Christine Gersch: Vier Teufel / Kleines Kanzleramt – Kaspertheater 1999

  • Christine Gersch: Vier Teufel / Kleines Kanzleramt – Kaspertheater, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Stephan Erfurt (2001)

    Christine Gersch: Vier Teufel / Kleines Kanzleramt – Kaspertheater, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Stephan Erfurt (2001)

  • Christine Gersch: Vier Teufel / Kleines Kanzleramt – Kaspertheater, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Stephan Erfurt (2001)

    Christine Gersch: Vier Teufel / Kleines Kanzleramt – Kaspertheater, 1999 / © VG Bild-Kunst, Bonn; Fotonachweis: BBR / Stephan Erfurt (2001)

Der Wiener Architekt Gustav Peichl entwarf den eingeschossigen Neubau der Kindertagesstätte für rund 170 Kinder von Mitarbeitern des Deutschen Bundestages. Auf der dreieckigen Grundstücksfläche zwischen dem Paul-Löbe-Haus und der Spree steht das Gebäude mit seiner auffälligen hellblauen Fassade. Besonders hervorzuheben ist die fantasievolle Dachgestaltung. In Ermangelung eines großzügigen Freigeländes wurde das Dach zu einer grünen Spielfläche, gegliedert durch kuppelförmige Aufbauten, die als Wohnhöhlen für den Mittagsschlaf zur Verfügung stehen, und zwei herausragende Pultdächer. Die fröhliche Farbigkeit des Gebäudes wird unterstützt durch die künstlerischen Arbeiten von Christine Gersch (*1960). Vier Teufel in den jeweiligen Komplementärfarben Rot und Grün sowie Blau und Orange wurden auf den beiden Pultdächern installiert. Sie stehen in der Tradition von Wasserspeiern, die seit der Romanik besonders an Kirchengebäuden in Form von dämonischen Gestalten oder Tieren zu finden sind. Sie sollen durch ihr fürchterliches Aussehen Geister und Dämonen abschrecken. Die Kobolde von Gersch scheinen in rasanter Fahrt die Dachschräge hinunterzugleiten und sollen nicht nur symbolisch die Kinder beschützen und davon abhalten, selbst die gefährlichen Schrägen zu erklettern. Die nicht benutzbaren Skulpturen werden von einem Spielkunstobjekt ergänzt, das Gersch in enger Zusammenarbeit mit dem Architekten Gustav Peichl entwickelt hat. Das „Kleine Kanzleramt“ greift, wie der Titel schon sagt, die Architektur des benachbarten Bundeskanzleramtes von Axel Schultes und Charlotte Frank auf, dessen Monumentalität auf die Größe eines Kaspertheaters geschrumpft wurde. Das Holzhaus ist bunt angemalt und ebenfalls mit Bildern von Kobolden verziert. Es wird umgeben von Paravents, die mit den Büros und Wintergärten des Regierungsgebäudes korrespondieren. Gerschs fantastische Kreationen sind ein gelungenes Beispiel für Kunst am Bau, die in Inhalt und Form die Nutzung des Gebäudes aufgreift. SvM

Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.

Weiterführende Literatur:
BMVBW (Hg.), Kunst am Bau. Die Projekte des Bundes in Berlin, Tübingen/Berlin 2002, S. 53 ff.


Freiplastik / Skulptur
bemalte Betonfiguren in rot, grün, blau und orange
700 x 300 cm
55.066 €
Direktvergabe

Betriebskindertagesstätte
Pultdächer / begrünte Dachfläche
öffentlich zugänglich/einsehbar

Künstlerin : Christine Gersch

Christine Gersch (*1960), deutsche Bildhauerin. Studium der Plastik und Keramik an der Kunsthochschule Berlin Weißensee, seit 1988 freischaffend tätig. Zusammenarbeit mit Igor Jerschov im Bereich Kunst am Bau. 1991 Gründungsmitglied der Künstlerwerkstatt „Unverbesserlich – Kunst im Sozialbereich“ sowie 1992 der Künstlergruppe „Rundeck“. 1994 Organisation und Aufbau des Atelierhauses Pankow.

Christine Gersch, *1960 in Berlin, Bildhauerin in Berlin. Studium der Plastik und Keramik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Prof. Eberhard Bachmann, Prof. Jo Jastram sowie Max Görner (1980-88). Seit 1988 freischaffend tätig, Mitglied des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlin, Studienreisen in den Senegal, nach Ägypten, Frankreich und Griechenland. Gustav-Meyer-Sonderpreis (2005), Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland, z.B. Galerie im Schloss Liebenberg (2004), Einzelausstellung in der Galerie im Turm, Helmstedt (2003). Gemeinsam mit ihrem Partner Igor Jerschov (*1959) ist Gersch vor allem im Bereich „Kunst im öffentlichen Raum“ tätig und gestaltete als Kunst am Bau beispielsweise „4 Teufel“ für die Bundestagskita (1999). Zahlreiche Skulpturen und Objekte von Gersch finden sich besonders im öffentlichen Raum Berlins, z. B. „Bienentanz“ (2009).

Betriebskindertagesstätte

Architektur: Peichl & Partner
Bauzeit: 1998-1999

Deutscher Bundestag - Betriebskindertagesstätte
Otto-von-Bismarck-Allee 2
10557 Berlin

Der Wiener Architekt Gustav Peichel konnte den Wettbewerb für die Betriebskindertagesstätte des Deutschen Bundestags für sich entscheiden und errichtete. 1999 wurde der Bau fertiggestellt und bezogen.