Roland Fuhrmann: Spektralsymphonie der Elemente 2010
Die Kunst am Bau der von Klein & Sänger entworfenen Chemischen Institute und Institute für Wasserwesen auf dem Campus der TU Dresden stoßen allseits auf große Gegenliebe. Was so gefällt, ist eine Installation aus farbigen Rundstäben, die der in Berlin lebende Künstler Roland Fuhrmann (Jahrgang 1966) als „impressionistisches Raumgemälde“ und als „Spektralsymphonie“ beschreibt.
Fast 1500 Borosilikatglasstäbe hängen an verschieden langen Edelstahldrahtseilen in elf Reihen von der Decke des Atriums herab und bilden – versehen mit partiell lichtdurchlässigen Mineralfarbpigmenten – einen Farblichtraum, der 30 Meter lang, 3,35 Meter breit und 15 Meter hoch ist. Der Luftraum des Atriums wird zur Spielwiese von Rundstäben, deren 40 Farben sich im Miteinander potenzieren. Die Bewegung der Menschen im Institut trägt zur Vielfalt der Eindrücke bei. Auch das Sonnenlicht, das die Farben zum Leuchten bringt und für lebhafte Schatten sorgt, ist in die Wirkung der Kunst einbezogen.
Die Farben dieser „Spektralsymphonie der Elemente“ sind nicht aus freier Imagination geschöpft. Ihr Kunst-am-Bau-typischer Impetus verdankt sich der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, die mit dem Fachgebiet des Instituts zu tun hat, dem sogenannten Linienspektrum aus Licht, mit dessen Hilfe jedes chemische Element bestimmbar ist.
Fuhrmann hat die Linienspektren aller 99 Elemente – in der Reihenfolge ihrer Ordnungszahl im Periodensystem – in horizontaler Folge dargestellt. Dabei entspricht die Anzahl der Glasrohre, die jedem Element zugewiesen sind, der Zahl der Linien, die das Element im Spektrum aufweist. Insofern handelt es sich bei der Kunst des Atriums um ein reglementiertes Spiel farblicher Konfigurationen, die sich beim Durchschreiten der Passage symbolisch als stets neue chemische Verbindungen erschließen. Unabhängig von der speziellen Inspiration der Arbeit schaffen die sinnliche Erscheinung, optische Leichtigkeit und farbige Vielfalt der „Spektralsymphonie“ in der Halle eine positive Atmosphäre , deren Beiläufigkeit eine echte Kunst-am-Bau-Tugend ist. MS
Weiterführende Literatur Online:
Martin Seidel (Autor), BMVBS (Hrsg.): Dokumentation von 50 Kunst-am-Bau-Werken, BMVBS-Online-Publikation 05/2013.
Weiterführende Literatur:
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013, hrsg. v. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Berlin 2014.
Installation
Borosilikatglasrohre, Edelstahldrahtseile
15 x 4 x 30 m; Borosilikatglasrohre jeweils 70 cm lang und 3,4 cm im Durchmesser
123.100 €
nicht-offener Wettbewerb / Einladungswettbewerb mit 9 Teilnehmern
Chemische Institute und Institute für Wasserwesen
Atrium
während der Öffnungszeiten zugänglich
Künstler : Roland Fuhrmann
Roland Fuhrmann (*1966 in Dresden) ist Bildhauer in Berlin. Nach einem Studium der Bildenden Kunst 1991-1995 an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle schloss er als Stipendiat des DAAD sein Studium an der Ècole Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris bei Christian Boltanski ab. Seit 1998 schafft er Installationen, Licht- und Videoarbeiten häufig als Objekte mit engem Bezug zum räumlichen oder institutionellen Kontext. Fuhrmann realisiert vielfach Arbeiten im öffentlichen Raum sowie Kunst am Bau für die BRD, unter anderem für das Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik in Halle (2000), die Chemischen Institute der Technischen Universität Dresden (2010), die Deutsch-Polnische Begegnungsschule „Willy Brandt“ in Warschau (2014), das Bundesministerium des Innern in Berlin (2017) oder das Wissenschaft- und Restaurierungszentrum der SPSG in Potsdam (2017). Roland Fuhrmann erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen.
Chemische Institute und Institute für Wasserwesen
Architektur: Klein & Sänger Architekten
Bauzeit: 2007-2010
Technische Universität Dresden
Bergstraße 66
01069 Dresden
Sachsen
Der Neubau der Chemischen Institute erfolgte in zwei Bauabschnitten: 1998-2001 entstand der winkelförmige Baukörper an der Bergstraße und 2007-2010 der südlich anschließende s-förmige Erweiterungsbau, der zugleich die Verbindung zum langgezogenen Walther-Hempel-Bau von 1965 herstellt.