Nicola de Maria: Regno dei Fiori musicale / Regno dei Fiori / Universo senza Bombe 1992
Der 1992 vom Stuttgarter Architekten Günter Behnisch errichtete neue Plenarsaal in Bonn wurde nie seiner Bestimmung gemäß genutzt, da schon 1991 der Beschluss gefallen war, dass der Bundestag nach Berlin umziehen würde. So waren für die bestehenden Bonner Parlamentsbauten neue Nutzungskonzepte vonnöten. Der Plenarsaal ist heute Teil des World Conference Centers Bonn, das für verschiedene Veranstaltungen genutzt wird. Dazu zählt auch das sich zur Rheinseite öffnende Restaurant, das bis heute durch seine besondere Gestaltung des Innenraums auffällt. Der italienische Künstler Nicola de Maria erhielt 1992 bei Fertigstellung des Restaurants den Direktauftrag durch den Kunstbeirat des Deutschen Bundestages zu seiner künstlerischen Ausgestaltung.
De Maria entwickelte ein Farbkonzept basierend auf den Grundfarben Gelb, Rot und Blau sowie ergänzend Grün, die er in unterschiedlichen Strukturen an Wand und Decken, an Raumteilern, Säulen und dem Kamin allumfassend einsetzte. An der Decke sind es große einfarbige Felder, hinter der seitlich gelegenen Bar wählte de Maria eine kleinteilige Musterung mit rechteckigen Streifen. Den Raumteiler an der Stirnwand, die der sich zum Rhein öffnenden Fensterfront gegenüberliegt, bemalte der Künstler in einem intensiven Blau, in das Figuren, bunte Sterne und Blumen hineingemalt sind. Die insgesamt sehr farbenfrohe Erscheinung wird dadurch um eine poetische Note ergänzt, die durch den Titel „Regno dei Fiori musicale / Regno dei Fiori / Universo senza Bombe“ („Königreich der musikalischen Blumen / Königreich der Blumen / Universum ohne Bomben“) unterstützt wird. De Maria thematisiert damit die Funktion des Gebäudes als demokratisches Entscheidungsorgan, das über die Zukunft aller Bürger entscheidet, und mahnt die Politiker zu mehr Humanität. Gleichzeitig bricht er ästhetisch mit der strengen Kühle der Architektur des ehemals als Kantine für die Parlamentarier gebauten Restaurants. Nicola de Marias „Königreich der Blumen“ ist die einzige künstlerische Arbeit für den neuen Plenarsaal, die direkt in die Architektur eingebunden ist. Weitere Kunst-am-Bau-Werke im Innenraum stammen von Joseph Beuys und Sam Francis, im Außenraum fanden Arbeiten von Rebecca Horn, Mark di Suvero, Hermann Glöckner und Olaf Metzel Aufstellung. SvM
Weiterführende Literatur Online:
Anne Schmedding / Constanze von Marlin (Autoren), BMVBS (Hrsg.): Kurzdokumentation von 200 Kunst-am-Bau-Werken im Auftrag des Bundes seit 1950. BMVBS-Online-Publikation 25/2012.
Weiterführende Literatur:
Der Deutsche Bundestag (Hrsg.), Kunst im Parlament. Ausgewählte Werke aus der Sammlung des Deutschen Bundestages, Köln/Rheinbreitbach 1997, S. 222 f.
Raumarbeit
Dispersionsfarbe auf Micropor-Platten, Putz, Holz, Beton und Metallplatten
wand- und deckenfüllend
621.026 €
Direktvergabe
World Conference Center Bonn
Restaurant und Lobby
während der Öffnungszeiten zugänglich
Künstler : Nicola de Maria
Nicola de Maria, geboren 1954, italienischer Künstler, Autodidakt. Erste fotografische Arbeiten in den 1970er-Jahren, dann Zeichnungen und immer großflächiger werdende Malerei. De Maria zählt zur Transavanguardia, einer italienischen Variante des Neoexpressionismus ab der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre. Zahlreiche internationale Einzelausstellungen, so in Italien, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden.
Architektur: Behnisch & Partner, Stuttgart
Bauzeit: 1988-92
World Conference Center Bonn
Platz der Vereinten Nationen 2
53113 Bonn
Nordrhein-Westfalen
Der 1988-92 als Ersatz für den alten Plenarsaal von Hans Schwippert errichtete Bau wurde bis 2000 als Plenarsaal für den Deutschen Bundestag genutzt. Seit der Übergabe an die Stadt Bonn dient er als Kongresszentrum, das heute als World Conference Center Bonn (WCCB) firmiert.