Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd 1956

  • Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

  • Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

    Fritz von Graevenitz: Sicherndes Pferd, 1956 / © Fritz von Graevenitz; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2015)

Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden erhebt, sammelt und analysiert statistische Informationen und stellt sie als Dienstleister bereit. Sein vom Regierungsbaumeister Paul Schaeffer-Heyrothsberge 1953-1956 errichteter Dienstsitz ist ein mehrteiliger Baukomplex, der ein 14-geschossiges Hochhaus mit niedrigeren Anbauten und ein Kasinogebäude umfasst. Der hohe Stahlbetonskelettbau mit Flugdach und türkisblau gehaltenen Brüstungen prägt das Stadtbild Wiesbadens; das Ensemble wurde 1995 zum Kulturdenkmal Hessens erklärt. Für das Statistische Bundesamt wurden im Rahmen der Errichtung mehrere Wandgestaltungen und eine Großskulptur als Kunst am Bau in Auftrag gegeben.
Den Eingang zum Hauptgebäude markiert eine überlebensgroße Pferdeskulptur aus Muschelkalk des Bildhauers Fritz von Graevenitz, die am Treppenaufgang zum Hochhaus auf einem gepflasterten Platz aufgestellt ist. Die aus Muschelkalk gemeißelte Skulptur ruht auf zwei breiten Beinpfeilern. Sie ist aus mehreren Blöcken zusammengesetzt, so dass sie etwas schwerfällig erscheint. Anders als bei vielen anderen Reiterdenkmälern zeigt der Künstler hier keine dynamisch-kraftvolle Kreatur. Stattdessen erinnert das Pferd eher an ein archaisches Standbild wie etwa das schwedische Dala-Pferd. Außer der Mähne ist kaum ein Detail herausgearbeitet.
Auch im Schaffen des im Nationalsozialismus gefeierten, zum Entstehungszeitpunkt bereits 64-jährigen Bildhauers ist das statuarische Werk eher ungewöhnlich. Die meisten seiner Pferdeskulpturen stellen sehr viel kreatürlichere und vitalere Tiere dar. In Wiesbaden ergab sich die statische Gestalt aus der Funktion, die einer solchen Skulptur im Eingangsbereich seit der Antike zugewiesen wird: stellvertretend das Gebäude zu bewachen. Der Bildhauer selbst betonte in Interviews die statische Verbundenheit von Bau und Skulptur, aus deren fester Fügung nur der Kopf ein wenig herausragt.
Die Platzierung monumentaler Skulpturen vor Verwaltungsbauten ist in den 1950er Jahren sehr beliebt. Schon ein Jahr zuvor hatte Willi Meller eine Pferdegroßskulptur auf den Vorplatz des Postscheckamts Dortmund gestellt, die als „Postschecke“ mediale Karriere machte. CB

Weiterführende Literatur Online:
Claudia Büttner / Christina Lanzl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1950 bis 1979. BBSR-Online-Publikation 12/2014, Bonn, Dezember 2014.

Weiterführende Literatur:
Müller, Julia, 2012: Der Bildhauer Fritz von Graevenitz und die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zwischen 1933 und 1945: Bildende Kunst als Symptom und Symbol ihrer Zeit. Stuttgart.
Bund Deutscher Architekten; Giefer, Alois; Meyer, Franz Sales; Beinlich, Joachim (Hg.), 1960: Planen und Bauen im neuen Deutschland. Köln Opladen.
Schaeffer-Heyrothsberge, Paul, 1956, Neubau des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden, Gustav Stresemann Ring. Die Bauverwaltung, 5. Jg. (9), S. 359-369.


Freiplastik / Skulptur
Kirchheim-Moser (Fränkischer) Muschelkalk Pferd ist aus mehreren Blöcken gemeißelt.
20.963 €
Direktvergabe

Hochhaus
Außenbereich vor dem Haupteingang
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Fritz von Graevenitz

Fritz von Graevenitz (1892 Stuttgart – 1959 Gerlingen) war ein von den Nationalsozialisten hoch geschätzter Bildhauer, der auf der „Gottbegnadeten Liste“ stand. Nach dem Besuch der Kadettenanstalten Potsdam und Berlin-Lichterfelde nahm er am Ersten Weltkrieg teil. 1919-20 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und 1920-21 am Gustav-Britsch-Institut für Bildende Kunst Stuttgart, Solitude. 1937 wurde er Lehrer für Bildhauerei an der Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste und 1938 zum Direktor ernannt, 1945 wurde er von dieser Position suspendiert. Zu seinen öffentlichen Auftragswerken gehören u.a. ein Löwe in Stuttgart 1923, das Aufstehende Pferd im Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart 1934, das Steigendes Pferd im Stuttgarter Höhenpark Killesberg 1936, der Reichsadler am Erich-Koch-Platz in Königsberg in Preußen 1938, das Daimler-Denkmal im Rathaus Schorndorf 1950, der Gerlinger Löwe 1953 und der Rössle-Brunnen in Gerlingen 1957.

Hochhaus Wiesbaden

Hochhaus

Architektur: Staatsbauamt Wiesbaden Schaeffer-Heyrothsberge, Paul
Bauzeit: 1953-1956

Statistisches Bundesamt (Destatis)
Gustav-Stresemann-Ring 11
65189 Wiesbaden
Hessen

1948 wurde das Statistische Bundesamt des Vereinigten Wirtschaftsgebietes im US-amerikanischen und britischen Besatzungsgebiet eingerichtet. Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 wurde die neue Behörde in die Organisation des Bundes übergeleitet, 1950 erhielt sie ihren heutigen Namen. Ihr Dienstsitz in Wiesbaden wurde 1953–1966 von Paul Schaeffer-Heyrothsberge und der Oberfinanzdirektion Frankfurt errichtet. 2005-2018 wurde der Komplex generalsaniert.