Erich Reusch: o. T. (Korrespondierende Röhren) 1976

  • Erich Reusch: o. T. (Korrespondierende Röhren), 1976 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Archiv BMVg

    Erich Reusch: o. T. (Korrespondierende Röhren), 1976 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Archiv BMVg

  • Erich Reusch: o. T. (Korrespondierende Röhren), 1976 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Archiv BMVg

    Erich Reusch: o. T. (Korrespondierende Röhren), 1976 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Archiv BMVg

  • Erich Reusch: o. T. (Korrespondierende Röhren), 1976 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Archiv BMVg

    Erich Reusch: o. T. (Korrespondierende Röhren), 1976 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Archiv BMVg

Die Douaumont-Kaserne in Hamburg Wandsbek wurde 1936 fertiggestellt. Sie wurde nach einem Frontabschnitt des brutalen Grabenkrieges von Verdun im Ersten Weltkrieg benannt. Die Universität der Bundeswehr im Bereich der Douaumont-Kaserne nahm dort 1973 den akademischen Lehrbetrieb für den Offiziersnachwuchs auf. 2003 wurde sie in Helmut-Schmidt-Universität umbenannt um die Verdienste des ehemaligen Bundesverteidigungsministers und Initiators der zwei Bundeswehrhochschulen zu würdigen.
Die Einrichtung der Hochschule Anfang der siebziger Jahre erforderte u.a. den Bau einer Mensa. Deren bestimmendes architektonisches Merkmal ist die schwarze Gebäudehülle mit einem auf das Dach aufgesetzten Tragwerk aus Stahlkonstruktion, das in Dreiecke gegliedert ist. Die Wettbewerbsunterlagen des von der Bundesbauabteilung Hamburg ausgelobten beschränkten Wettbewerbs für Kunst am Bau gaben vor, dass das künstlerische Konzept Prozesse veranschaulichen solle. Erich Reuschs kinetische Plastik von 1976 erfüllt diese Vorgabe.
Das Werk setzt sich aus zwei rotierenden, mit Glasfaser beschichteten Stahlkernröhren zusammen, die in rechtem Winkel auf zwei Trägern ruhen. Die beiden asymmetrisch auf die Aufstände montierten, weißen, kinetischen Röhren kreuzen sich bei der Bewegung durch den Wind in schmalem Abstand übereinander. Die schlanken Träger mit den seitlich integrierten Kugellagern lassen das Werk so erscheinen, als negiere es die Gravitationskräfte. Wenn die Zeiger sich in luftiger Höhe kreuzen, setzen sie sich darunter als kreisende Schattenbewegung fort. Somit simulieren die beiden in den Raum geschriebenen Radialachsen während der Drehung zylindrische Körper. Die monumentale Skulptur schafft durch das Schattenspiel eine raumgreifende Beziehung zur Umgebung. Die zweiteilige kinetische Plastik, die mehrere Meter über dem Boden ihren vorgegebenen Bewegungsrhythmus schreibt, stellt eine Beziehung zur waagrechten Ausrichtung der flachen Architektur her.
Erich Reusch, der als Bildhauer und Architekt ausgebildet und tätig war, verknüpft Elemente beider Gebiete in seinem Werk. Er geht mit Statik innovativ um und verwendet in seiner Hamburger Arbeit moderne, der Architektur entlehnte Technik. Zentrales Anliegen bei Reusch, wie bei dem ebenfalls in Düsseldorf ansässigen Künstler Norbert Kricke, ist die Auseinandersetzung mit dem Raum. Reusch gestaltete ab 1972 Volumina, die den umgebenden Raum verdrängen. Das Lebenswerk Reuschs zeigt eine weite Bandbreite an Arbeiten, angefangen mit seinen Scheibenplastiken bis hin zu multimedialen Skulpturen, Wasserkunst und Platzgestaltungen, die Kinetik und Akustik einsetzen. CL

Weiterführende Literatur Online:
Claudia Büttner / Christina Lanzl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1950 bis 1979. BBSR-Online-Publikation 12/2014, Bonn, Dezember 2014.

Weiterführende Literatur:
Architekten- und Ingenieur-Verein Hamburg (Hg.), 1984: Hamburg und seine Bauten 1969 – 1984. Hamburg.
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hg.); Marlin, Constanze von; Schmedding, Anne, 2012: Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. Bonn. BMVBS-Online-Publikation 25/2012. S. 208-209.
Karl-Ernst-Osthaus-Museum (Hg.), 1978: Erich Reusch - Stahlplastiken, Collagen und Zeichnungen aus den Jahren 1975 bis 1978. Hagen.


Freiplastik / Skulptur
zwei sich im Kreis bewegende, kinetische Stahrohre mit Glasfaser-Beschichtung
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb

Mensagebäude M1
westlich des Sportplatzes
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Erich Reusch

Erich Reusch, geboren 1925 in Wittenberg, gestorben in Neuenrade, war eine der prägenden Größen raumbezogener Kunst. Reusch studierte von 1947 bis 1953 Bildhauerei und Architektur an der Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Georg Leowald, Richard Scheibe und Hans Uhlmann und war anschließend überwiegend als freischaffender Architekt in Düsseldorf tätig. Seit Mitte der 1960er Jahre trat er zunehmend als Bildhauer in Erscheinung. Von 1975-90 hatte er eine Professur für „Integration Bildende Kunst und Architektur" an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf inne, deren Ehrenmitglied er seit 2010 war. Ernst Reusch war an der documenta 6 beteiligt und erhielt mehrfach Preise, u.a. 2001 den Ida-Gerhardi-Preis und 2006 den Konrad von Soest-Preis. Seine Skulpturen und Platzanlagen sind im gesamten Bundesgebiet anzutreffen, so u.a. an der Ruhr-Universität Bochum (1971), an der Landesfinanzschule Schloss Nordkirchen (1971), am Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf (1980) und an der Landesversicherungsanstalt Münster (1998 und 2008). Er war zudem vielfach im Auftrag des Bundes tätig, wo er Kunst am Bau für die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg (1976), das Bundesinnenministerium in Bonn (1979) sowie für die Deutschen Botschaften in Lilongwe (1979), Dublin (1984) und Riad (1986) schuf.

Mensagebäude M1

Architektur: Heinle, Wischer und Partner Architekten
Bauzeit: 1970-1976

Helmut-Schmidt-Universität – Universität der Bundeswehr
Holstenhofweg 85
22043 Hamburg

Die Mensa wurde wie die übrigen Bauten des Gebäudeensembles von Heinle, Wischer und Partner geplant. 1976 waren das Hauptgebäude, die Mensa, die Werkhalle und die zentrale Versorgungsanlage sowie 862 Studentenwohnungen bezugsfertig. Seit 2017 steht das Ensemble unter Denkmalschutz.

Weitere Kunstwerke: Reusch, Erich