raumlaborberlin: EINGEGANGEN am ... 2011

  • raumlaborberlin: EINGEGANGEN am ..., 2011 / © raumlaborberlin; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2012)

    raumlaborberlin: EINGEGANGEN am ..., 2011 / © raumlaborberlin; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2012)

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    raumlaborberlin: EINGEGANGEN am ..., 2011 / © raumlaborberlin; Fotonachweis: BBR / Werner Huthmacher (2012)

Vor dem Hintergrund der 2008 fortgeschriebenen „Gedenkstättenkonzeption des Bundes“ entschied man, das Haus 1 des ehemaligen DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Normannenstraße 20 zu erhalten und zu erneuern. Ziel des Kunst-am-Bau-Wettbewerbs war es, die städtische Präsenz und Wahrnehmbarkeit des Gebäudes, in dem sich seit 1990 das Dokumentations- und Bildungszentrum „Repression in der SED-Diktatur“ befindet, durch eine entsprechende Gestaltung zu erhöhen.
raumlaborberlin, ein Netzwerk von acht interdisziplinär in den Bereichen Architektur, Stadtplanung und Kunst agierenden Architekten, intervenierte mit dem Raumbild eines Büroeingangsstempels, der sich als leicht erhabene Straßen- und Bodenmarkierung auf verschiedenen Ebenen quer über den Vorplatz, das Vordach der vorgebauten Wabenwand und das Hauptdach hinweg erstreckt.
Den Anblick dieser gigantischen Applikation „Eingegangen am ………“ muss man sich erarbeiten. Denn der Stempel ist im Ganzen nicht lesbar. Geht man auf das Gebäude zu, sieht man die Buchstabenfolge „EINGE“ sowie darunter „am“ gefolgt von der Markierungslinie für das Datum. Beim Blick aus den Fenstern der oberen Etagen kann man auf dem Vordach „GAN“ lesen und die Buchstaben zu „EINGEGAN“ ergänzen. Den auf dem Dach des achtgeschossigen Gebäudes verbliebenen Rest des Wortes, „GEN“, muss man sich denken oder auf Vorkenntnisse oder Auskünfte des Museumspersonals oder aber aktuelle Satellitenbilder vertrauen.
Der fragmentierte Eingangsvermerk löst alle Eindimensionalität auf. Er steht für Ordnung und Übersicht. Er symbolisiert die Dokumente und „Stasi-Akten“, die einst in diesen Überwachungs- und Kontrollmoloch eingegangen sind. „Eingegangen“ meint auch „verendet“, „verkümmert“ – Attribute, die auf die Funktion des Gebäudes als Schaltzentrale der Staatssicherheit, auf die zum Gegenstand musealer Präsentation gewordenen Stasi-Aktivitäten als auch auf den dahinterstehenden Staat, die Deutsche Demokratische Republik, zutreffen.
Die Intervention von raumlaborberlin erhöht die Außenwirkung des Museums, wie sie gewünscht war, nur sehr geringfügig. Doch erschließt sie dem Gebäude eine neue Perspektive. Deren Zweck besteht nicht nur in der kartographischen Sichtbarmachung des Ortes, sondern in der Sichtbarmachung der Beobachtungssituation, in der sich ein Gebäude befindet, das selbst für Beobachtung, Überwachung und Bespitzelung stand und steht. Die quasi-virtuelle territoriale Eingrenzung oder Ausgrenzung der denkmalgeschützten ehemaligen Stasi-Zentrale erinnert an strategische Entwurfsunterlagen und militärische Aufklärungsaktionen. Entsprechend wird die Markierung zum Overlay und Zeichen, dass das Gebäude unter Beobachtung steht – ständig und weltweit. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Dokumentation von 50 Kunst-am-Bau-Werken, BMVBS-Online-Publikation 05/2013.

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013, hrsg. v. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Berlin 2014.


Installation
Markierungsmaterial
13 x 47 m
60.000 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 7 Teilnehmern

Stasimuseum
Vorplatz, Vordach und Hauptdach
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlergruppe : raumlaborberlin

raumlaborberlin wurde 1999 als „Interessengemeinschaft, die gemeinsame Ziele und Inhalte in der Architektur verfolgt“ von acht Architekten gegründet. raumlaborberlin arbeitet von Berlin ausgehend an den Schnittstellen zwischen Architektur, Stadtplanung, Aktionskunst und Landschaftsarchitektur. Zu den bekanntesten Werken zählt das „Küchenmonument“ (seit 2006), ein „ephemeres und interventionistisches Objekt für die Schaffung temporärer Gemeinschaften“, das u. a. in Duisburg, Liverpool, Warschau, München und Berlin realisiert wurde, sowie der „Gasthof Bergkristall“ im Palast der Republik (2005). Neben ihren temporären Architekturen entwickelten sie auch Projekte beispielsweise für den Kunstverein Heidelberg, die Architektur Biennale in Venedig (2010) sowie das Dokumentations- und Bildungszentrums „Repression in der SED-Diktatur“ (2011).

Stasimuseum Berlin

Stasimuseum

Bauzeit: 1960-62

Stasimuseum
Ruschestraße 103
10365 Berlin

Das Haus 1 des früheren Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR wurde 1960-62 errichtet und beherbergte bis 1989 das Büro des Ministers für Staatssicherheit, Erich Mielke. 1990 eröffnete die Antistalinistische Aktion (ASTAK) e.V. darin die „Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße“. 2010-11 wurde das Gebäude energetisch saniert und als Dokumentations- und Bildungszentrum „Repression in der SED-Diktatur“ (heute: Stasimuseum) hergerichtet.