Annette Sauermann: Doppelspirale 2001

  • Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

    Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / André Kirchner (2001)

  • Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

  • Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

    Annette Sauermann: Doppelspirale, 2001 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2017)

Ein besonders reizvoller Kunst-am-Bau-Standort des Berliner Hauptsitzes des Wirtschaftsministeriums ist der Empfangshof. Diesen südlichen Teil der Liegenschaft prägen die neobarocken Gebäude der ehemaligen Kaiser-Wilhelms-Akademie für militärärztliches Bildungswesen und der weitläufige Hof mit einer ovalen Wegeanlage und schöner Begrünung, der schon in der Planung der Architekten Cremer & Wolffenstein zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine vorgeordnete Rolle gespielt hatte. In dessen Zentrum befindet sich als zeitgenössisch belebender Akzent der Kunst-am-Bau-Brunnen der Bildhauerin Annette Sauermann. Er besteht aus einer Doppelspirale aus versetzten Kreisbögen und erzeugt über Pumpen und Düsen mit gegenläufig strömendem Wasser einen Kreislauf. Tagsüber sind die Strömungen sichtbar. In der Dunkelheit wird die reizvolle Erscheinung des bewegten Wassers durch Neonlicht bereichert, das mit blauer Linie die labyrinthische Anlage des Beckens nachzeichnet.
Im Oeuvre der Künstlerin sind Licht und Beton neben Papier und Plexiglas konstante Elemente von komplexen Lichträumen, Lichtobjekten und teilweise interaktiven Lichtinstallationen. Fürs Wirtschaftsministerium hat Sauermann eine Bodenplastik ohne signifikante Höhenentwicklung geschaffen, die von den Elementen Beton, Wasser und Licht lebt, und sich im historischen Ambiente als Gegensatz aufbaut. Gleichzeitig relativiert die verspielte Form der versetzten Kreisbögen den strengeren Eindruck der rechteckigen Hofanlage und bildet darin ein Pendant zum Oval der Wege.
Auf der gehaltlichen Ebene zum Tragen kommen die formale Faszination von Spiralen und die Irritationsmomente labyrinthischer Systeme, die plausibel und funktional und doch auch rätselhaft sind. Die gegenläufigen Strömungen verdichten sich so zum Sinnbild von Gegensätzen, die sich gegenseitig aushalten, bedingen und befördern – ein Sinnbild, das auch zur wechselnden Nutzungsgeschichte der Gebäude des heutigen Wirtschaftsministeriums passt und auch zu einem Demokratie- und Politikverständnis, das das Gegensätzliche nicht ausschließt, sondern in die Abwägungs- und Entscheidungsprozesse einbezieht und zur Grundlage des Handelns macht. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 300 Kunst-am-Bau-Werken des Bundes von 1950 bis 2013, BBSR-Online-Publikation Nr. 03/2018, Februar 2018.

Weiterführende Literatur:
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), 2014: Zeiträume. Geschichte und Architektur des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (in deutscher und englischer Sprache), Berlin


Brunnen / Installation mit Wasser
Sichtbeton, gegenläufig strömendes Wasser, Licht
40 cm, Ø 1200 cm
163.613 €
offener Wettbewerb mit 455 Teilnehmern

Gebäude A, B, C und D (ehem. Kaiser-Wilhelm-Akademie)
Goerkehof
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlerin : Annette Sauermann

Annette Sauermann (* 1957 in Essen, lebt in Aachen) ist Bildhauerin. Nach einem Studium der Visuellen Kommunikation in Aachen arbeitet sie seit den 1990er Jahren mit Lichträumen und Skulpturen aus Beton, Papier, Lichtfiltern und Plexiglas. Sauermann schuf zahlreiche kontextbezogene Arbeiten für den öffentlichen Raum und im Rahmen von Kunst und Bau; so unter anderem Tageslichtinstallationen (Leopold-Hösch-Museum Düren / Alte Post, Neuss / Suermond-Ludwig-Museum, Aachen), Lichtspiralen (Science College Overbach, Jülich, 2010) und interaktive Lichtsysteme (Fraunhofer Institute ILT und IPT, Aachen, 2015). Annette Sauermann erhielt für ihre Arbeiten mehrere Auszeichnungen.

Gebäude A, B, C und D (ehem. Kaiser-Wilhelm-Akademie)

Architektur: Cremer & Wolffenstein
Bauzeit: 1905-10

Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz
Scharnhorststraße 34–37
10115 Berlin

Das Gebäude wurde 1905-10 von den Architekten Cremer & Wolffenstein als "Kaiser-Wilhelm-Akademie" errichtet. 1920-34 diente es dem Reichsarbeitsministerium, danach wieder als militärärztliche Akademie. Nach 1945 war es zunächst Lazarett, ab 1951 dann DDR-Regierungskrankenhaus und Sitz des Ministeriums für Gesundheitswesen, der Generalstaatsanwaltschaft und des Obersten Gerichts der DDR. 1991-2000 wurde es von Baumann und Schnittger Architekten als Dienstsitz des Bundeswirtschaftsministeriums hergerichtet.