Peter Nagel: Auf der Brücke 1982

  • Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

    Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

  • Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

    Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

  • Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

    Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

  • Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

    Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

  • Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

    Peter Nagel: Auf der Brücke, 1982 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: Imke Lüders (2016)

1982 wurde die moderne Grenzabfertigungsanlage an der Transitautobahn Hamburg–Berlin bei Gudow in Schleswig-Holstein eröffnet. In diesem Zusammenhang kam es auf dem Mittelstreifen der Autobahn zur Aufstellung einer Plastik von Fritz Koenig. Die Raststätte Gudow Nord erhielt als Kunst am Bau eine konkrete Farbgestaltung von Gerhard Backschat. Im Wettbewerb für die Kunst der Raststätte Gudow Süd setzte sich der Kieler Maler Peter Nagel (geboren 1941) mit einem Vorschlag für ein Ölgemälde durch. Es handelt sich um eine fast elf Meter breite, auf Spanplatte aufgezogene Leinwand. Im Stil des von Nagel mitbegründeten „Neuen Realismus“ reflektiert das mittlerweile ins Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein translozierte Gemälde mit dem Titel „Auf der Brücke“ die innerdeutsche Grenzsituation. Links und rechts der Autobahn tut sich eine Landschaft auf – der Standortlogik des Gemäldes nach ist es natürlich die Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns. Die offenkundige Begegnungssymbolik ist im Motiv der Brücke bereits deutlich angelegt. In den beiden Männern, die sich die Hand reichen, findet sie ihren direktesten Ausdruck. Ansonsten zeigt das Bild Menschen unterschiedlichen Alters (es sind übrigens Bekannte und Verwandte des Künstlers und dieser selbst) in Situationen, wie sie zu einem Rastplatz passen: Man vertritt sich die Füße, sieht sich um, kümmert sich um den Hund oder bindet sich den Schuh; man streckt und dehnt sich, schaut mit dem Fernglas, macht Fotos; Kinder winken von der Brücke herunter, man geht seiner Wege. Die Darstellung fängt alles politische oder agitatorische Potential in vorsätzlicher Alltäglichkeit ab: Die Zeichen zumindest hier stehen auf Entspannung.
Als Kunst am Bau war das Gemälde formal exakt auf den Standort in der Raststätte abgestimmt. Das gemalte Brückengeländer schuf eine markante Struktur, die in Höhe der Sitzbänke im Gastraum ansetzte und den Innenraum so abgrenzte, dass der Betrachter im illusionistischen Spiel von Innen und Außen auch Betrachteter war. Auch die ins Bräunliche zielende Tonfarbigkeit, die sich wie ein Schleier über die Szene legt, war auf die Einrichtung des Gastraumes abgestimmt. Dabei stehen die altmeisterlich prägnante und konturenscharfe Linie und das additive Nebeneinander der Figuren für ein ausgeklügeltes und strenges Bildkalkül, das die Normalität magisch überhöht und dem Werk seine künstlerische Bedeutung sichert – auch nach dem Fall der Mauer und der Auflösung der innerdeutschen Grenze.
Infolge der Privatisierung der Raststätte im Jahr 1994 wurde die Innenausstattung des Gastraumes stark verändert und dabei der Wandfries teilweise verdeckt, so dass er in seiner Wirkung stark beeinträchtigt wurde. Peter Nagel konnte das Kunstwerk für eine symbolische Summe zurückkaufen und es mithilfe der Sparkassenstiftung Schleswig-Holstein Anfang 2016 in den Großen Sitzungssaal des Kieler Verkehrsministeriums transferieren. 2023 musste das Kunstwerk das Kieler Verkehrsministerium wieder verlassen und hängt nun im Regionalen Berufsbildungszentrum Wirtschaft der Landeshauptstadt Kiel. MS/UC

Weiterführende Literatur:
Carl S. Hecking: Kunst an Straßen, Köln 1989, S. 12f.


Wandarbeit
Öl auf Leinwand auf Spanplatte
1,56 x 10,78 m
19.429 €
Wettbewerb

Raststätte Gudow-Süd
Großer Sitzungssaal
während der Öffnungszeiten zugänglich

Künstler : Peter Nagel

Peter Nagel, geboren 1941 in Kiel, ist Maler. Nach einem Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg gründete Peter Nagel mit Dieter Asmus, Nikolaus Störtenbecker und Dietmar Ullrich 1965 die Gruppe ZEBRA, die in Deutschland den „Neuen Realismus“ ins Leben gerufen hat. Von 1985 bis 2004 war Nagel Professor für Malerei an der Muthesius Kunsthochschule Kiel,  seit 1981 ist er Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg. Nagel erhielt Stipendien der Villa Massimo in Rom sowie 1971 des Kulturkreises im Bundesverband der Deutschen Industrie; 1979 war er Artist in Residence in Israel. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, etwa dem Kulturpreis der Stadt Kiel (1977). Zu seinen bekanntesten Werken gehören ein 14 x 21 Meter großes Deckengemälde in einem Gymnasium in Kiel-Mettenhof (1976-77) und ein 15 x 21 Meter großes Wandbild an einem Bremer Parkhaus (1986, nicht erhalten).

Raststätte Gudow-Süd

Bauzeit: 1982

ehem. Grenzkontrollstelle Gudow / Zarrentin
An der BAB 24
23899 Gudow
Schleswig-Holstein

Der Grenzübergang Gudow/Zarrentin wurde im November 1982 eröffnet und 1990 aufgelöst. Die Reste der Abfertigungsanlagen wurden um 1993 abgerissen und das ehemalige Hauptgebäude des Deutschen Zolls und des Bundesgrenzschutzes zum Autobahnhotel Gudow-Nord umgebaut.