• Goedtke Karl-Heinz und Carl Lambertz: Fährmann, 1961 / Fotonachweis: WSA Kiel-Holtenau

    Goedtke Karl-Heinz und Carl Lambertz: Fährmann, 1961 / Fotonachweis: WSA Kiel-Holtenau

  • Goedtke Karl-Heinz und Carl Lambertz: Fährmann, 1961 / Fotonachweis: WSA Kiel-Holtenau

    Goedtke Karl-Heinz und Carl Lambertz: Fährmann, 1961 / Fotonachweis: WSA Kiel-Holtenau

  • Goedtke Karl-Heinz und Carl Lambertz: Fährmann, 1961 / Fotonachweis: WSA Kiel-Holtenau

    Goedtke Karl-Heinz und Carl Lambertz: Fährmann, 1961 / Fotonachweis: WSA Kiel-Holtenau

Der Nord-Ostseekanal verbindet seit 1895 die Nord- und Ostsee miteinander, trennt aber Schleswig-Holstein in Nord und Süd. Um den Süden zu erreichen, muss der Verkehr den Kanal überqueren. Schon in den fünfziger Jahren konnte die Drehbrücke über den Kanal bei Rendsburg den zunehmenden Kraftverkehr nicht mehr bewältigen. Deshalb baute die Bundes-Wasser-und Schifffahrtsverwaltung 1961 den vierspurigen Nord-Ostseekanaltunnel für die Bundesstraße 77, respektive die Europastraße 3. Das insgesamt 1,3 Kilometer lange Bauwerk besteht aus dem 640 Meter langen Stahlbetontunnel mit zwei Röhren, Zufahrten und Rampen.
Der Tunnel wurde als wichtiger Bundesbau auch mit Kunst am Bau ausgestattet. Dazu schrieb die Verwaltung einen Kunstwettbewerb unter schleswig-holsteinischen Künstlern für die über 19 Meter langen Portalseiten des Tunnels aus. Das Nordportal erhielt ein figurativ-abstraktes Mosaik des Maler Hans Rickers aus Kiel. Am Südausgang wurde der Entwurf von Karl-Heinz Goedtke und Carl Lambertz umgesetzt. Die Künstler waren beide Mitglieder der Gruppe 56, einer Vereinigung schleswig-holsteinischer Künstler.
Der gebürtige Düsseldorfer Carl Lambertz malte naturalistisch und war daneben auch Graphiker. Er gestaltete den Portalfries als ornamentales Glassteinmosaik. Es besteht aus einer gleichmäßigen Folge horizontaler Wellen. Das Grundmotiv des Musters besteht aus drei nach oben heller werdenden Streifen in Dunkelblau, Hellblau und Hellgrün mit einem dreieckigen weißen Wellenkamm. Jede zweite Wellenreihe ist eine kleinere, versetzte Version. Das von weitem hellblau schimmernde Meer mit seinem gleichmäßigen, aber rhythmisch bewegten Wellenspiel ist ein idealer Hintergrund für die Bronzevollplastik von Karl-Heinz Goedtke.
In der Mitte der beiden Tunnelröhren vor dem Mosaik ist die zweieinhalb Meter hohe, schmale Männerfigur angebracht. Sie stellt einen Fährmann mit Stab dar, der in einem flachen, fünf Meter langen Kahn von links nach rechts stakt. Der lediglich an Gesicht und Händen ausmodellierte Körper trägt als einziges erkennbares Detail eine Schiebermütze. Stilistisch fallen bei Goedtkes menschlichen Figuren häufig die überlängten, reduzierten Formen auf, die den angedeuteten Bewegungen – wie hier dem Staken mit der langen Stange – eine besondere Dynamik verleihen.
Die Figur des Fährmanns vor dem Wellenmeer steht sinnbildlich für das sichere Übersetzen über den Kanal und erinnert gleichzeitig an die Zeiten, in denen gefährliche Fährfahrten noch nötig waren. Mit der Gestaltung haben Lambertz und Goedtke ein sehr populäres Kunstwerk geschaffen, das Ortsbezug und den Wunsch nach Identifikation vereint. Es übernimmt die Funktion der Brückenheiligen in katholischen Gegenden. CB

Weiterführende Literatur Online:
Claudia Büttner / Christina Lanzl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes von 1950 bis 1979. BBSR-Online-Publikation 12/2014, Bonn, Dezember 2014.

Weiterführende Literatur:
Bundesministeriums für Verkehr / Neubauabteilung „Tunnel Rendsburg“ der Wasser- und Schiffahrtsdirektion (Hg.), 1961: Der Straßentunnel unter dem Nord-Ostsee-Kanal bei Rendsburg. Kiel.
Goedtke, Karl-Heinz, 1.10.2013: Zugriff: http://www.kmrz.de/kuenstler_im_kreis/goedtke/.
Gruppe Schleswig-Holstein 1956 (Hg.) 1958: Schleswig-Holsteinische Künstler der Gegenwart. "Gruppe 56". Schleswig.
Stiftung Herzogtum Lauenburg (Hg.), 1979: Der Bildhauer Karl-Heinz Goedtke, Werkverzeichnis. Neumünster.


Fassadenarbeit
Bronze, Glasmosaik
Skulptur: ca. 260 x 450 cm; Mosaik: ca. 200 x 1.930 cm
Wettbewerb

Nord-Ostseekanaltunnel
Tunneleinfahrt Süd
öffentlich zugänglich/einsehbar

Nord-Ostseekanaltunnel

Architektur: Bundes-Wasser- u- Schifffahrtsverwaltung, Rendsburg
Bauzeit: 1957-1961

Nord-Ostsee-Kanaltunnel
Bundesstraße B 77
24768 Rendsburg
Schleswig-Holstein

Die seit 1914 in Rendsburg bestehende Drehbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal wurde dem Verkehr nicht mehr gerecht, zumal die Schiffe immer Vorrang hatten. Sie wurde durch einen Tunnel unter dem Nord-Ostsee-Kanal ersetzt, für den die Bauarbeiten am 23. November 1957 begannen und der am 25. Juli 1961 eingeweiht wurde. Zwischen 2011-2015 wurde der Kanaltunnel vom Wasserschifffahrtsamt Kiel-Holtenau umfassend saniert.