Markus Lüpertz: Parsifal 1994

  • Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Benjamin Albrecht (2023)

    Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Benjamin Albrecht (2023)

  • Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Benjamin Albrecht (2023)

    Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Benjamin Albrecht (2023)

  • Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

    Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

  • Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

    Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

  • Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

    Markus Lüpertz: Parsifal, 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

Die fünf Kunst-am-Bau-Werke der Residenz verteilen sich auf die repräsentativen Räume im Erdgeschoss. In der zentralen Empfangshalle mit dem markant eingezogenen Tonnengewölbe befindet sich die Kunst von Markus Lüpertz. Im oberen Drittel der Längswände sind jeweils sechs auf Leinwand kaschierte Holzschnitte bündig in die Wand eingelassen. Im Mix malerischer und graphischer Momente behandeln die zwölf Köpfe ein und dasselbe Motiv: den Parsifal – ein Thema und Motiv, das Lüpertz unabhängig von der Kunst-am-Bau-Beauftragung seit 1993 im Werkkomplex „Männer ohne Frauen – Parsifal“ in vielen Varianten und Techniken bearbeitet hat und das zu seinen bekanntesten Werken gehört.
Thematisch ergibt sich kein direkter inhaltlicher Bezug zur Residenz. Eine gewisse Plausibilität an diesem Ort ist dem Thema allerdings nicht abzusprechen. In seinem Œuvre vielfach mythologischen und christlichen Figuren zugewandt, hat Lüpertz mit Parsifal einen Stoff der mittelhochdeutschen höfischen Literatur aufgegriffen, der besonders durch die weltweite Rezeption der Opernadaption von Richard Wagner einen universellen Charakter und Wiedererkennungswert erlangt hat. Lüpertz liefert mit seinem – übrigens die Schreibweise Wagners (Parsifal statt Parzival) übernehmenden – Bilderfries einen allgemeinen Bezugsrahmen, aber keine Illustration, keine Erzählung oder Interpretation des Epos, vielmehr eine zigfache Variation eines Kopfes, der – abgesehen von der vagen historischen Reminiszenz der Frisur – in völliger Unbestimmbarkeit und Allgemeinheit gehalten ist. Die Bilder sind weder Porträts noch Historienbilder. Es sind Paraphrasen, die mit großer Lust am bildlichen Experimentieren und Fabulieren, mit Gesten und bedeutungsschwangeren, aber rätselbleibenden Knochen- und Gittermotiven die Möglichkeiten von Malerei und Grafik an traditionellen Themen und Hinterlassenschaften der Kunst- und Kulturgeschichte erkunden und abarbeiten. Lüpertz‘ Bilder beugen sich in Format und Reihung dem architektonischen Rahmen und bilden in der Wirkung eine Art „poetische Neufassung eines historischen Ahnenzyklus“ (Sophia Ungers). Die expressive Gegenständlichkeit und die freie Farbigkeit der Holzschnitte dagegen beleben und konterkarieren – insbesondere mit den mehrfach begegnenden unregelmäßigen Gitterstrukturen – die geometrische Ordnung der Architektur und deren Quadratraster. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten. BMVBS-Online-Publikation 11/2011, S. 226 ff. URL: https://d-nb.info/1019716185/34 (PDF; abgerufen am 13.02.2023)

Weiterführende Literatur:
Martin Seidel: Dialog mit der Welt – Kunst am Bau bei Auslandsbauten, in: Kat. Ausst. 70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland, Berlin München 2020, S. 248-277, S. 260 f.
Botschaften. 50 Jahre Auslandsbauten der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Olaf Asendorf, Wolfgang Voigt und Wilfried Wang, Tübingen, Berlin 2000, S. 142-145.
Sophia Ungers: Kunst, in: Deutsche Botschaft Washington. Neubau der Residenz – German Embassy Washington. The New Residence. O.M. Ungers, Stuttgart 1995, S. 41-55.



Tafelbild / Gemälde
Bilderfries aus 12 Holzschnitten auf Leinwand
je 142,5 x 142,5 cm
245.420 €
Direktvergabe

Deutsche Botschaft Washington - Residenz
Eingangshalle
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Markus Lüpertz

Markus Lüpertz (*1941 in Reichenberg, Tschechoslowakei) ist Maler, Grafiker und Bildhauer und einer der einflussreichsten, bekanntesten und auch umstrittensten Künstler der Gegenwart. Er begann mit „dithyrambischer Malerei“, die er seit den 1960er Jahren im Sinne eines Neoexpressionismus weiterentwickelte. Seine Werke sind regelmäßig international auf Ausstellungen zu sehen und befinden sich weltweit in öffentlichen und privaten Sammlungen. Seit den 1980er Jahren ist Lüpertz auch als Bildhauer tätig und mit teil provokanten figurativen Plastiken historischer und mythologischer Gestalten auch im öffentlichen Raum vertreten. Er erhielt zahlreiche Ehrungen, darunter den Preis der Villa Romana (1970), den Preis des Deutschen Kritikerverbandes (1971), den Lovis-Corinth-Preis der Künstlergilde Esslingen (1990), den „Julio González“-Preis (2004) und den Internationalen Mendelssohn-Preis zu Leipzig (2013). Von 1988 bis 2009 war Markus Lüpertz Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie. Zudem war er Vorstandsmitglied im Deutschen Künstlerbund (1973-1975) und ist Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste.

Deutsche Botschaft Washington - Residenz

Architektur: Ungers, Oswald Mathias
Bauzeit: 1992-94

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
4645 Reservoir Road NW
Washington DC 20007
Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Für den Neubau der Residenz wurde 1982 ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den letztlich Oswald Mathias Ungers für sich entschied. Im Dezember 1991 wurde die Baugenehmigung erteilt, Mai 1992 war Baubeginn und im August 1994 war der Bau fertiggestellt. Die Übergabe erfolgte September 1994.