M+M: Kleine Reise 2009

  • M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Tomas Riehle (2009)

    M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Tomas Riehle (2009)

  • M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Tomas Riehle (2009)

    M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Tomas Riehle (2009)

  • M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

  • M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

    M+M: Kleine Reise, 2009 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Cordia Schlegelmilch (2013)

Ein neuer Ort für bundeseigene Kunst am Bau in Bonn entstand 2007 mit dem vom Architekturbüro Petzinka Pink entworfenen Neubau des ersten Dienstsitzes des Bundesministeriums für Gesundheit. Es besteht aus einem Hochhaus und einem Längsbau, die ein querlagernder Eingangsbau verbindet. Für dessen portikusähnliche Vorhalle hat das Künstler-Duo M+M, bestehend aus Marc Weis (Jahrgang 1965) und Martin De Mattia (Jahrgang 1963), eine zweiteilige Skulptur mit dem Titel „Kleine Reise“ entworfen. Es handelt sich um unterschiedlich große, organisch geformte, mit blauem Laminat überzogene Körper aus Hartschaum. Die große Plastik reicht vom Boden bis zur Decke. Ein kleiner zweiter, unregelmäßiger elliptischer Körper befindet sich an der Decke. Gestalt und Farbe der großen Plastik ähneln Darstellungen der Blutgefäße des Herzens, wie man sie aus Biologiebüchern oder anatomischen Atlanten erinnert. Dieser Eindruck der gleichzeitig zur Abstraktion neigenden Objekte wird natürlich dadurch gefördert, dass sich das Ministerium der Gesundheit widmet, in deren Zentrum als Sinnbild des Lebens das Herz steht. Der Eindruck ist nicht falsch, doch ist die dem Werk zugrundeliegende Sicht noch weitaus mikroskopischer. Es handelt sich nämlich – wie aus den Erläuterungen der Künstler zu erfahren und wie vielleicht auch an der muskelähnlichen Textur der Oberfläche zu erkennen – um die Faser eines Herzmuskels. Den Hintergrund dieser Abstraktion bildet der Science-Fiction-Film „Fantastic Voyage“. In diesem Film aus dem Jahre 1966 hat sich ein Ärzteteam samt U-Boot auf Zellgröße schrumpfen lassen, um durch die Blutbahn eines Menschen zu navigieren. Bilder dieser filmgeschichtlich innovativen Reise ins Innere des Menschen, die auch die Errungenschaften der Mikrochirurgie vorwegnahm, hat M+M über ein CAD-Programm plastisch umgesetzt und auf die neuen, gigantischen Maße gebracht.
Die filmische Referenz ist keine offenkundige Anspielung. Doch unzweifelhaft beziehen sich die beiden Objekte auf das Gebäude und erhalten von daher ihre medizinische thematische Zuspitzung. Zur Architektur bilden sie einen kessen Gegensatz. Die organische Form und das tiefe Blau kontrastieren mit der Struktur der Fassade, dem Werkstein und dessen Sandfarbton. Dabei ist die – nicht ganz ironiefreie – Plastik in den Portikus eingebunden, als würde sie aus dem Boden kommen und die Decke durchstoßen und sich im Innern der Gebäude fortsetzen und weiter verästeln. Die Zweigeschossigkeit des Verbindungsbaus weist den Illusionismus in die Schranken einer symbolischen Andeutung. Dennoch erhält die Architektur von dieser Plastik ein vitales, einem Herzschlag vergleichbares Zentrum. Auch das zweite Objekt, bei dem es sich nach der Assoziationslogik des Werkes um ein Blutkörperchen handeln muss, fügt sich dieser Vorstellung. Es verhält sich zum großen wie ein Trabant (auf ‚kleiner Reise‘) und stellt den installativen Zusammenhang der Kunst her, der sich im Sinne der Herz-/Blutbahn-Analogie auf das gesamte Gebäudeensemble erstreckt. MS

Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Dokumentation von 50 Kunst-am-Bau-Werken, BMVBS-Online-Publikation 05/2013.

Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013, hrsg. v. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Berlin 2014.


Freiplastik / Skulptur
Hartschaum über Stahlgerüst, mit lackiertem Polyesterlaminat überzogen
ca. 630 x 310 cm (Stele); Ø 120 cm (Trabant)
109.480 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 9 Teilnehmern

Bundesministerium für Gesundheit
Vorfahrt
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlergruppe : M+M

M+M steht für die künstlerische Zusammenarbeit von Marc Weis, geboren 1965, und Martin De Mattia, geboren 1963. Das Künstlerduo arbeitet an der Schnittstelle zwischen Bildender Kunst, Architektur und Film. Lehraufträge hatten sie u. a. 1992/93 an der Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe, 2001/02 an der Hochschule für Gestaltung und Kunst, Zürich, und 2008 an der Peter Behrens School of Architecture, Düsseldorf. Marc Weis und Martin De Mattia nahmen an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil und erhielten Stipendien und Preise, u. a. 2006 ein Aufenthaltsstipendium der Villa Aurora, Los Angeles/USA, 1998/99 der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo, 1997 den Bayerischen Staatsförderpreis. Als Kunst am Bau realisierten M+M 2009 ein zweiteiliges Skulpturenensemble am ersten Dienstsitz des Bundesministeriums für Gesundheit in Bonn.

Bundesministerium für Gesundheit

Architektur: Petzinka Pink Architekten
Bauzeit: 2005-2007

Bundesministerium für Gesundheit
Rochusstraße 1
53123 Bonn
Nordrhein-Westfalen

Der Neubau des ersten Dienstsitzes des Bundesgesundheitsministeriums wurde 2005-2007 durch Petzinka Pink Architekten aus Düsseldorf errichtet und bildet das städtebauliche Pendant zu dem von Sep Ruf 1968 für das Verteidigungsministerium geplanten Hochhaus, das heute vom Landwirtschaftsministerium genutzt wird.