Michael Jäger: Ulmer Farblabor 2011
2011 wurde im Bereich Science Park II der Stadt Ulm der vom Ulmer Büro zg-Architekten entworfene Neubau für das Labor für Batterietechnologie (eLaB) fertig gestellt. Den Kunst-am-Bau-Wettbewerb entschied Michael Jäger (Jahrgang 1956) mit der Arbeit „Ulmer Farblabor“ für sich. Jägers Kunstkonzept holt weit aus. Es greift tief in die Gebäudestruktur ein und bezieht sowohl den Flur als auch die Büros und Labors ein – und darüber hinaus auch die Mitarbeiter des Instituts.
Auf die nach Anweisung der Architekten ockergelb gestrichene Wand des Flures hat Jäger weiße Linien als Andeutung einer Planzeichnung mit Räumen aufgetragen, die sich hinter der Wand in den Gebäudeflügeln des eLaB befinden. Die Zeichnung bildet in ihrer Nichtfarbigkeit auf dem klangvollen Ockergelb eine lebhafte rhythmische Struktur. Die Wand selbst wird zur Spielfläche von 110 annähernd DIN A4 großen monochromen Aluminiumplatten, die ein Maximum malerischer Möglichkeiten entfalten. Sie variieren Öl-, Acryl-, Aquarellfarben und Lacke, Lasur und Opazität, Duktus und Struktur; entsprechend vielfältig die Texturen: Schraffuren, Tupfer, Muster, Längs- und Querbahnen, regelmäßige und unregelmäßige Reliefbildungen und Farbanhäufungen.
Jäger hat die wechselnden Farb- und Forminteraktionen und den experimentellen Charakter seines „Farblabors“ mit strukturellen Analogien zur Arbeitsweise des Instituts erklärt. Tatsächlich sind die in der Wandzeichnung angedeuteten Büros und Labors ins Kunstkonzept einbezogen. Die Mitarbeiter – aus deren Anzahl sich die Zahl der Bildtafeln ableitet – haben an ihren Arbeitsplätzen Standorte für Stahlleisten vorgeschlagen, an denen sie eine von der Flurwand genommene Bildtafel anbringen und jederzeit gegen eine andere austauschen können.
So entsteht ein reger Prozess, der auf der Wand des Flurs ständig neue Konstellationen und „Bilder“ produziert und gleichzeitig eine globale künstlerische Vernetzung der Räume des gesamten Gebäudes und der Nutzer schafft. Die Mitarbeiter des ZSW Labor für Batterietechnologie fühlen sich von der Kunst am Bau, die Michael Jäger auch in persönlichen Gesprächen vermittelte, ernst genommen und nehmen das Angebot der aktiven Beeinflussung der Kunst an ihrer Arbeitsstätte gerne an. MS
Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Dokumentation von 50 Kunst-am-Bau-Werken, BMVBS-Online-Publikation 05/2013.
Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013, hrsg. v. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Berlin 2014, S. 254-257.
Wandarbeit
verschiedene Farben auf Aluminiumtafeln
26,9 x 21,4 x 0,3 cm
42.000 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 6 Teilnehmern
Labor für Batterietechnologie (eLaB)
Flur und Arbeitsplätze im Gebäude
nicht öffentlich zugänglich/einsehbar
Künstler : Michael Jäger
Michael Jäger (*1956 in Düsseldorf, lebt in Köln) ist Maler. Arbeitsaufenthalte führten ihn an die Villa Romana in Florenz (1987), an die Cité International des Arts in Paris (1997), ins Künstlerhaus Edenkoben (2004), zum Barkenhoff nach Worpswede (2005), zur Stiftung Markgräfler Hof in Basel (2006) und nach Melbourne (2010). Neben stark farbigen ungegenständlichen und abstrakten Gemälden aus Formen, Strukturen und Geweben schafft Jäger Wandbilder und Installationen. Künstlerische Wandgestaltungen für Bauwerke hat er für die Paracelsus-Klinik in Marl (1993), die Bauakademie Springorum Bochum und die Hochschule in Schwenningen (1996), EON (1999), die MFI in Köln (2004), Gladbeck (2004) und das Villingen-Klinikum in Villingen (2013) geschaffen. Kunst am Bau in Bundesauftrag realiserte er für das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Ulm (2011), das Goethe-Institut in Prag (2012) und das Fraunhofer-Institut für angewandte Polymerforschung in Potsdam (2017).
Labor für Batterietechnologie (eLaB)
Architektur: ZG Architekten GmbH
Bauzeit: 2009-2011
Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg
Lise-Meitner-Straße 24
89081 Ulm
Baden-Württemberg
1988 wurde die Stiftung "Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg" (ZSW) von den Universitäten Stuttgart und Ulm, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Land Baden-Württemberg mit den Ministerien für Wirtschaft und Wissenschaft und einigen Unternehmen gegründet. 2009-2011 wurde das eLaB für Batterietechnologie nach Plänen von ZG Architekten aus Ulm realisert und 2014 um ein Gebäude zur Erforschung der industriellen Produktion von Lithium-Ionen-Zellen ergänzt.