 2003; zur »Großen Bilderschriftkugel Brasilia« siehe S. 144 Nr. 489; vgl. etwa dazu auch Nr. 335, 417, vor allem S. 159 Nr. 580.
Horst Rave: Bau Kunst Verwaltung. Dokumentation Ergänzungsfonds des Bundes 1977 bis 1984, hrsg. v. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Karlsruhe 1984, S. 29, 117


Freiplastik / Skulptur
Silber
Ø 35 cm
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 3 Teilnehmern

Deutsche Botschaft Brasilia - Kanzlei und Residenz
Empfangsbereich der Residenz
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Fritz Koenig

Fritz Koenig, geboren 1924 in Würzburg, war einer der bedeutendsten deutschen Bildhauer des 20. Jahrhunderts. Mit sehr eigenständigem, abstraktem Formenrepertoire profilierte er sich Ende der fünfziger und sechziger Jahre als einer der wichtigsten Repräsentanten der westdeutschen Kunst. 1958 vertrat er Deutschland auf der XXIX. Biennale in Venedig, 1959 und 1964 nahm er an der documenta II und III in Kassel teil. Seine Ausbildung hatte er nach Kriegsdienst im zweiten Weltkrieg 1946-1952 an der Akademie der Bildenden Künste München bei Anton Hiller erhalten. 1964 wurde er Professor an der Architektur-Fakultät der Technischen Universität München, 1969 Mitglied der Akademie der Künste Berlin und der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München. Er schuf zahlreiche öffentliche Skulpturen wie die Kugelkaryatide für das World Trade Center in New York (1971) und Mahnmale im ehemaligen Konzentrationslager Mauthausen (1983) sowie für die Opfer des Terroranschlages der Olympischen Spiele 1972 in München (1995). Vor allem erhielt Koenig seit 1951 Kunstaufträge für viele Behördenbauten in Bayern, später auch bedeutende Aufträge der Post und des Bundes. So realisierte er das Relief und den Brunnen für das Deutsche Patentamt München (1956) sowie Bronzeskulpturen für die Deutschen Botschaften in Washington, D.C./USA (1962), in Madrid/Spanien (1965/66), in Brasilia (1970) in Dakar/Senegal (1971) und  in London (1965).

Deutsche Botschaft Brasilia - Kanzlei und Residenz

Architektur: Hans Scharoun
Bauzeit: 1968-71

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
SES Avenida das Nações, Quadra 807, Lote 25
70415-900 Brasilia DF
Brasilien

1951 wurde in Rio de Janeiro die Deutsche Botschaft eröffnet und 1960 die Hauptstadt von Rio de Janeiro nach Brasilia verlegt. 1963 übernahm die Bundesrepublik das Grundstück und betraute 1974 Hans Scharoun mit der der Botschaft. Baubeginn war 1968, fertiggestellt war sie 1971, so dass die Botschaft von Rio de Janeiro nach Brasilia verlegt werden konnte.

Weitere Kunstwerke: Koenig, Fritz