Heimo Zobernig: o. T. 2000

  • Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: Architekturbüro von Branca / Felix Borkenau

    Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: Architekturbüro von Branca / Felix Borkenau

  • Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: Architekturbür von Branca / Felix Borkenau

    Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: Architekturbür von Branca / Felix Borkenau

  • Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: Architekturbüro von Branca / Felix Borkenau

    Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: Architekturbüro von Branca / Felix Borkenau

  • Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

    Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: BBR / Martin Seidel (2007)

  • Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: Architekturbüro von Branca / Felix Borkenau

    Heimo Zobernig: o. T., 2000 / Fotonachweis: Architekturbüro von Branca / Felix Borkenau

Heimo Zobernigs Werk für den Internationalen Seegerichtshof in Hamburg besteht aus der Bepflasterung der Vorfahrt mit dem Schriftzug "INTERNATIONALER SEEGERICHTSHOF". Was zunächst eindimensional und banal erscheinen mag, erweist sich schnell als komplexe Herausforderung des Intellekts und der Sinne und als großer konzeptueller Wurf.
Der "Meister des Minimums" wie Zobernig genannt wurde, reflektiert in formal reduzierten Arbeiten das, was Kunst neben der eigentlichen Gestaltung auch zur Kunst macht, nämlich die Verhältnisse von Produktion, Präsentation und Rezeption. Seine Schriftbilder sind entsprechend nicht nur Schriftbilder, sondern analytische Studienobjekte zur Kunst.
"Kunst ist ein Suchen in unterschiedlichen Medien", so Zobernig. Auf diesem Feld künstlerischer Reflexion bewegt sich auch der ausladende Schriftzug "INTERNATIONALER SEEGERICHTSHOF". Zobernig konfrontiert den Besucher des ISGH mit der ihrer Größe wegen kaum lesbaren Bezeichnung des Gebäudes. Die als Weg ans Gebäude gelegte Institutsbezeichnung entledigt sich ihrer sprachlichen Bedeutung, wird zum Ornament, zu einer konkreten Bodenskulptur. Ist die Schrift als Informationsträger funktionslos, so ist sie doch begehbar und befahrbar und hat als Weg einen paradoxen Gebrauchswert. Zobernig ordnet damit sein Werk betrieblichen Abläufen unter. Er macht sogar den Besucher des ISGH, der seinen Weg über die Buchstaben nimmt, zum ahnungslosen Komplizen einer möglicherweise (als solche) gar nicht wahrgenommenen Kunst.
Eine ähnliche ästhetische Paradoxie besteht darin, dass der Schriftzug aus normaler Perspektive zwar kaum zu lesen ist, dennoch aber eine Logofunktion übernimmt. Zobernig verleiht dem Seegerichtshof mit der Buchstaben-Pflasterung eine bildliche Identität, die aus der differenzierten kritischen Auseinandersetzung mit den Ausdrucksformen und Darbietungsmustern der modernen und postmodernen Kunst abgeleitet ist.
Entgegen dem spröden Anschein gibt Heimo Zobernig die Kunst also nicht auf. Im Gegenteil, er forciert sie. Und fordert den Betrachter. Wenn der sich auf das Konzept der Schönheit von Gedanken und Ideen einlässt, wird Zobernigs Arbeit zu einem großen Erlebnis. MS

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2000-2006, hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin 2007.


Bodenarbeit
Bodeninstallation, Pflasterstein
271.928 €
Direktvergabe

Internationaler Seegerichtshof (ISGH)
Außenpflaster am Baukörper
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Heimo Zobernig

Heimo Zobernig, 1958 in Mauthen, Österreich, geboren, erlangte seine künstlerische Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste Wien und an der Hochschule für angewandte Kunst Wien von 1977 bis 1983. Nach einer einjährigen Professur an der Städelschule in Frankfurt/Main lehrt er seit 2000 Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien. Neben internationalen Ausstellungen realisiert er Projekte auf der documenta X in Kassel und der Venedig Biennale 2015. Als Auszeichnungen erhielt er u.a. den Otto Maurer-Preis und den Friedrich-Kiesler-Preis für Architektur und Kunst. Weitere Kunst am Bau u.a. Internationaler Seegerichtshof, Hamburg, Verwaltungsgebäude Nord/LB, Hannover, Landesberufsschule Bludenz, Haltestelle Rathaus, KVB, Nord-Süd Stadtbahn Köln.

Internationaler Seegerichtshof (ISGH)

Architektur: Alexander Freiherr von Branca und Emanuela Freiin von Branca, München
Bauzeit: 1997-2000

Internationaler Seegerichtshof
Am Internationalen Seegerichtshof 1
22609 Hamburg

1981 nahm die Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen das Angebot der Bundesrepublik Deutschland an, den Internationalen Seegerichtshof in Hamburg zu errichten. 1989 wurde dafür ein internationaler Architektenwettbewerb ausgelobt, den die Münchener Architekten Alexander Freiherr und Emanuela Freiin von Branca gewannen. 1997-2000 wurde der Neubau errichtet und im Jahr 2000 an den ISGH übergeben.