Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung) 1979

  • Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    Erich Reusch: o. T. (Bodengestaltung), 1979 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

Im Zuge der „endgültigen Unterbringung“ des Innenministeriums in Bonn wurde über zahlreiche Baumaßnahmen nachgedacht, die aus den ehemaligen Kasernenbauten, dem aus den 1960er Jahren stammenden Hochhaus und insbesondere dem Neubau des Kasinos ein stimmiges Ensemble schaffen sollten. Gleichzeitig fanden vor allem um diesen Neubau, der erstmalig konsequent ökologische Fragestellungen mitbedachte, mehrere künstlerische Maßnahmen unter thematischem Zuschnitt (Wasser, Feuer, Erde, Luft) statt. Für den Freiraum zwischen den unterschiedlichen Gebäuden lobte man einen künstlerischen Wettbewerb unter dem Titel „Freiheit im Schutz des Staates“ aus. Dass Erich Reusch in dieser räumlich komplexen Situation zum Zuge kam ist kein Wunder. Seit den 1970er Jahren lehrte der Architekt und Künstler an der Düsseldorfer Akademie übergreifendes Gestalten und sein Stauffenberg-Denkmal im Berliner Bendlerblock hatte überzeugend eine raumgreifend-konzeptuelle Gestaltung mit der politisch sensiblen Frage nach dem Attentat verknüpfen können. Bereits 1957 hatte Reusch ein formal ähnliches, unrealisiertes Ensemble als Denkmal für das Konzentrationslager Auschwitz entworfen, allerdings in weitaus größeren Dimensionen und mit vom Bodenniveau sich deutlicher abhebenden runden Scheiben. Für die Situation in Bonn betonte sein Erläuterungsbericht die Idee des Bodenreliefs, die sowohl vom Hochhaus als auch vom begrünten Dach des Casinos aus betrachtet ihre Wirkung entfalten kann und samt Vorschlägen zur Begrünung und einer farblich stimmigen Pflasterung der Wege in italienischem Porphyr als integrales Kunstwerk zu verstehen ist. Die Jurybegründung hob dann auch eigens „positive Ansätze zur weiteren Gestaltung des Raumes“ hervor sowie „einen wirkungsvollen Kontrast zu der vorhandenen Architektur“.
Vier in den Boden einer freien, rechtwinklig angelegten größeren Rasenfläche versenkte Kupferplatten markierten für den Blick runde Flächen. Sie können sowohl narrative Assoziation an Wasserflächen hervorrufen wie auch die Idee einer reinen Form in einer begrenzt-offenen Landschaft. Diese Anbindung an den Ort und das Erzeugen von Freiräumen mit vergleichsweise einfachen skulpturalen Mitteln prägt viele Arbeiten Reuschs. Ihre formale Genauigkeit und Zurückhaltung im Erzählerischen öffnet den Blick in besonderer Weise für die Umgebung. Wer die Bonner Arbeit unter dem Wettbewerbsthema „Freiheit im Schutz des Staates“ betrachtet, kann diese Abfolge von vier Rundflächen in nahezu bodengleicher Position und die Erlebbarkeit ihrer Verankerung im Boden gewissermaßen als Sehhilfe wahrnehmen. Sie schaffen gemeinsam mit der Bepflanzung, dem Wegesystem und der umgebenden Architektur einen Raum für die Beziehung zwischen der Position des Betrachtenden und seiner Umgebung sowie ihren jeweiligen Veränderungen – nicht zuletzt unter dem Begriff der Freiheit. Wohl Mitte der 2000er Jahre erfolgte unglücklicherweise eine Verlagerung dieser ursprünglich ortsspezifisch geplanten Arbeit. In der nunmehr völlig anderen Situation begrenzt eine sehr viel engere und unregelmäßige Rasenfläche die Wirkungsmöglichkeiten. Zudem greift hier hinter dem Casino ein vorhandener Abluftschacht aus dem Boden in das Gefüge der vier Scheiben ein. Der Umgang wirft nicht zuletzt einen deutlichen Schatten auf das ursprüngliche Wettbewerbsthema. MS/JS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1980 bis 2010. BBSR-Online-Publikation 13/2014, Bonn, Dezember 2014.

Weiterführende Literatur:
Horst Rave: Bau Kunst Verwaltung. Dokumentation Ergänzungsfonds des Bundes 1977 bis 1984, hg. v. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, Karlsruhe 1984, S. 139.
Hans Atzler: 1913-2013. Von der Kaserne zum Bundesministerium. Zur Geschichte der Liegenschaft (Grau-)Rheindorfer Str. 198 in Bonn, hg. v. Bundesministerium des Innern, 2013.
Fritz M. Sitte: Kasino- und Sitzungssaalgebäude für das Bundesministerium des Innern in Bonn, in: Die Bauverwaltung, 12/79, S. 476-83.


Bodenarbeit
vier Kupferplatten auf Rasenfläche
zwei Platten Ø 376 cm und zwei Platten Ø 265 cm, Höhe je 18 cm
90.387 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 10 Teilnehmern

Kasino- und Sitzungssaalgebäude
Außengelände (rückseitig) vor dem Kasino
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Erich Reusch

Erich Reusch, geboren 1925 in Wittenberg, gestorben in Neuenrade, war eine der prägenden Größen raumbezogener Kunst. Reusch studierte von 1947 bis 1953 Bildhauerei und Architektur an der Hochschule für Bildende Künste Berlin bei Georg Leowald, Richard Scheibe und Hans Uhlmann und war anschließend überwiegend als freischaffender Architekt in Düsseldorf tätig. Seit Mitte der 1960er Jahre trat er zunehmend als Bildhauer in Erscheinung. Von 1975-90 hatte er eine Professur für „Integration Bildende Kunst und Architektur" an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf inne, deren Ehrenmitglied er seit 2010 war. Ernst Reusch war an der documenta 6 beteiligt und erhielt mehrfach Preise, u.a. 2001 den Ida-Gerhardi-Preis und 2006 den Konrad von Soest-Preis. Seine Skulpturen und Platzanlagen sind im gesamten Bundesgebiet anzutreffen, so u.a. an der Ruhr-Universität Bochum (1971), an der Landesfinanzschule Schloss Nordkirchen (1971), am Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf (1980) und an der Landesversicherungsanstalt Münster (1998 und 2008). Er war zudem vielfach im Auftrag des Bundes tätig, wo er Kunst am Bau für die Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg (1976), das Bundesinnenministerium in Bonn (1979) sowie für die Deutschen Botschaften in Lilongwe (1979), Dublin (1984) und Riad (1986) schuf.

Kasino- und Sitzungssaalgebäude

Architektur: Bundesbaudirektion (Eberhard Schulz)
Bauzeit: 1977-1979

Bundesministerium des Innern und für Heimat
Graurheindorfer Str. 198
53117 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Die auf der 1913-15 als Düppelkaserne eingerichtete Liegenschaft wird seit 1949 vom Innenministerium genutzt. Hierfür wurde der Baubestand in den 1950er-Jahren mehrfach um- und ausgebaut; 1968/69 kam das 12-geschossige Hochhaus und 1977–79 das Kantinen- und Sitzungssaalgebäude im Innenhof hinzu.

Weitere Kunstwerke: Reusch, Erich