Jean Sprenger: Drei Krieger mit Schild 1959

  • Jean Sprenger: Drei Krieger mit Schild, 1959 / © Jean Sprenger; Fotonachweis: Archiv BMVBS

    Jean Sprenger: Drei Krieger mit Schild, 1959 / © Jean Sprenger; Fotonachweis: Archiv BMVBS

Die Kaiserliche Marine richtete während des Ersten Weltkrieges ab 1917 Treiböllager im geschützten Hinterland ein, um den Ölnachschub für die Kriegsschiffe zu sichern, so auch das Lager Baden nahe der Kleinstadt Achim an der Weser. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Tanks zur Lagerung von Heizöl verwendet und 1945 vom britischen Militär endgültig zerstört. Mit der Gründung der Bundeswehr wurde das Areal wieder militärisch genutzt, ab 1956 begannen die Bauarbeiten zur Errichtung einer Kaserne unter Einbeziehung einiger noch zu verwendender Altbauten. Das Gelände hieß seit 1964 Steuben-Kaserne, als Reminiszenz an den nach Amerika ausgewanderten Baron von Steuben (1730–1794), den wichtigen Reformer der amerikanischen Kontinentalarmee. Im Zuge der Umstrukturierung schloss die Bundeswehr 2003 den Standort, sodass seit 2009 eine Umwandlung der einstigen Kaserne in ein Wohngebiet erfolgte. Leicht verwittert steht dort auch immer noch eine Freiplastik im Außenraum vor dem ehemaligen Kommandeurshaus, die zu Kasernenzeiten schon von der Wache aus zu sehen war und die Ankommenden begrüßte. Die drei Krieger des Künstlers Jean Sprenger (1912–1980) aus dem Jahr 1959 künden aufrecht in die Ferne blickend vom Aufbruch in eine neue Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Ihre energische Körperhaltung wird unterstützt durch die spitz zulaufenden dreieckigen Schilde, die sie zum Schutz vor sich aufgerichtet haben. Wehrhaftigkeit, aber auch Verletzlichkeit, symbolisiert durch die Nacktheit der männlichen Figuren, bringt der Bildhauer damit zum Ausdruck. Für den Künstler ungewöhnlich ist das Material, aus dem sie gefertigt sind: Zement. Jean Sprenger war in Essen tätig, pflegte enge Kontakte zu Vertretern der Ruhrindustrie wie Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, Berthold von Bohlen und Halbach oder Berthold Beitz und fertigte vor allem Bronzeplastiken und -büsten an. Der Zement, eigentlich Bindemittel im Bauprozess für Mörtel und Beton, den er hier verwendete, steht symbolisch für die Modernisierung Deutschlands nach dem Ende des Krieges, für die intensiven Bautätigkeiten, den Aufschwung der Industrie. Auch wenn die Darstellungsweise der drei Krieger ihren Ursprung im Naturalismus des frühen 20. Jahrhunderts zu erkennen gibt, vermittelt die Plastik durch ihre Stilisierung und den verwendeten Werkstoff Zement Modernität und Aktualität. SvM/UC

Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.


Freiplastik / Skulptur
Plastik, Zement / Freiplastik, Beton
Initialisierung

Freifläche vor dem ehem. Kommandeurshaus
Außenanlage
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstler : Jean Sprenger

Jean Sprenger (1912–1980) war ein deutscher Bildhauer. Nach dem Studium der Kunstgeschichte in München und Berlin fertigte er erste bildhauerische Arbeiten in den 1930er-Jahren, z.B. 1936 eine Büste Comte de Baillet-Latour, Präsident des IOC. Nach 1945 hatte er ein Atelier in Essen, wo er enge Kontakte zur Gesellschaft unterhielt und vielfach Aufträge für Büsten von Industriellen wie Berthold von Bohlen und Halbach, Alfred Krupp und Bertold Beitz sowie Politikern wie Konrad Adenauer übernahm. Plastiken im öffentlichen Raum haben sich von ihm vor allem im Ruhrgebiet erhalten, so u.a. im Grugapark in Essen.

Freifläche vor dem ehem. Kommandeurshaus

Architektur: Bundeswehr
Bauzeit: 1956-1959

ehem. Steuben-Kaserne
28832 Achim-Baden
Niedersachsen

Der Bau entstand vermutlich bei der Anlage der Kaserne in den späten 1950er Jahren und wurde im Zuge der Umnutzung zum Bürogebäude umgebaut.