Paul Dierkes: o.T. (Drei Stelen) 1965

  • Paul  Dierkes: o.T. (Drei Stelen), 1965 / © Paul  Dierkes; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

    Paul Dierkes: o.T. (Drei Stelen), 1965 / © Paul Dierkes; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

  • Paul  Dierkes: o.T. (Drei Stelen), 1965 / © Paul  Dierkes; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

    Paul Dierkes: o.T. (Drei Stelen), 1965 / © Paul Dierkes; Fotonachweis: BBR / Bernd Hiepe (2012)

  • Paul  Dierkes: o.T. (Drei Stelen), 1965 / © Paul  Dierkes; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2013)

    Paul Dierkes: o.T. (Drei Stelen), 1965 / © Paul Dierkes; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2013)

  • Paul  Dierkes: o.T. (Drei Stelen), 1965 / © Paul  Dierkes; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2013)

    Paul Dierkes: o.T. (Drei Stelen), 1965 / © Paul Dierkes; Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2013)

Sep Ruf (1908–1982) gehörte zu den Architekten der Nachkriegsmoderne, die im Gefolge von Mies van der Rohe die deutsche Architektur nachhaltig geprägt haben. Als Antwort auf die Machtgebärde von Albert Speers Weltausstellungspavillon in Paris 1937 hatte Ruf gemeinsam mit Egon Eiermann die aus acht Glaskuben bestehende Pavillongruppe für die Bundesrepublik auf der Expo Brüssel 1958 entworfen. Mit diesem Statement „Gebauter Diplomatie“ erwarben sich Eiermann und Ruf ein Ansehen, das sie für weitere repräsentative staatliche Bauaufgaben empfahl.
Egon Eiermann lieferte den Entwurf fürs Bonner Abgeordnetenhaus „Langer Eugen“ (1966–1969) und nahm dort auch Einfluss auf die entstehende Kunst am Bau. Sep Ruf war mit dem damaligen Bundeskanzler Ludwig Erhard gut bekannt, dessen Privathaus er entworfen hatte. Erhard schlug nun der Bundesbaudirektion vor, Ruf ohne Wettbewerb als Architekt des Wohn- und Empfangsgebäude des deutschen Bundeskanzlers zu beauftragen – was auch geschah.
Der seit 2001 denkmalgeschützte Kanzlerbungalow liegt vornehm und unscheinbar zurückgezogen im schönen, sich bis zum Rhein erstreckenden Park zwischen dem Bundeskanzleramt (heute BMZ) und dem Bonner Dienstsitz des Bundeskanzlers im Palais Schaumburg. Er besteht aus zwei unterschiedlich großen quadratischen Baukörpern jeweils mit Atriumhof. Die Eleganz und Leichtigkeit verdankt sich dem Flachdach und der Skelettkonstruktion mit unregelmäßig versetzten schlanken Stahlstützen und großen Fensterfronten. Der Verzicht auf Dekor und die Reduktion aufs Wesentliche sind ein ästhetisches Bekenntnis und als solches ein Zeichen der Bescheidenheit der neuen Bundesrepublik und ihres politischen Bauens.
Sep Ruf war nicht nur für den architektonischen Entwurf zuständig. Er bestimmte auch die Kunst am Bau für den Kanzlerbungalow und den weiten, mit Platanen, Pappeln und Ahornbäumen, mit Sträuchern, Beeten und Bodendeckern üppig bepflanzten Park. Von der Brüsseler Weltausstellung brachte er die nach einem Wettbewerb realisierten Kunstwerke der Bildhauer Fritz Koenig und Bernhard Heiliger mit. Mit Paul Dierkes (1907–1968) zog Sep Ruf einen weiteren hoch angesehenen Bildhauer hinzu.
Dierkes hatte sich nach gegenständlichen Anfängen der primitiven Kunst, einer einschlägigen Symbolgebung und Naturformen zugewandt. Im gläsernen Atrium des vornehmlich Repräsentationszwecken dienenden Empfangsbungalows platzierte er das Naturobjekt eines Findlings aus Granit. Im Außenbereich auf der Südseite in einiger Entfernung zum Bungalow stellte er Stelen aus Jura-Marmor auf, die in Struktur und Farbe signifikante Ähnlichkeiten mit den Stämmen der danebenstehenden Baumgruppe aufweisen. Ihre Säulenähnlichkeit konterkariert die filigrane Anmutung der Stahlstützen der Architektur. Ihre archaische Erscheinung bildet mit dem technischen Rationalismus der Architektur auf höherer Ebene eine Einheit. Diese lässt den Fortschritt neben dem Ursprünglichen und das Konstruktive neben dem Emotiven als einander bedingende und harmonisch ergänzende Gegensätze bestehen und bringt beide Sphären zu eindrucksvoller Entfaltung. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 150 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950, BBSR-Online-Publikation Nr. xx/2017.

Weiterführende Literatur:
Gabriele Zabel-Zottmann: Skulpturen und Objekte im öffentlichen Raum der Bundeshauptstadt Bonn, Aufgestellt von 1970 bis 1991, Mit Betrachtung einer Auswahl vorher sowie anschließend aufgestellter Werke. Phil. Diss. Bonn, 2012, Teil 1 Text: S. 43 ff.; Teil 2 Katalog: S. 266–267, Kat. Nr. 28–29.


Freiplastik / Skulptur
Jura-Marmor
250 x 45 x 45 cm, 245 x 45 x 45 cm, 240 x 45 x 45 cm
Direktvergabe

Kanzlerbungalow
Grünanlage Kanzlerbungalow Südseite
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Paul Dierkes

Paul Dierkes (* 1907 in Cloppenburg; † 1968 in Berlin) entwickelte sich nach Studien der Bildhauerei unter anderem an der Königsberger Kunsthochschule mit seiner zwischen Abstraktheit, Naturform und Symbolik angesiedelten Kunst zu einem der gefragtesten deutschen Künstler der Nachkriegszeit. Zu den bekanntesten Werken des Künstlers gehören in Berlin das Kreuz auf der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Stelen am Innsbrucker Platz, das Freigehege der Eisbären im Zoologischen Garten sowie in Gelsenkirchen die Wandgestaltung im Foyer des Musiktheaters. Im Auftrag des Bundes gestaltete Dierkes, der auch mit den Architekten Egon Eiermann und Peter Poelzig zusammenarbeitete, eine Reliefwand für die Deutsche Botschaft in Stockholm. Für die Bonner Bundessiedlungen Hochkreuzallee und Kreuzbergweg entstanden 1953 die Sandsteinskulptur „Springendes Pferd“ beziehungsweise um 1960 die Bronzeplastik „Pflanze“. 1964/65 war Dierkes auch an der künstlerischen Ausstattung des von Sep Ruf entworfenen Kanzlerbungalows in Bonn beteiligt.

Kanzlerbungalow

Architektur: Sep Ruf
Bauzeit: 1963-64

Kanzlerbungalow
Adenauerallee 139
53113 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Der Kanzlerbungalow wurde 1963-64 errichtet und bis 1999 vom jeweiligen Bundeskanzler als Wohn- und Empfangsgebäude genutzt. Nach dem Umzug der Bundesregierung nach Berlin 1999 stand das Gebäude zunächst leer, 2001 wurde es unter Denkmalschutz gestellt. 2007-2009 wurde der Kanzlerbungalow mit Hilfe der Wüstenrotstiftung grundlegend saniert. Heute ist er Außenstelle des Hauses der Geschichte und kann als Station des Geschichtsrundwegs "Weg der Demokratie" im Rahmen der Öffnungszeiten besichtigt werden.

Weitere Kunstwerke: Kanzlerbungalow, Bonn