Olaf Metzel: Noch Fragen? 2011

  • Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Florian Profitlich (2013)

    Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Florian Profitlich (2013)

  • Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2013)

    Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2013)

  • Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2013)

    Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2013)

  • Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Florian Profitlich (2013)

    Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Florian Profitlich (2013)

  • Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2013)

    Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2013)

  • Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2013)

    Olaf Metzel: Noch Fragen?, 2011 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Jens Andreae (2013)

Anlässlich der Grundinstandsetzung, Modernisierung und Erweiterung der Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden, durch den Architekten HG Merz wurde 2009 für die Kunst am Bau ein anonymer Einladungswettbewerb ausgelobt, bei dem zwei erste Preise vergeben wurden. Der eine Preis ging an den Künstler Tobias Rehberger für sein Werk „Uhrenobjekte“.
Olaf Metzel (Jahrgang 1952) hat als zweiter Preisträger für den Hauptlesesaal eine gewaltige Hängeskulptur geschaffen. „Noch Fragen?“ lautet der Titel der bänderartig geschwungenen, mit Buch- und Zeitungsseiten, Notizen und Bildern bedruckten Aluminiumplatten, die sich zu einer elliptischen Form fügen. Trotz ihrer Größe von fast sieben Metern Länge, fünf Metern Breite und dreieinhalb Metern Höhe wirkt die Skulptur, als würde sie schweben. Den Nutzern des Lesesaals bietet das Werk, das Ruhe und dynamische Bewegung subtil ausbalanciert und dem 18 Meter hohen Luftraum des Lesesaals einen optischen Halt verleiht, ständig neue Ansichten und Einblicke.
Die Formen erinnern an Spielarten des abstrakten Expressionismus. Doch lassen die auf die Bleche gedruckten Texte und Farbbilder weitere Absichten erkennen. Zu sehen und zu lesen sind Titel, Schlagzeilen und Textfragmente aus Zeitungen, Magazinen und Flyern, die einen manchmal unmittelbaren Bezug zur Staatsbibliothek aufweisen. Es finden sich darunter zum Beispiel Bertolt Brechts Gedicht „Fragen eines Lesenden Arbeiters“ (mit Bezug zu Werner Stötzers Bronzeskulptur „Lesender Arbeiter“ im Hof der Staatsbibliothek), Ausgaben des Bibliotheksmagazins, Texte zu Literatur, Philosophie oder zu gesellschaftspolitischen Themen, ferner ein Längsschnitt der Staatsbibliothek, ein Kreuzworträtsel und ein Flyer mit intimen Fragen aus einer Jugendzeitschrift.
Es ist nicht die Absicht der Skulptur, nach dem historischen, wissenschaftlichen oder ethischen Inhalt und Gehalt der nie ganz zu sehenden und zu lesenden Texte und Bilder zu fragen. Die Arbeit spricht grundsätzlichere Dinge an. Es geht offenbar um das Phänomen „Text“, um die Steuerung und Wahrheit von Informationen und um die ihnen jeweils beigemessenen Wertigkeiten. Die Skulptur hinterfragt auch die Relevanz beziehungsweise Relativität von Buchwissen und die wechselnden zeitgeschichtlichen Rahmenbedingungen, denen das Wissen ausgesetzt ist. Alles unterliegt dem Wandel. Was Bestand hat, ist die unter der Decke schwebende Skulptur, mit der diese Einsicht undividierbar verschmolzen ist. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Dokumentation von 50 Kunst-am-Bau-Werken, BMVBS-Online-Publikation 05/2013.

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013, hrsg. v. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Berlin 2014.


Freiplastik / Skulptur
Aluminiumplatten, verformt und bedruckt
340 x 680 x 520 cm
330.000 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 15 Teilnehmern

Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden
Allgemeiner Lesesaal
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Olaf Metzel

Olaf Metzel, geboren 1952 in Berlin, ist Bildhauer und Objektkünstler. Er studierte an der Universität der Künste Berlin und lehrt seit 1990 an der Akademie der Bildenden Künste München. Provokation als Möglichkeit, Denkprozesse in Gang zu setzen, gehört zu Metzels Werkstrategie. Bei seinen oft aus Fundmaterialien (Absperrgitter, Stadionsitze u. a.) hergestellten Werken für den öffentlichen Raum kam es – geschürt durch voreingenommene Medienberichte – seitens der Öffentlichkeit mehrfach zu Protesten. Olaf Metzel erhielt zahlreiche Kunstpreise, zuletzt den mfi Preis für Kunst am Bau für die Skulptur „Noch Fragen?" an der Decke des Lesesaals der Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden (2012). Metzel war Teilnehmer der documenta 8 in Kassel (1987) und der Biennalen von Sydney/Australien (1990) und São Paulo/Brasilien (2002).

Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden

Architektur: Ernst von Ihne
Bauzeit: 1903-1914

Staatsbibliothek zu Berlin, Haus Unter den Linden
Unter den Linden 8
10117 Berlin

1903-1914 auf dem ehemaligen Gelände der Preußischen Akademie der Wissenschaften errichteter Neubau der Königlichen Bibliothek. Nach schweren Kriegsschäden nahm im Oktober 1946 die Bibliothek den Benutzungsbetrieb wieder auf und war 1955 weitgehend wiederhergestellt. 1992 Vereinigung der beiden Bibliotheksstandorte Potsdamer Straße und Unter den Linden zu einer Bibliothek mit zwei Standorten als Staatsbibliothek zu Berlin; 2003-2013 Generalsanierung und Erweiterung des Standorts Unter den Linden.

Weitere Kunstwerke: Metzel, Olaf