Rosemarie Trockel: o. T. (Deckengemälde, Teppich und Mokkaservice) 1994

  • Rosemarie Trockel: o. T. (Deckengemälde, Teppich und Mokkaservice), 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

    Rosemarie Trockel: o. T. (Deckengemälde, Teppich und Mokkaservice), 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

  • Rosemarie Trockel: o. T. (Deckengemälde, Teppich und Mokkaservice), 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

    Rosemarie Trockel: o. T. (Deckengemälde, Teppich und Mokkaservice), 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Eduard Hueber

  • Rosemarie Trockel: o. T. (Deckengemälde, Teppich und Mokkaservice), 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Benjamin Albrecht (2023)

    Rosemarie Trockel: o. T. (Deckengemälde, Teppich und Mokkaservice), 1994 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Benjamin Albrecht (2023)

O.M. Ungers‘ Streben nach Repräsentation, Regelmäßigkeit und Harmonie teilt sich im architektonischen Gesamtentwurf der Washingtoner Residenz ebenso mit wie in jedem Detail. Auch die Möblierung machte Ungers zur Chefsache und überließ sie niemandem anderen als sich selbst. Vom omnipräsenten Quadratraster über partielle Seidenbespannungen der Wände bis hin zu den Sesseln, Lampen und Beistelltischchen lassen dementsprechend auch die beiden Gesellschaftsräume im Erdgeschoss, das Damen- und das Herrenzimmer, eine starke Handschrift erkennen, die der hinzukommenden Kunst am Bau harte Bedingungen stellte und auf sie abfärben musste. Wie für die Eingangs- und Empfangshalle haben O.M. Ungers und seine Tochter Sophia Ungers als Kunst-am-Bau-Verantwortliche auch hier sehr präzise Wand-, Decken- und Bodenflächen als Kunststandorte und damit bis zu einem gewissen Grad automatisch auch die Art der Kunstwerke vorgegeben und erst dann die Gestaltungsaufträge vergeben.
Für das zum Garten hin gelegene Damenzimmer gestaltete die in vielen Medien arbeitende Rosemarie Trockel Decke und Boden. Der quadratisch kassettierten Decke schrieb sie einen olivgrünen Kreis ein, der mit einem gleich großen grün-braun gestreiften quadratischen Bodenteppich korrespondiert. Trockel hatte seit Mitte der 1980er Jahre mit diskursorientierten feministischen „Strickbildern“ weltweit Aufsehen erregt. Die mit schmalen Streifen gegen den Strich des gerasterten Parketts gebürstete Textilarbeit der Botschaft zielt nicht erkennbar in solche Richtung. Wie die in sich ruhende und verbindende minimalistische Primary Structure des smarten Kreises an der Decke verleiht der Teppich dem Raum eine künstlerische Dimension, die sich nicht gegen die Ungerssche Programmästhetik auflehnt, aber auf sich selbst aufmerksam macht. Ausdruck der Konzeptstärke und Tiefe dieser Kunst sind die auf subtilen Relationen beruhende Farbstimmigkeit und auch der Umstand, dass Rosemarie Trockel den Kreis an der Decke von Hand gemalt hat. Die ebenso dezente wie markante Intervention komplettierte die Künstlerin mit einem Mokkaservice fürs Damenzimmer, das die Farbe und das Muster der Gestaltung von Decke und Boden aufgreift. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel: Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten, BMVBS-Online-Publikation 11/11, Hg.: BMVBS, 2011, S. 226 ff.; URL: https://d-nb.info/1019716185/34 (PDF; abgerufen am 13.02.2023)

Weiterführende Literatur:
Sophia Ungers: Kunst, in: Deutsche Botschaft Washington. Neubau der Residenz – German Embassy Washington. The New Residence. O.M. Ungers, Stuttgart 1995, S. 41-55.
Botschaften. 50 Jahre Auslandsbauten der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Olaf Asendorf, Wolfgang Voigt und Wilfried Wang, Tübingen, Berlin 2000, S. 142-145.
Martin Seidel: Dialog mit der Welt – Kunst am Bau bei Auslandsbauten, in: Kat. Ausst. 70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland, Berlin München 2020, S. 248-277, S. 260 f.


Raumarbeit
Stuck, Wolle und Porzellan
Teppich 425 x 425 cm
61.355 €
Direktvergabe

Deutsche Botschaft Washington - Residenz
Damenzimmer
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlerin : Rosemarie Trockel

Rosemarie Trockel (*1952 in Schwerte) ist Künstlerin in Köln. Nach einem Lehramtsstudium an der Pädagogischen Hochschule in Köln und einem Kunststudium an den Kölner Werkschulen bei Werner Schriefers (1974-1978) arbeitete sie in unterschiedlichen Medien. Mit Strickbildern, enigmatischen Skulpturen, Installationen und Videos hat sie internationale Bekanntheit und Ansehen erlangt. 1995 wurde Rosemarie Trockel Mitglied der Akademie der Künste Berlin, Sektion Bildende Kunst und von 1998 bis 2016 lehrte sie als Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf. Erfolgreiche Ausstellungen hatte sie sowohl in Europa als auch in Amerika, u.a. im Museum of Modern Art in New York. Sie war Teilnehmerin der documenta X in Kassel, der Venedig Biennale 1999 und bei den Skulptur Projekten Münster 2007. Kunst-am-Bau-Arbeiten von ihr finden sich in der Residenz des Deutschen Botschafters in Washington (1994) sowie an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl (1992).

Deutsche Botschaft Washington - Residenz

Architektur: Ungers, Oswald Mathias
Bauzeit: 1992-94

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
4645 Reservoir Road NW
Washington DC 20007
Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Für den Neubau der Residenz wurde 1982 ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den letztlich Oswald Mathias Ungers für sich entschied. Im Dezember 1991 wurde die Baugenehmigung erteilt, Mai 1992 war Baubeginn und im August 1994 war der Bau fertiggestellt. Die Übergabe erfolgte September 1994.