Eduardo Chillida: Berlin 1999

  • Eduardo Chillida: Berlin, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Monika Fielitz (2001)

    Eduardo Chillida: Berlin, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Monika Fielitz (2001)

  • Eduardo Chillida: Berlin, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Monika Fielitz (2001)

    Eduardo Chillida: Berlin, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Monika Fielitz (2001)

  • Eduardo Chillida: Berlin, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Sandra Wildemann (2008)

    Eduardo Chillida: Berlin, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Sandra Wildemann (2008)

  • Eduardo Chillida: Berlin, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Sandra Wildemann (2008)

    Eduardo Chillida: Berlin, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Sandra Wildemann (2008)

Zu den bekanntesten Kunstwerken, die mit dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin in Verbindung stehen, gehört die Plastik „Berlin“ von Eduardo Chillida (1924-2002). Die fünfeinhalb Meter hohe und fast 90 Tonnen schwere Eisenplastik befindet sich im Ehrenhof des Bundeskanzleramts.
Für die künstlerische Ausstattung dieses extravaganten Repräsentationsbaus des wiedervereinten Deutschland war eine eigens eingerichtete Kunstkommission zuständig. Das Werk des baskischen Künstlers wurde zwar nicht mit den üblichen Kunst-am-Bau-Mitteln finanziert, sondern von einem Münchner Stifterehepaar. Dennoch entstand das Werk als ein direkt an einen der bekanntesten Bildhauer des 20. Jahrhunderts vergebener Auftrag speziell für diesen besonders prominenten und öffentlich einsehbaren Standort.
Die im Jahr 2000 entstandene Eisenplastik, die auf Wunsch des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder im Jahr 2002 im Ehrenhof noch einmal umgesetzt und auf einer der charakteristischen Grasinseln platziert wurde, baut vielfältige Beziehungen zum Standort auf – sowohl zur Architektur des Gebäudes als auch zur Geschichte des einst geteilten Berlin.
Ihr Habitus – zwei wuchtige Pfeiler mit ebenso wuchtigen Querauslegern, die tentakelhaft ausgreifen und sich in der Mitte in einem Knäuel aufwölben – spiegelt die architektonische Silhouette des Kanzleramtes mit dem höheren Leitungsbau in der Mitte und den seitlichen Bürotrakten.
Die Plastik ist auch Symbol einer abstrakten Annäherung. Sie knüpft darin an die von Axel Schultes und Charlotte Frank entwickelte städtebauliche Leitidee des „Bandes des Bundes“ an, das – als Sinnbild der wiedergewonnenen Einheit Berlins und Deutschlands – das Bundeskanzleramt über den Spreebogen hinweg mit den Bundestagsgebäuden des Paul-Löbe-Haus und des Marie-Elisabeth-Lüders-Haus in einer Achse verbindet. Zudem weist Chillidas „Berlin“-Figur in der Zweiteiligkeit eine Analogie zu ihrer berühmten emblematischen Vorgängerin auf, zu Henry Moores Bronzeplastik „Large Two Forms“ vor dem Bonner Kanzleramt. Das Fließende, Weiche und Naturhafte von Moores 1966-1969 entstandener und 1979 aufgestellter Plastik weicht bei Chillida aber einer rationalen Konstruktion. Was in Bonn noch – mit den Worten des damaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt – „natürliche Geste der Zusammengehörigkeit“ war, liest sich in Chillidas „Berlin“-Plastik als Notwendigkeit und als denkmalhaftes Zeugnis der „Herstellung der Einheit Deutschlands“. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel / Claudia Büttner / Johannes Stahl (Autoren), Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.): Kurzdokumentation von 300 Kunst-am-Bau-Werken des Bundes von 1950 bis 2013, BBSR-Online-Publikation Nr. 03/2018, Februar 2018.
BMVBS (Hrsg.): Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland, Bearb. Claudia Büttner, Berlin 2011. S. 51, 112-115
60 Jahre Kunst am Bau, hrsg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin 2010.

Weiterführende Literatur:
70 Jahre Kunst am Bau in Deutschland, Ausstellungskatalog, hrsg. v. Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat und dem Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Berlin 2020.
Jäger, Joachim (Hrsg.), 2005: Die Kunst im Bundeskanzleramt. Malerei, Skulptur, Fotografie. Köln
Schuster, Peter-Klaus; de Baranano Kosme und Preussischer Kulturbesitz Stiftung (Hrsg.), 2000: Eduardo Chillida: "Berlin". Stiftung Preussischer Kulturbesitz


Freiplastik / Skulptur
Stahlplastik
5,5 m hoch
Direktvergabe

Bundeskanzleramt
Ehrenhof
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Eduardo Chillida

Eduardo Chillida (* 1924 in San Sebastián; † 2002 ebenda) war Bildhauer und Zeichner. Er studierte Architektur, dann an der privaten Kunstakademie Círculo de Bellas Artes in Madrid Zeichnung. Nach einem Aufenthalt in Paris, wo er mit gegenständlichen plastischen Arbeiten begann, widmete er sich ab 1951 in San Sebastián der Schmiedetechnik und später seinen bekannten großen Eisenplastiken. Chillida war zwischen 1959 und 1977 viermal Teilnehmer der documenta in Kassel. In Hernani wurde 2000 das Chillida-Leku-Museum mit einem Skulpturenpark eingerichtet. Als einer der bedeutendsten Bildhauer des 20. Jahrhunderts realisierte Chillida auch in Deutschland Großskulpturen im öffentlichen Raum, darunter „Monumento“ vor dem Thyssen-Haus in Düsseldorf (1971), „Ein Haus für Goethe“ in der Taunusanlage in Frankfurt am Main (1986), die Sitzskulptur „Toleranz durch Dialog“ auf dem Platz des Westfälischen Friedens in Münster (1993), ein Synagogenprojekt in Stommeln (1995), die Betonplastik „Begiari“ auf der Raketenstation Hombroich (2001) und „De Musica IV“ auf dem Münsterplatz in Bonn (2001).

Bundeskanzleramt

Architektur: Axel Schultes und Charlotte Frank, Berlin
Bauzeit: 1997-2001

Bundeskanzleramt
Willy-Brandt Straße 1
10557 Berlin

1992 fand der städtebauliche Wettbewerb zur Neuordnung des Spreebogens statt, für den 835 Beiträge aus 54 Ländern eingingen. Prämiiert wurde das "Band des Bundes" von Axel Schultes und Charlotte Frank, auf dessen Basis 1994 der Realisierungswettbewerb für das Bundeskanzleramt ausgeschrieben wurde, den ebenfalls Schultes und Frank für sich entschieden. 1997 legte Kanzler Kohl den Grundstein, 2001 bezog Kanzler Schröder das Gebäude, womit der Regierungsumzug nach Berlin abgeschlossen war.