Erich Wiesner: Toranlage und Einfriedung 1973

  • Erich Wiesner: Toranlage und Einfriedung, 1973 / © Erich Wiesner; Fotonachweis: Archiv BBR

    Erich Wiesner: Toranlage und Einfriedung, 1973 / © Erich Wiesner; Fotonachweis: Archiv BBR

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  • Erich Wiesner: Toranlage und Einfriedung, 1973 / © Erich Wiesner; Fotonachweis: Archiv BMVBS

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    Erich Wiesner: Toranlage und Einfriedung, 1973 / © Erich Wiesner; Fotonachweis: Archiv BMVBS

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    Erich Wiesner: Toranlage und Einfriedung, 1973 / © Erich Wiesner; Fotonachweis: Archiv BMVBS

  • Erich Wiesner: Toranlage und Einfriedung, 1973 / © Erich Wiesner; Fotonachweis: Archiv BMVBS

    Erich Wiesner: Toranlage und Einfriedung, 1973 / © Erich Wiesner; Fotonachweis: Archiv BMVBS

Die Deutsche Botschaft Bangkok liegt im Diplomatenviertel an der belebten South Sathorn Road. Auf dem großen parkähnlichen Grundstück befinden sich die dreigeschossige Kanzlei, mehrere Gebäude der Rechts- und Konsularabteilung sowie, im rückwärtigen Teil gelegen, die Residenz. Gegen die Hauptstraße wird die lediglich 32 Meter breite Straßenfront der Botschaft mit einem künstlerisch gestalteten Tor und einem Zaun abgeschirmt.
Tor und Einfriedung weichen in ihrer Siebziger-Jahre-Optik auffallend von üblichen Botschaftsmauern und –zäunen ab. Das Tor zeigt geschlossene und durchbrochene Flächen mit einem geschliffenen kleinteiligen Ornament aus vertikal durchschossenen Rauten sowie vertikal strukturierte Kreissegmente. Die Zufahrt flankieren aus der Horizontalen gekippte Halbrosetten, an die sich quadratische Zaunfelder mit alternierend waagrechten und senkrechten Quadratstäben anschließen. Tor, Halbrosetten und Zaunfelder bestehen aus Stahl, der mit silberfarbig eloxiertem Aluminium verkleidet ist.
Die anlässlich des Kanzleineubaus 1972-1974 realisierte Gestaltung stammt von Erich Wiesner. Der Schüler von Hans Uhlmann hat seit Mitte der Sechziger Jahre zahlreiche Arbeiten im öffentlichen Raum besonders von Berlin realisiert. Internationales Profil gewann Wiesner als Architektur-Farbgestalter. In Zusammenarbeit mit namhaften Architekten, allen voran mit Otto Steidle, hat er zahlreiche Farbkonzepte für Verwaltungsbauten und Wohnanlagen entwickelt – so beispielsweise für T-Mobile in Bonn, für das Michaelisquartier in Hamburg, das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven oder für das Olympische Dorf in Turin. Wiesners Farbinterventionen erleichtern nicht nur die Orientierung, indem sie Räume und Gebäudeteile akzentuieren. Sie dynamisieren auch die Räume, schaffen Energiefelder und werten die gesamte architektonische Atmosphäre auf.
Auch die Toranlage der Botschaft Bangkok führt die Kunst unmittelbar an die Architektur heran. Sie verbindet die freie Gestaltung mit dem Nützlichen. Die Aufgabenstellung der künstlerischen Ausgestaltung der Straßenfront schränkt die Autonomie der Kunst ein. Dennoch sind die von Wiesner verwandten Formen vielfältig und gehen über das, was funktional geboten und vonnöten wäre, weit hinaus. So verbindet die Einfahrt das den unabdingbaren Nutzen der Einfriedung mit dem Angenehmen einer Gestaltung nach dem Geschmack der Zeit.
Im Nebeneinander von offenen und geschlossenen Flächen, von Horizontalen, Vertikalen und Diagonalen, von Dreiecken, Rauten, Kreisen und Kreissegmenten kommt das Selbstvertrauen einer Kunst zum Ausdruck, die ihre Formen aus einem abstrakten Kunstwollen bezieht und nicht aus ornamentalen Konventionen oder aus sachlichen Anforderungen. Das Öffnen und Schließen des Tores schaffen unterschiedliche Konfigurationen und haben in der Vielfalt und Veränderbarkeit der Bilder und Eindrücke durchaus spielerischen Witz.
Einfriedungen um Botschaftsgebäude und andere wichtige Bauten der Politik dienen der Sicherheit, gelegentlich auch nur der noblen Distanzierung. Bei der Deutschen Botschaft in Bangkok wird man – trotz der künstlerischen Aufwertung des Eingangsbereiches – von Noblesse kaum sprechen wollen. Ein Vergleich mit anderen Botschaften in Bangkok würde zeigen, wie offen und verspielt der Ansatz hier ist. Die aus Sicherheitsgründen notwendige Abgrenzung wird – auf der visuellen und symbolischen Ebene – interpretiert als Verschlussmechanismus, wie man ihn ähnlich von Tresoren oder Archivsystemen her kennt. Das symbolisiert einerseits zwar Wichtigkeit und Geschäftigkeit. Gleichzeitig aber ist die heiter-ironische Brechung unübersehbar.
Als Kunst am Bau hat das Portal der Deutschen Botschaft Bangkok eine deutlich positiv gestimmte Signal- und Hinweiswirkung. Aus der Funktion als Grenze zum öffentlichen Raum heraus verleiht die Kunst dem Ort eine freundliche, etwaige Hemmschwellen herabsetzende Identität. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Kunst am Bau bei Deutschen Botschaften und anderen Auslandsbauten. BMVBS-Online-Publikation 11/2011.


Toranlage
Toranlage mit Gitterornament; Halbrosetten und Zaunfelder aus Aluminium-Quadratstäben; Gitterornament geschliffen und silberfarbig eloxiert.
Ideenwettbewerb mit 2 Teilnehmern

Deutsche Botschaft Bangkok - Kanzlei
Straßenfront, Einfahrt und Einfriedung
öffentlich zugänglich/einsehbar
Kunstwerk existiert nicht mehr

Künstler : Erich Wiesner

Deutsche Botschaft Bangkok - Kanzlei

Architektur: Bundesbaudirektion (Kurt Sadewasser)
Bauzeit: 1972-74

Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
9 South Sathorn Road
10120 Bangkok
Thailand

Die 1952 eröffnete Gesandtschaft wurde 1956 in eine Botschaft umgewandelt und das mit dem Grundstück erworbene Wohngebäude zur Botschafterresidenz umgebaut. 1972-74 wurde das Kanzleigebäude errichtet und 1990/91 um ein Nebengebäude ergänzt.