Hans Theo Baumann: o. T. (Wandteppich) 1973

  • Hans Theo Baumann: o. T. (Wandteppich), 1973 / © Hans Theo Baumann; Fotonachweis: BBR Archiv (vor 1980)

    Hans Theo Baumann: o. T. (Wandteppich), 1973 / © Hans Theo Baumann; Fotonachweis: BBR Archiv (vor 1980)

Die inzwischen geschlossene Ausbildungsstätte für den Auswärtigen Dienst in Bonn-Ippendorf bereitete die Anwärterinnen und Anwärter des mittleren, gehobenen und höheren Auswärtigen Dienstes auf Aufgaben im Ausland vor. Sie wurden in den Fachbereichen Recht, Wirtschaft, Verwaltung, Jura und Sprachen unterrichtet. Das Gebäude bot Lehrsäle und Versammlungsräume im Erdgeschoss sowie Unterkünfte in den drei Obergeschossen. Der viergeschossige, kreuzförmige Bau der Bonner Architekten Ernst van Dorp und Karl-Rudolf Hautz wurde 1970-73 erbaut und 1995 erweitert.
Im Foyer hing Hans Theo Baumanns Wandteppich, der den Farbklang des farblichen Leitsystems für das gesamte Gebäude übernahm. Das Werk ist ein stilistisches Komplementärstück zu den großformatigen, monochromen Wandarbeiten der anerkannten Gruppe „System Design“, gegründet von Bernd Damke und Franz Rudolf Knubel. Die Anwendung der Leitfarben Gelb und Orange ist auf Wandarbeiten und Möbeln im gesamten Erdgeschoss zu finden. Parallel zu den Leitfarben dominieren in Hans Theo Baumanns Teppich außer Gelb ein helles Orange sowie Braun- und Grüntöne auf hellem Grund. Kreis und Rechteck teilen die Fläche und werden durch Vierteilung zu kleineren Abschnitten reduziert.
Baumanns Stil zeichnet sich grundsätzlich durch klare Linien und hohe Funktionalität aus. Er ist vor allem als Designer, u. a. für Lufthansa und namhafte Porzellanhersteller, bekannt, übernahm aber auch Textilgestaltungen, darunter die beiden Wandteppiche von 1973 für die Ausbildungsstätte für den Auswärtigen Dienst in Bonn und die Deutsche Botschaft in Brasilia. Im Gegensatz zu Baumanns bunter Kreation für die Botschaft in Brasilia ist der Teppich in Bonn in eher gedämpfter, dafür aber umso eleganterer Farbgebung ausgeführt. Der Wandteppich in der Ausbildungsstätte zeigt miteinander verwobene Kreissegmente und Rechtecke, wogegen der Teppich der Deutschen Botschaft mit Quadraten und Rechtecken spielt. Beide sind Zeugnis der Kreativität Baumanns, der in allen Designbereichen und mit unterschiedlichen Materialien arbeitete. Vergleichbar an internationalem Renommee ist die Teppich-Designerin Sigrid Wylach, die 1977 für den Bund im Bonner Presseclub einen Gobelin schuf. Im Gegensatz zu Wylachs engerem Repertoire erstreckte sich Baumanns Wirken auf alle Bereiche des täglichen Lebens, anzutreffen in Küchen, Ess- und Wohnzimmern in Form von Möbeln, Geschirr, Glas, Besteck und anderen Accessoires. Philip Rosenthal nannte ihn einen „Grenzgänger zwischen Design und Kunst“. Seine Entwürfe wurden weltweit von führenden Unternehmen umgesetzt, und sein Wirken als Präsident des Verbandes Deutscher Industriedesigner prägte maßgeblich das Berufsbild des Designers. CL

Weiterführende Literatur Online:
Claudia Büttner / Christina Lanzl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1950 bis 1979. BBSR-Online-Publikation 12/2014, Bonn, Dezember 2014.

Weiterführende Literatur:
Wolfgang Leuschner: Bauten des Bundes 1965-1980, hrsg. v. Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Karlsruhe 1980, S. 124-125.


Künstler : Hans Theo Baumann

Hans Theo(dor) Baumann (1924 Basel - 2016 Schopfheim) war ein deutscher Designer. Nach einer Lehre zum Textiltechniker studierte er zunächst von 1943 bis 1946 an der Akademie für Bildende Künste Dresden, anschließend Architektur, Stadtplanung, Innenarchitektur, Modellieren, Grafik und Zeichnen an der Kunstgewerbeschule/Schule für Gestaltung Basel. Für den Bund gestaltete er 1973 Teppiche für die Deutsche Botschaft in Brasilia/Brasilien und die Ausbildungsstätte für den Auswärtigen Dienst in Bonn. Als Designer gestaltete Baumann Porzellan u. a. für Rosenthal, Hutschenreuther, Thomas, Arzberg und KPM und arbeitete mit Rheinkristall, Ruhrglas und Daum zusammen. Möbel entwarf er für Vitra, Stoll, Domus, Knoll sowie Wilde + Spieth, des weiteren Teppiche, Besteck (u. a. Bordbesteck für Singapore Airlines) und ein stapelbares Service der Lufthansa. Für die Gestaltung der Glasfenster und Glasskulpturen am Deutschen Pavillon der Weltausstellung in Brüssel (Architekten: Egon Eiermann und Sep Ruf, 1958) wurde er mit Preisen ausgezeichnet.

Zwischenunterbringungsmöglichkeit für Flüchtlinge und Asylbegehrende des Landes Nordrhein-Westfalen

Architektur: Ernst van Dorp mit Karl-Rudolf Hautz, Bonn
Bauzeit: 1970-73

Ehemalige Diplomatenschule des Auswärtigen Amtes
Gudenauer Weg 134-136
53127 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Die ehemalige Ausbildungsstätte für den Auswärtigen Dienst wurde 1970-73 von den Bonner Architekten Ernst van Dorp und Karl-Rudolf Hautz errichtet und 1995 durch die Bundesbaudirektion erweitert. Bis 2013 wurde sie als Diplomatenschule genutzt, seit 2016 dient sie der Stadt Bonn als Unterkunft für Flüchtlinge und Asylbegehrende.