System Design: o. T. (Wandgestaltung und Leitsystem) 1972
In Zusammenarbeit mit der Bundesbaudirektion errichteten die Bonner Architekten Ernst van Dorp und Karl-Rudolf Hautz das Gebäude von 1970 bis 1973 und vollendeten 1995 den Erweiterungsbau der Ausbildungsstätte für den Auswärtigen Dienst in Bonn. Im Erdgeschoss des viergeschossigen, kreuzförmigen Baus in Sichtbetonbauweise befanden sich die Lehrsäle, während die drei Obergeschosse als Unterkunft dienten. Beamtenanwärter des mittleren, gehobenen und höheren Dienstes nahmen in der inzwischen als Zwischenunterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge und Asylbegehrende des Landes Nordrhein-Westfalen genutzten Liegenschaft an Lehrgängen in den Bereichen Recht, Wirtschaft, Verwaltung, Jura und Sprachen teil. Die Gruppe System Design übernahm im Erdgeschoss die Aufgabe der künstlerischen Gestaltung als Direktauftrag, nachdem das ursprüngliche Konzept des Künstlers Otto Herbert Hajek die zur Verfügung stehenden Mittel überschritt und deshalb nicht zur Ausführung gekommen war. Die künstlerische Ausstattung der Ausbildungsstätte für den Auswärtigen Dienst erfolgte durch weitere Direktaufträge an Wilhelm Loth, Hans Theo Baumann und später Johannes Schreiter.
Das Leitsystem in der Ausbildungsstätte besteht aus großformatigen, monochromen Wandpaneelen und farblich angepasster, moderner Möblierung in Gelb und Orange. Die aufeinander abgestimmte Innenausstattung erzielte eine überaus freundliche, warme Atmosphäre in den lichten Räumlichkeiten. Weiße Vorhänge vor den durchgängigen Glasfassaden und eine helle Farbgebung trugen zum gemütlichen Gesamteindruck der Gemeinschaftsräume bei. So entstand durch den Zusammenklang von Architektur und Kunst eine ganzheitliche, untrennbare Idealverbindung. Die Innenarchitektur im Erdgeschoß entwickelte System Design gemeinschaftlich mit den federführenden Architekten als übergreifendes Gesamtkonzept für environmental design. Licht und Farbe als Grundelemente visueller Wahrnehmung bilden in dem modernen Bau die zentralen Bausteine des Systems. CL
Weiterführende Literatur Online:
Claudia Büttner / Christina Lanzl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1950 bis 1979. BBSR-Online-Publikation 12/2014, Bonn, Dezember 2014.
Weiterführende Literatur:
Wolfgang Leuschner: Bauten des Bundes 1965-1980, hrsg. v. Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Karlsruhe 1980.
Leitsystem
großformatige, monochrome Wandarbeiten in Gelb/Orange
Direktvergabe
Zwischenunterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge und Asylbegehrende des Landes Nordrhein-Westfalen
Verkehrs- und Gesellschaftsbereiche im Inneren sowie Außenfassade im Durchfahrtsbereich
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar
Künstlergruppe : System Design
System Design wurde 1969 von dem Maler und Designer Bernd Damke und dem Bildhauer Franz Rudolf Knubel zusammen mit dem Kunsthistoriker Eckart Heimendahl gegründet. Als Grundprinzip von System Design kann gelten, dass Licht, Farbe und Form Grundelemente visuellen Wahrnehmungsverstehens sind. Parallel dazu werden sozialpsychologische und ästhetische Kriterien für die Beurteilung der Raum- und Materialgestaltung in die Konzeption einbezogen. Kernidee war außerdem die fachübergreifende Gestaltung von Räumen in integrativer Zusammenarbeit. Ende der 1960er-Jahre entstand dieses Konzept als Gegenströmung zum traditionellen Verständnis der Kunst am Bau als objektorientierte Kunst, die im Nachfeld der architektonischen Gestaltung an vorbestimmten Orten platziert wird. Die Gruppe System Design realisierte das Konzept des visuellen Leitsystems erstmalig für die Pädagogische Hochschule in Münster und brachte es später für die Ausbildungsstätte für den Auswärtigen Dienst in Bonn-Ippendorf und die 1975 eröffnete Evangelische Deutsche Schule in Kairo/Ägypten zur Perfektion. Obwohl die Gruppe System Design 1973 offiziell aufgelöst wurde, leben die Grundgedanken in Werk und Lehre der Mitglieder weiter.
Zwischenunterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge und Asylbegehrende des Landes Nordrhein-Westfalen
Architektur: Ernst van Dorp mit Karl-Rudolf Hautz, Bonn
Bauzeit: 1970-73
Ehemalige Diplomatenschule des Auswärtigen Amtes
Gudenauer Weg 134-136
53127 Bonn
Nordrhein-Westfalen
Die ehemalige Ausbildungsstätte für den Auswärtigen Dienst wurde 1970-73 von den Bonner Architekten Ernst van Dorp und Karl-Rudolf Hautz errichtet und 1995 durch die Bundesbaudirektion erweitert. Bis 2013 wurde sie als Diplomatenschule genutzt, seit 2016 dient sie der Stadt Bonn als Unterkunft für Flüchtlinge und Asylbegehrende.